18. Dezember: Bleur (Bill x Fleur)

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Bild von SparkNotes (Tumblr)

Geschrieben von _childoftheforest_

"Mum, wie haben du und Daddy euch eigentlich kennengelernt?", fragte die kleine Victoire unverwandt. Fleur deckte sie gerade behutsam mit der Bettdecke, die mit einem pastellenen Blümchenmuster geziert wurde, zu. Durch das Fenster konnte man bereits die ersten Sterne funkeln sehen und der Ozean ließ sich nicht mehr vom Himmel unterscheiden. Lediglich durch das Geräusch der Wellen, die an die steilen Klippen schlugen, wurde einem bewusst, dass das kleine gemütliche Haus direkt am Meer lag.

"Das ist eine lange Geschichte", antwortete Fleur, der man ihren französischen Dialekt kaum noch anhörte. Sie hatte ihn sich durch die vielen Jahre hier in England langsam abgewöhnt. "Ich werde sie dir am besten morgen erzählen", versprach sie dem kleinen Mädchen mit dem gleichen silberblonden Haar, wie es auch Fleur hatte.

"Aber ich will die Geschichte jetzt hören", protestierte Victoire und setzte einen Schmollmund auf. Fleur seufzte und wusste, dass die Kleine keine Ruhe geben würde, bevor sie nicht die Geschichte gehört hatte. Sie ließ sich also am Fußende des kleinen Himmelbettes nieder und überlegte wie und wo sie beginnen sollte.Ein Lächeln umspielte Fleurs schönes Gesicht, als die Erinnerungen an diese Zeit sie wie ein sanfter Sommerwind streiften.

"Es begann damit, dass ich zur Teilnehmerin am Trimagischen Turnier ausgewählt wurde", begann Fleur ihre Erzählung. "Was ist das Trimagische Turnier?" unterbrach Victoire sie neugierig. "Es ist wie ein Wettbewerb zwischen den drei größten europäischen Zauberschulen Beauxbatons, Hogwarts und Durmstrang. Ich nahm als trimagischer Champion für Beauxbatons teil. Beauxbatons ist die Zauberschule in Frankreich, meiner Heimat," antwortete Fleur und dachte dabei an ihre ehemalige Schule inmitten der bergigen Landschaft der Pyrenäen, umgeben von gepflegten Gärten und Wiesen, wo es die schönsten Blumen überhaupt gab.

"Werde ich auch dorthin gehen um Zaubern zu lernen?" fragte Victoire aufgeregt. "Non, mon Chéri", antwortete Fleur ausnahmsweise auf Französisch, "Du wirst nach Hogwarts gehen. Aber keine Angst, Hogwarts ist genauso toll wie Beauxbaton, eben nur auf seine eigene Weise. In Hogwarts fand damals auch das Trimagische Turnier statt und es war der Ort, an dem ich deinem Vater zum ersten Mal begegnet bin. Ich sah ihn vor der letzten Aufgabe, die darin bestand einen Pokal aus einem Irrgarten zu holen. Bill und Oma Molly kamen also um den jungen Harry Potter, deinen Onkel, zu unterstützen, da seine Eltern gestorben waren und er keine lebenden Verwandten hatte. Sie waren fast wie eine Familie für ihn", erzählte Fleur und erinnerte sich an Harry, den kleinen Jungen von früher, der vom Feuerkelch ausgewählt worden war, obwohl er noch gar nicht volljährig war. Alle glaubten ihm nicht, dass er den Zettel mit seinem Namen nicht in die Flammen geworfen hatte, auch Fleur. Plötzlich empfand sie tiefes Mitgefühl für ihn.

"Und dann?", fragte die kleine Victoire, die unbedingt wissen wollte wie es weiterging.

"Als ich Bill zum ersten Mal sah, stach er mir sofort ins Auge. Er hatte die roten Haare der Weasleys, doch seine waren lang und zu einem Zopf zusammengebunden. Außerdem trug er damals einen Drachenzahn-Ohrring. Er hatte irgendetwas an sich, dass ich meinen Blick nicht mehr von ihm abwenden konnte. Ein Jahr später entschied ich mich für einen Job bei Gringotts um mein Englisch zu verbessern, das zu dieser Zeit wirklich katastrophal war. Gringotts ist eine Zaubererbank in London. Und wie es der Zufall so will, arbeitete dein Vater auch dort. So kamen wir uns näher, bis er mich eines Tages nach einem Date fragte. Ich war natürlich total in ihn verliebt und sagte sofort ja. Er lud mich in ein schickes Restaurat ein und hatte sich zu diesem Anlass sogar einen Anzug angezogen. Er sah einfach umwefend aus. Nach dem Essen fragte er mich, ob ich mit ihm Tanzen würde. Es war so schön, mit ihm über die Tanzfläche zu schweben und zu lachen, während die Musik uns einhüllte".

Victoire blickte ihre Mutter mit großen Augen an. Doch Fleur war schon wieder in ihren Gedanken versunken und lächelte seelig vor sich hin. "Mum? Wie ging es dann weiter?" musste Victoire fragen, um sie aus ihren Gedanken zu reißen, damit sie weitererzählte.

"Danach trafen wir uns immer öfter und tanzten gemeinsam", nahm Fleur ihre Erzählung wieder auf. "Habt ihr euch auch geküsst?" wollte Victoire wissen und sah ihre Mutter abwartend an. "Oui, mon Chéri. Wir haben uns gleich an unserem ersten Date auf der Tanzfläche in dem Restaurant geküsst."

"Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern", sagte Bill, der in der Tür lehnte. Fleur fuhr herum und lächelte ihren Mann an. "Hast du etwa gelauscht?" fragte sie ihn gespielt vorwurfsvoll, was die kleine Victoire zum Kichern brachte. "Ich wollte ja eigentlich nur nachsehen, ob alles okay ist, weil meine bezaubernde Frau nicht wiederkam. Aber dann hörte ich, wie du unsere Liebesgeschichte erzählt hast und da musste ich einfach lauschen", antwortete er und setzte sich im Schneidersitz auf den helllilanen Teppich vor Victoires Himmelbett um Fleurs Erzählung weiterhin zu lauschen.

"Wir waren unsterblich verliebt und küssten uns zu jeder passenden Gelegenheit", fuhr Fleur fort. "Und wir hielten immer Händchen, wenn wir durch die Stadt schlenderten oder einen Spaziergang unternahmen", ergänzte Bill und erntete dafür einen weiteren vorwurfsvollen Blick von seiner Frau. Daraufhin setzte er sich gerade hin und war ruhig, sodass Fleur weitererzählen konnte.

"Dann eines Tages stellte er mich seiner Familie vor. Ich glaube sie waren anfangs nicht so begeistert von mir, aber dass ließen sie sich nicht anmerken. Ich war beeindruckt von der Gemütlichkeit des Fuchsbaus und beneidete Bill darum, dass er in so einer netten und fürsorglichen Familie aufwachsen durfte".

"Deine Familie ist doch auch ganz nett", warf Bill ein und sah zu ihr hoch. "Oui, oui, aber sie sind nicht auf diese aufgeschlossene und liebevolle Art nett, sondern auf ihre eigene Weise. Jedenfalls mochte ich deine Familie von Anfang an und ich hatte das Gefühl, dass sie mich auch mit der Zeit mochten. Schließlich fragte mich Bill, ob ich ihn heiraten wöllte und was konnte ich anderes antworten als ja? Unsere Hochzeit fand im Garten des Fuchsbaus statt und es kamen viele Freunde und Verwandte. Doch das Ende war unerwartet und schrecklich".

"Was ist denn passiert?", fragte Victoire nach, da ihre Mutter aufgehört hatte zu erzählen. Fleur sah ihren Mann hilflos an und versuchte ihm schweigend zu fragen, wie sie das am besten der kleinen Victoire erzählen sollte.

"Es kamen die Todesser, Voldemorts Anhänger", begann Bill, ohne die unschöne Wahrheit zu vertuschen. "Was?", fragte Victoire und richtete sich erschrocken auf, "Wieso sind sie denn gekommen? Wollten sie euch töten? Wie habt ihr sie verjagt?" "Ganz ruhig, kleine Hexe", antwortete Bill um sie zu beruhigen, "Die meisten Gäste sind disappariert. Ich schickte deine Mutter ebenfalls fort, damit sie in Sicherheit war und kämpfte dann mit ein paar anderen gegen Voldemorts Anhänger. Doch am Ende disapparierten wir ebenfalls. Wir hatten einfach keine Chance, wir waren zu wenige".

Victoire atmete erleichtert auf und ließ sich in ihre Blümchenkissen fallen.

"Und dann, eines Tages, als der Krieg vorbei war, kamst du, kleine Victoire und mit dir kam auch die Sonne wieder in unsere vom Krieg zerstörte Welt. Du hast uns so glücklich gemacht, wie es niemand anderes je hätte machen könnten. Du bist unser kleiner Sonnenschein und da du genau an dem Jahrestag des Sieges über Voldemort geboren wurdest haben wir dir den Namen Victoire gegeben. Es bedeutet die Siegerin", beendete Fleur die Geschichte und hoffte, dass die Stelle mit den Todessern ihrer Tochter nicht allzu viel Angst gemacht hatte.

Fleur erhob sich und gab Victoire einen Gutenachtkuss auf die Stirn. "Fais de beaux rêves, ma petite Victoire", wünschte Fleur ihrere Tochter in ihrer Muttersprache Gute Nacht. Auch Bill gab der Kleinen einen zärtlichen Kuss auf den Kopf und wünschte ihr süße Träume. "Gute Nacht, Mum und Daddy", murmelte Victoire und als Fleur die Tür hinter sich zuzog waren ihre Augen schon vor Müdigkeit zugefallen.

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