Die Erkennung

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Seh oft frage ich mich, was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin? Viele Gedanken strömen mir dann durch meinen Kopf und suchen nach der Antwort. Vor ein Jahr hätte ich gesagt, dass mich Javi verändert hat und er mir gezeigt hat, was das Leben überhaupt ist, doch heute würde ich ohne zu zögern sagen, dass die Menschen, die dir sehr wichtig sind und du überalles liebst dich machen wie du bist!

Denn jetzt stehe ich vor der Haustür, die mich und meine einzige Familie noch trennt und dabei merke ich wie mein Herz schneller schlägt, obwohl ich noch nicht ihr Gesicht gesehen habe, obwohl ich noch nicht ihre Stimme gehört habe und obwohl ich noch nicht ihre Lebensfreude spüre.

Was mich noch daran hindert diese Tür aufzumachen sind meine Schuldgefühle und die Reue, das ich einfach so gegangen bin. Ich könnte es einfach nicht ertragen sie so verletzt zu sehen. Aber ich wollte und konnte nicht mehr verhindern das ich wieder da bin. Nun zählt nur eins! Mich bei ihr zu entschuldigen.

Jede Bewegung, die ich ihr näher komme lässt mich zurück errinern an den Tag als sie entlassen wurde. Damals war ich auch nicht da um sie abzuholen und ihr zusagen, dass alles gut wird. Nun ist alles so anders und doch alles so vertraut. Als ob jemand meine Geschichte wieder erzählen würde, hörte ich die Stimme meiner Schwester, die mir einen Schauer einjagte und mich fast zun erstarren brachte.

,,Wer ist da?," fragte sie und versetzte mich wieder in die Vergangenheit.

Wie damals war ich erstarrt, aber diesesmal hatte sie es nur mit ihrer Stimme geschafft. Ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen und schon hörte ich ihr Stampfen und wünschte ich wäre nie zurück gekommen.

,,Warte-sagte sie als ob sie was festgestellt hätte- Matteo? Bist du das?"murmelte sie ihren Fragen bevor sie dann vor mir stand und meine Augen sich weiten bei ihrem Anblick.

Bevor ich überhaupt irgendeine Regung zeigen konnte nahm Sophia mich schon in den Arm und sowie bei Luna fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich merkte, dass sie weinte und dabei auch kicherte. Dieses Gefühl sie wieder bei mir zu haben erfüllte meinen Körper mit Glück. Jeder der mir heute verziehen hat, hätte mich lieber wegstoßen sollen und mich anschreien, doch alle haben mir vergeben und das verstehe ich nicht und will es auch nicht verstehen.

,,Ich habe dich vermisst!"schluchzte sie und versetzte mir ein Stich durch meinen Herzen. Warum muss das jeder sagen? Diese Wörter machen meinen Gewissen keinen Stück besser.

Ich konnte nichts sagen, denn als ich sie vor mir sah und sie dann auch mich sah, war alles so anders. Sie konnte mich sehen und erkannte mich wieder und das sogar ohne mich zusehen. Sophia kann wieder sehen und das brachte mich zum Weinen. Meine Tränen wollten einfach nicht mehr aufhören an meiner Wange runter zuströmen. Das sie wieder sehen konnte machte mich einfach überglücklich, aber es schmerzte auch zu wissen, dass die Operation ohne meiner Verdienste ermöglicht wurde.

,,Matteo, warum bist du gegangen? Wir haben dich alle ganz doll vermisst! Du warst auch nicht dabei als ich wieder sehen konnte!"brummte sie unter Tränen

,,Ach, Sophia! Es wurde einfach alles viel zu viel für mich! Was ich überhaupt nocht ertragen konnte war das ich dir die Operation nicht ermöglichen konnte!"offenbarte ich ihr meine Schuldgefühle

Bevor ich noch was einhengen konnte, wurde ich von ihr mit entsetzten Blicke bedacht, was mir ein Schaudern bereitete.

,,Was sagst du da?! Matteo! Wie oft habe ich es dir schon gesagt, dass es nie deine Schuld gewesen war! Was hätte ich ohne dich gemacht? Du bist immer für mich da!"machte mir meine 8-jährige Schwester klar, dass ich mich nie so hätte fühle müssen

Sie hat recht! Egal, was ich gemacht habe, ich habe immer alles für Sophia getan. Gleich nahm ich sie wieder in den Arm und drehte sie im Kreis. Obwohl ich die fünf Monate im Koma lag habe ich sie überalles vermisst.

,,Spätzchen! Wer ist bei dir?"fragte die Stimme von Vanessa neugierig

,,Komm her und sieh dir wer wieder da ist!"
rufte meine Schwester durch das Haus

Nicht einmal nach einer Sekunde stand schon Vanessa vor uns und ließ alles fallen, was sie in den Händen hatte. Keiner von uns beiden wusste wie reagieren soll und ich entschloss sie einfach zu umarmen.

,,Danke, Vanessa! Danke, dass sie sich um meine Schwester gekümmert haben! Ich weiß nicht wie ich je mich bedanken soll! bedankte ich mich

,,Du musst dich nicht bedanken! Wir müssen dir danken, dass ihr gekommen seits! Wir haben euch echt in unseren Herzen geschlossen! entgegnete sie mir

Als sie das sagte wurde mir eins klar: Bruno und Vanessa sind die richtigen Menschen für meine kleine Schwester. Sophia ist hier glücklich und würde hier richtig leben. Sie braucht solche Menschen und ich muss noch schauen, wo ich in der Schule stehe! Solange ich nicht studiert habe, kann ich meiner Schwester kein schönes Leben ermöglichen, aber bei Bruno und Vanessa wird es ihr gut gehen...

Wie ein Foto alles ändern kannWhere stories live. Discover now