Kapitel 31: Danke

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Er versuchte mich ein wenig wegzudrücken, aber das ließ ich erst gar nicht zu, sondern klammerte mich noch fester an ihn dran.

„Was...?!", fing er an, aber ich wiederholte immer wieder nur 'Danke'.

Er verstand es nicht, aber das war schon in Ordnung. Woher sollte er auch verstehen, warum ich ihm immer wieder dankte?! Er wusste kaum etwas von mir. Ich kaum etwas von ihm, aber das was er getan hatte, hatte bis dahin noch nie jemand gemacht, außer er, obwohl gerade er noch nicht einmal einen Grund dazu hatte.

„Geht es dir gut? Was ist los?", fragte er und versuchte wieder ein wenig Abstand zwischen uns zu bekommen, was ich dann auch zum Teil zuließ. Ganz jedoch ließ ich ihn nicht los, alleine schon, damit er nicht schon wieder weglaufen konnte, wir mussten das Blut aus seinem Gesicht wischen und gucken, dass alles soweit ok war.

„Mit mir ist alles ok!", sagte ich und schaute in Marlos Gesicht, welches nur durch den Mondschein beleuchtet wurde.

„Hast du dich verletzt?", fragte er so fürsorglich weiter und schaute meinen Körper entlang.

„Marlo, alles gut. Jedoch wusste ich nicht, wie ich dich stoppen konnte, daher war das hier vielleicht ein wenig gelogen?!", nuschelte ich und schaute schuldbewusst nach unten.

„Man Prinzessin! Mach das nie wieder, ok? Hab mir ziemliche Sorgen gemacht.", schimpfte er. Ich nickte nur und merkte, wie er seine Finger unter mein Kinn tat und meinen Kopf wieder vorsichtig hoch drückte, damit ich sein Gesicht wieder sehen konnte.

Die Atmosphäre schien sich zu ändern, alles um uns herum schien in dem Moment unwichtig zu werden. Ich sah nur noch Marlos Augen. Sah nur noch den intensiven Blick mit dem er mich anschaute. Ich traute mich noch nicht einmal mehr zu blinzeln, aus Angst es kaputt zu machen. Auch das Atmen wurde ruhiger, es schien alles nur noch wie in Zeitlupe zu laufen. Marlo legte seine Hand auf meine Wange und streichelte federleicht drüber. Ich konnte meinen Blick einfach nicht mehr von ihm abwenden.

Marlo schluckte leicht, schloss seine Augen und öffnete sie kurze Zeit später, aber das reichte, um mich aus dem Bann von ihm zu lösen. Ich drehte mein Kopf ein wenig und senkte wieder den Blick. Damit war der Moment wohl endgültig zerstört. Marlo holte leise tiefer Luft und nahm seine Hand von meiner Wange weg.

„Wir sollten nach mir gehen, hier ist es zu kalt.", sagte er und stand langsam auf. Ich nickte, ignorierte die Hand die er mir hinhielt, stand alleine auf und ging langsam in Richtung seines Hauses.

Während des Weges dachte ich über den Moment nach. Was war das? Wieso fühlte es sich so richtig und doch so falsch an? War das wovon immer alle sprachen? War ich auf den Weg mich in Marlo, einen vollkommenen Fremden, zu verlieben? Hätte er nicht seine Augen geschlossen wäre ich weiter gegangen? Hätte ich ihn geküsst? Meinen ersten Kuss? Aber ich hatte doch gar keine Gefühle für ihn! Zumindest waren mir bis dahin nie welche aufgefallen. War vielleicht irgendwas mit mir verkehrt? Aber Marlo empfand auch nichts für mich, sonst hätte er wohl nicht die Augen geschlossen.

Es war dumm, sowas zu denken. Marlo spielte in einer ganz anderen Liga als ich. Das wäre einfach lachhaft, wenn ich denken würde, dass er mich vielleicht etwas mehr mochte. Der ganze Stress tat mir absolut nicht gut, ich fantasierte mir schon irgendwelche Hirngespinste zusammen. Oh man.

Was dachte er? Ich war ziemlich durcheinander. Es wurde Zeit mich wieder von allen abzukapseln und alleine zu sein. War sehr wahrscheinlich das Beste für alle und vor allem für mich. Mich nahm das alles zu sehr mit. Ich spinnte mir schon Sachen zusammen.

Marlo, der mehr als gut aussah, der einfach mal nebenbei modelte, der alles hatte, was man sich wünschen konnte, dazu noch hilfsbereit und menschlich war. Und ich? Ich war genau das Gegenteil. Ich war zu schüchtern, zu hässlich, zu arm. Immerhin waren wir nicht in einem scheiß Märchen!

DREAMWhere stories live. Discover now