Her [21]

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Yoongi PoV

Nachdem ich mich beruhigt hatte, lockerte Jimin seinen Griff um mich. Er wollte mich loslassen, doch ich ließ es nicht zu, weiterhin klammerte ich mich an ihn, er sollte mein verheultes Gesicht nicht sehen. Ein wenig Stolz hatte ich immer noch und Angst, dass er mich so schwach sah und mich verurteilte, denn mein vorheriges Erscheinen vor ihm war ganz anders und jetzt so vor Jimin geweint zu haben, bedeutete, dass er wusste, wie schwach ich eigentlich war. Ich bin ein Hosenscheißer, ich bin schwach und deshalb versteckte ich mich hinter einer Fassade aus Geld und Macht. Ich wusste doch selbst, wie ekelhaft mein Verhalten ab und zu war und trotzdem seitdem sie weg ist, kann ich nicht anders, als einen auf kalt und bedrohlich zu tun. Ohne sie war ich schwach. Unwillkürlich dachte ich ein weiteres Mal zurück an sie... 

Vor zwei Jahren

"Yoongi! Wie geht's meinem Gummibärchen?", fragte mich Hyeyeong geziert mit einem wunderschönen Lächeln im Gesicht. Sie strahlte immer und auch dieses Mal zauberte ihr Auftreten mir ein Lächeln aufs Gesicht. Fröhlich erwiderte ich ihre Frage: "Mir geht's toll, seit du da bist. Aber wichtiger wie geht es dir? Ist zu Hause immer noch alles so angespannt?" Auf meine Frage hin zuckte sie nur mit einem schiefen Lächeln und antwortete: "Könnte besser sein, aber alleine dich zu sehen, stärkt mich. Danke, dass du für mich da bist." 

Sie hatte es schwer im Leben, sie tat immer auf stark, sie war auch stark, doch ihre Familie hatte finanzielle und familiäre Probleme, an denen sie zerging, wie eine Blume, die langsam aber sicher austrocknete. Ihr Vater hat ihre Familie verlassen und ihre Mutter zusammen mit 3 Kindern zurückgelassen. Natürlich hatte die Mutter alleine nicht genügend Verdienst, um eine 4-köpfige Familie zu versorgen. Deshalb musste Hyeyeong bereits mit 16 arbeiten, denn sie war von den drei Kindern die Älteste. Neben ihrer fünfjährigen Schwester hatte sie noch einen siebenjährigen Bruder, die beide noch viel zu jung waren, um für sich selbst zu sorgen. Ihre Mutter arbeitete rund um die Uhr und so musste sie sich neben Schule und Nebenjob auch noch um den Haushalt kümmern. Natürlich halfen ihre kleinen Geschwister ihr beim Haushalt so gut sie konnten, doch ich merkte , wie sehr ihr das Ganze langsam aber sicher zu viel wurde.

Ich wollte es nicht mehr ansehen. Ich hatte genügend Geld, ich konnte ihr welches geben, doch sie lehnte stets ab. Umso mehr verwunderte mich ihre Aktion eine Weile danach. 

Sie wurde erwischt, wie sie am Schmuckschrank meiner Mutter hantiert hatte. 

Wir konnten uns nach einer langen Zeit endlich wieder treffen und wir gingen zu mir. Als sie dann sagte, sie müsste auf Toilette, habe ich so lange gewartet und langsam hatte ich mir Sorgen gemacht, dass ihr etwas passiert seien könnte, denn sie war nach rund zehn Minuten noch immer nicht zurück. 

Plötzlich hörte ich einen hysterischen Aufschrei meiner Mutter und beeilte mich zu ihr zu kommen. 

Der Schock übermannte mich, als ich im Zimmer meiner Mutter angekommen war und dort meine Freundin vorfand, wie sie mit meiner Mutter raufte, in ihrer Hand eine Goldkette meiner Mutter, während diese versuchte, sie von ihr zu nehmen. Meine Starre endete damit, als Hyeyeong mich mit einem entschuldigenden und schmerzvollen Blick anschaute. "Yoongi, unternehm' etwas gegen dieses Miststück, das mich beklauen wollte! Sie soll mir nie wieder unter die Augen treten, wer weiß, wie viel sie sich schon mitgehen gelassen hat", regte sich meine Mutter auf. Ich hingegen ignorierte meine Mutter nur, alles, was mich im Moment interessierte, war, wieso Hyeyeong das tat, wieso bestahl sie mich? Sie konnte mich nach Geld fragen, ich würde ihr welches geben, deshalb wieso..? 

Wortlos zog ich Hyeyeong am Handgelenk aus dem Schlafzimmer meiner Eltern, brachte sie in mein Zimmer und dort schaute ich sie zunächst nur mit einem enttäuschten Blick an. "Wieso hast du das getan, Hyeyeong?", fragte ich so leise und verletzt und wäre es gerade nicht so still im Zimmer, hätte sie mich nicht verstanden. 

"Tzz, Yoongi, glaubst du ich hätte dich geliebt? Bist du wirklich so naiv? Ich bin arm und brauche Geld und wie kommt man am leichtesten an Geld? Man stiehlt. Wer würde dich bitte lieben Yoongi? Du bist kaltherzig, arrogant und verwöhnt. Du kannst mich nicht verstehen und es ist wirklich blöd für mich gelaufen, dass du mich entdeckt hast. Ich dachte, ich könnte noch eine Weile einen auf scheinheilig tun und dir dein Geld von hinten abziehen", sie schnaubte kurz auf. Obwohl sie ganz anders wirkte als sonst, konnte ich einfach noch immer nicht glauben, dass die Person vor mir wirklich Hyeyeong ist, die ich kannte. Die schöne, starke und liebenswürdige Hyeyeong, die immer mit einem Lächeln strahlte, ist wie verschwunden. Ich konnte nicht glauben, dass alles eine Illusion sein sollte. Konnte eine Person sich so stark verstellen? 

Wut, Schock und Enttäuschung breiteten sich in mir aus, vernebelten meinen Verstand. Ich schrie meine Freundin an: "Verschwinde aus meinem Haus! Ich will dich nie wieder sehen! Wie konntest du mir das antun, mein Vertrauen missbrauchen??!", ich unterbrach meinen Ausbruch, nur um leise zu sagen: "...Aber bevor du gehst, beantworte mir eine Frage, hast du mich jemals geliebt...?" Sie drehte mir den Rücken zu, schüttelte den Kopf, winkte mit ihrem Arm zum Abschied und war dabei aus der Tür zu verschwinden, doch stoppte ganz kurz. Es war still, doch ich glaubte zu vernehmen, wie sie leise flüsterte: "Ich liebe dich mehr als alles andere Yoongi, es tut mir so leid...", dann ging sie schnellen Schrittes raus. Tränen kullerten meine Wange herunter, hatte ich mich verhört...? Was sollte das gerade bedeuten? Zu gerne hätte ich ihren Ausdruck gesehen, um mich zu vergewissern... Allein im Zimmer kauerte ich mich im Bett zusammen und weinte einfach, es schmerzte, betrogen zu werden. 

Einige Tage später erfuhr ich, dass ihre Familie wegzog. Sie verschwand wirklich vollkommen aus meinem Leben, doch immer noch bereute ich es so beendet zu haben, ich hätte ihr nachrennen sollen, sie fragen sollen, ob ihr Kopfschütteln doch nicht eine Lüge gewesen war. Ich bin so ein Narr in Liebesdingen. Was wäre wohl, wenn ich sie wiedersehe...


  I'm your star, I shine as if nothing's wrong

But the moment I should shine the most, I take my mask off 

Lost star, I'm laying down my burdens, enjoying the darkness 

There's no lights to shoot at me as if it's killing me  


Outro:Her - 방탄소년단 

Different ~ YoonminTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon