Der Schwache bin ich

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Buenos Aires! So wenig aber so vieles hat sich hier verändert. Die Stadt hat sich eigentlich nicht richtig verändert. Klar, es gibt einpaar Baustellen, aber was Buenos Aires ausmacht steht noch. Ich wünsche manchmal ich wäre eine Stadt. Einfach das was dich aus ausmacht hast du für immer und durch das ganze Leben kommen neue Herausforderungen und Änderungen, die dich besser machen.

Der Gegenteil ist bei mir der Fall. Anstatt mich den Herausforderungen und Änderungen zu stellen, laufe ich die ganze Zeit weg und das führt dazu das ich mich nie verbessern kann.

Ich schlendere durch die Straßen Buenos Aires ohne eine Idee und ohne einen Plan. Bis jetzt kann ich nichts richtig identifizieren, alles scheint so neu. Aber dann erkannte ich ein Gebäude, welches mir eigentlich so bekannt vorkommt, aber momentan mein Gehirn es einfach nicht einordnen kann.

Dann fiel es mir ein. Das Jam&Roller! Ein magischer Ort. Damals als ich das erste Mal hier war, wollte ich es nicht zugeben, aber schon damals spürte ich die Magie, die den Ort ausmacht. Doch das Jam&Roller, das ich kannte, gab es anscheinend nicht mehr. Wo die rießigen Tafel, das den Namen des Jam&Rollers trug, sehe ich jetzt einen roten Hai mit den Namen "Red Sharks". Es fühlte sich so komisch an diesen Namen auszusprechen.

Ich war fasziniert von den neuen Look, dass ich für eine kurze Zeit meinen Körper lockern ließ. Der Gehstock rutschte mir weg und ich fiel auf meine Knie und dabei verlor ich wieder das Foto. Leider rutschte mein Gehstock ein bisschen zu weit, weil er jetzt im Gras des Parks vor dem Jam&Roller lag. Ich konnte mich nicht mehr aufrappeln.

Warum musste ich überhaupt her kommen? und warum habe ich überhaupt diesen Ort wieder gefunden? Ich versuchte mich hoch zu stemmen, doch meine Armen waren zu schwach. Ich habe die Hoffnung aufgeben selbst wieder hoch zu kommen.

Doch plötzlich sah ich zwei Beine, die sich vor meinen Foto gestellt haben. Schnell wollte ich das Foto ergreifen, aber diesesmal war ich langsamer. Gerade als ich mich beschweren wollte, dass sie mir das Foto nicht gab, schaute ich hoch und musste festellen, dass es sie ist.

Sie! Ausgerechnet sie! Konnte es kein Tourist sein oder irgendwer anderes? Ich bekam ein Kloß in meinen Hals, was meiner Atmung auch nicht gut tat. Was mir auch nicht gut tat war ihre Trauer und Wut, die ihr wunderschönes Gesicht bedeckten. Durch ihren Anblick fing alles an zu zittern. Der Schmerz, den ich vorher wegen des Falles hatte, wurde durch einen anderen Schmerz übertroffen. Dieser war so stark, dass der Schmerz mich komplett erstarren ließ.

Die Spannung, die zwischen uns war, war so unerträglich. Eine Barierre bildete sich um uns, sodass wir nichts mehr außer uns wahrnahmen. Keiner von uns weiß was er machen soll, denn sobald jemand diese unerträgliche Stille brechen sollte, könnte es uns komplett zerstören.

Ihr liefen Tränen, die ich verdammt gerne wegwischen würde, aber mein Zustand und mein Gewissen ließen es nicht zu. Sie hielt das Foto so fest, so als dieses Foto ihr Antworten geben konnte.

Es schmerzte sie zu sehen. Die Tränen, die Trauer, die Schwäche alles tat so weh. Vor allem sie so schwach zu sehen. Sie sollte doch glücklich sein und sich nicht wegen so einen wie mir den Kopf zu zerbrechen. Sie verdient das nicht.

Doch die Schwäche, die ich anscheinend gesehen habe, war nur eine Illusion, denn sie tat den ersten Schritt und nicht ich. Der einzige Schwache war ich.

,,Matteo?" fragte sie und bekräftige somit meinen Verdacht, dass sie komplett fertig ist.

Sie hat bloß meinen Namen gesagt und das bringt mich schon durcheinander. Warum muss sie wegen mir leiden? Sie sollte mich anspucken oder anschreien! Aber sie sagte nur meinen Namen und erhofft jetzt das ich irgendwas sage.

,,Luna,"bereute ich schon das ausgesprochene. Doch ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper.

Nun stehen wir hier. So nah und doch so fern. Einst verstanden wir uns nur durch Blicke, jetzt schaden diese uns. Wir waren unzertrennlich, doch jetzt sind wir Hüllen aus Scherben.

Wenn sich kein Jogger sich durch unsere Barriere getraut hätte und mir meinen Stock wieder zurück gegeben hätte, wären wir so ewig geblieben.

Ich raffte mich auf und schaute nun direkt in ihre Augen, die so zerbrechlich wirkten und überhaupt keine Spur von ihren Funkel zeigten. Das Funkeln, das mich immer zum seuftzten brachte, existierte nicht mehr in ihren Augen.

Doch was dann geschah hätte ich mir nie ausmalen können, denn Luna kam zu mir und drückte mich so fest, dass ich einen Seufzer herausbrachte. Ich weiß nicht, ob es die Erleichterung war oder der Schmerz, der nur durch ihre Nähe komplett verschwunden war.

Doch gleich bereute ich es. Sie sollte nicht meine Nähe suchen! Sie sollte nicht einmal an mich denken! Sie verdient was besseres! Wie konnte sie mir verzeihen? Hat sie überhaupt die Briefe gelesen? Wenn ja, warum hasst sie mich nicht?

Aber die Intensität und die gewaltigen Gefühle, die gerade diesen Moment prägen, lässt mich für kurze Zeit abschalten und lässt mich diesen Moment genießen...

Wie ein Foto alles ändern kannOnde histórias criam vida. Descubra agora