Gestorben wird später

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Gespannt drückte sie immer weiter gegen die Tür. Diese knarrte und ächzte dabei. Anscheinend wurde sie schon länger nicht mehr betätigt.

Diese Vermutung wurde, durch den Anblick eines von Spinnweben überzogenen Raumes, verstärkt.

Hermines Neugierde wuchs.
Was war dies für ein Raum und noch viel wichtiger, wer hatte hier gehaust?

Es musste sich um eine Frau gehandelt haben. Darauf wiesen die beiden Ankleidezimmer und der große Spiegel mit Schminktisch neben dem Fenster hin.

Doch warum hatte sie so weit entfernt von den üblichen Gemächern ihren Rückzugsort gehabt?

Behutsam strich die Hexe über den Satinbettbezug und bestaunte das große Himmelbett.

Das Zimmer war im allgemeinen sehr stilvoll eingerichtet.

War dies eventuell Narzissa's kleines Reich gewesen?

Es war jedem in der Zauberwelt bewusst, dass Lucius seine Frau wie Dreck behandelt hatte.

Wahrscheinlich hatte sie nicht mit ihm in selben Bett schlafen wollen und hatte sich ihren eigenen abgelegenen Rückzugsort geschaffen. 

Bei diesen Gedanken lief es Hermine kalt den Rücken herunter. Mit diesem Mann in einem Haus zu leben, musste schrecklich gewesen sein.

Kein Wunder das Narzissa nach Lucius Verhaftung hier nicht mehr wohnte oder zumindest nicht mehr wohnen wollte.

Wahrscheinlich waren die Erinnerungen daran immer präsent gewesen.

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es auch für Draco nicht gerade einfach gewesen sein musste.

Narzissa hatte keinen Einfluss auf seine Erziehung gehabt, deshalb hatte er all das schlechte von seinem Vater eingetrichtert bekommen.

Zum Glück hatte er sich aus dieser Gehirnwäsche gelöst. Ansonsten hätte sie wahrscheinlich niemals den wahren Charakter von ihm kennengelernt.

Aber andererseits wurde ihr auch bewusst, dass es logisch war das er solche Angst vor seinem Vater gehabt hatte.

Von ihm hatte er nie Liebe, sondern immer nur Schmerz erfahren.

War Draco etwa deshalb so versessen darauf gewesen sie vor Lucius zu schützen, dass er ihre Liebe aufgegeben hatte?

Hermine fühlte sich plötzlich schuldig. War sie vielleicht zu hart zu ihm?

Schließlich hatte er einfach nur aus Angst gehandelt.

Jedoch beschloss die Hexe diesmal nicht so nachgiebig zu sein. Er hatte schließlich einfach so in ihr Leben eingegriffen.

Wütend schüttelte Hermine den Kopf und versuchte die Gedanken an dieses Thema zu verdrängen.

Schließlich hatte sie doch gehofft, jetzt nicht weiter daran denken zu müssen und trotzdem hatte sie es getan.

Also widmete sich weiter der Einrichtung und machte eine überraschende Entdeckung.

Sie fand auf einem der Schränke ein Foto von Scorpius und einer schlanken Frau mit dunklen Haaren.

Hatte sich Hermine geirrt und befand sich in einem ganz anderen Zimmer?

Wenn dies der Fall war, würde es jedoch weitaus interessante Fragen aufwerfen.
Zum Beispiel, warum Draco und seine Frau nicht im selben Bett geschlafen haben.

»Ein hübscher Junge, nicht wahr?«, säuselte plötzlich eine weibliche Stimme.

Hermines Nackenhaare stellten sich schlagartig auf und sie drehte sich langsam um.

Auf dem Bett saß eine zierliche hübsche Frau. Es handelte sich um die Frau auf dem Foto.

»Alicia..?»
Diese nickte als Antwort und lächelte Hermine aufmunternd an.

»Freut mich dich endlich kennenzulernen Hermine«

Hermine stockte der Atem. Woher kannte Draco's Frau ihren Namen und wusste wer sie war?

»Ich beobachte dich schon seitdem dein Sohn und du hier seid«, beantwortete der Geist die unausgesprochene Frage.

Hermine schaute sie mit großen Augen an und fragte, warum sie das getan habe.

Alicia lachte. »Ich musste doch die Frau kennenlernen, die mein Mann die ganze Zeit über geliebt hat«

Die Kinnlade klappte Hermine herunter. Sie war sich nicht sicher, ob sie das gerade richtig verstanden hatte.

»Bitte was?! Du meinst..«
»Es gibt schließlich einen Grund, warum ich allein gelebt habe. Draco und ich haben eine Scheinehe geführt. Es war nie mehr als ein freundschaftliches Verhältnis zwischen uns. Das einzige was uns tatsächlich verband, war die Liebe zu unserem Sohn«

Geschockt taumelte die Hexe ein paar Schritte nach hinten und ließ sich mit starrem Blick auf dem eingestaubten Sofa nieder.

»Ich verstehe das nicht..«, begann Hermine mit schüttelndem Kopf.
»Wenn er dich anscheinend nie richtig geliebt hat, warum hat er dich dann überhaupt geheiratet und meine Gedanken gelöscht?«, führte sie verzweifelt ihren Gedankengang fort.

»Diese Frage stellst du ihm dann doch am besten selbst«

After All These YearsWhere stories live. Discover now