Kapitel 32: Balkon

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Ich versuchte immer wieder das beste in allem zu sehen. Immerhin sagte man doch, was einem nicht tötet macht einem härter! Aber es machte mich nicht härter, sondern einsam.

Es gab so vieles, was ich nie kennengelernt hatte. Einen Kindergeburtstag hatte ich nie. Geschenke zu Weihnachten? Gab es nie. Für meine Eltern neue 'teure' Autos, das war wichtig. Die neusten Anziehsachen für meine Erzeugerin, dass war wichtig. Nicht das eigene Kind.

Ich hörte, wie jemand die Türe zum Balkon aufschob und wusch mir schnell die Tränen weg, die mir still über die Wangen liefen und schaute weiterhin in die Ferne.

„Hey Prinzessin. Was machst du in der Kälte?", fragte ein ziemlich verschlafener Marlo, der erst einmal laut gähnte und sich neben mir ans Geländer lehnte.

„Bisschen frische Luft schnappen. Konnte nicht mehr schlafen!"

„Und wieso hast du dir die Tränen weggewischt?", fragte er weiter und ich blieb stumm und schaute weiter in die Nacht. Ich konnte es ihm nicht erklären, er brauchte von den ganzen Problemen und meiner Vergangenheit nichts zu wissen. Wir kannten uns schließlich erst ein paar Tage, wobei es sich für mich manchmal so anfühlte, als wenn wir uns schon viel länger kannten.

„Heißt, du willst nicht drüber reden? Kein Problem, aber du sollst wissen, falls du mal reden möchtest ich höre dir gerne zu und versuche dir soweit es eben geht zu helfen. Klar, wir kennen uns erst ein paar Tage, trotzdem solltest du es im Hinterkopf behalten.", sagte er und schaute auch in die Nacht hinein.

„Danke. Vielleicht nehm ich das Angebot irgendwann an."

„Aber wie geht es dir sonst? Die Informationen, die die Zwillinge eben preis gaben waren ja nicht wirklich ohne."

„Ich weiß es nicht. Es war ein wenig verstörend, dass sie es einfach so machen konnten und ich davon noch nicht einmal was gemerkt habe. Auch das mit den Fotos, sie hätten damit mein Leben zerstören können. Per Knopfdruck! Meinst du die anderen haben die 5 Fotos gelöscht? Ich will nicht, dass jemand Fotos von mir auf seinem Handy hat oder in Facebook oder sonst wo. Immerhin war es doch schon ziemlich Privat, auch wenn ich davon nichts weiß. Und ich möchte einfach nicht, dass diese Fotos in falsche Hände kommen oder man mich damit irgendwann mal erpressen kann oder sonst was."

„Die Fotos sind aus Facebook raus, habe ich eben extra noch einmal gecheckt. Lu schrieb mir, dass sie die Handys der beiden Spasten kontrolliert hätte und sie sie da auch gelöscht hat. Die anderen meinten auch, dass sie sie gelöscht haben, wovon ich stark ausgehe, da sie ja wissen, wie es dazu kam und das du absolut keine Schuld daran hast, außerdem passt es nicht zu ihnen! Der einzige der die Bilder noch auf dem Handy hat bin dann wohl ich."

„Ich hoffe es. Ich will diese Fotos nie wieder irgendwo sehen. Kannst du sie bitte auch löschen?"

„Mach ich nachher direkt, versprochen! Aber möchtest du nicht lieber wieder rein kommen und dich ins Bett legen? Hier auf dem Balkon ist es doch ein wenig kalt und ich habe keine Lust, dass wir beide morgen krank sind."

Ich schüttelte nur den Kopf und schaute wieder zum Himmel, wo der Mond hinter den Wolken hervor kam und alles erleuchtete.

„Ich würde gerne noch etwas hier bleiben und die Ruhe genießen.", antwortete ich ihm und schaute kurz zu ihm. Er stand einfach nur in Shirt und Boxershorts vor mir, war klar, dass ihm kalt war. Ich stand mit Pulli und Trainingshose auf dem Balkon.

„Deine Entscheidung! Aber das Bett ist eindeutig wärmer und bequemer.", antwortete er mir und ich nickte. Er schaute noch einmal zu mir und ging ins Zimmer, als ich ihn nicht mehr sah drehte ich mich wieder zum Garten um und überlegte was ich machen sollte.

DREAMWhere stories live. Discover now