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13. Februar|2013

Ich war auf dem Weg nach Hause. Meine Beine fühlten sich unendlich schwer an und ich träumte schon beim Gehen.
"Ah.... Ich bin so müde...", murmelte ich in die Dunkelheit.
"Ich sollte mich beeilen und zu Mama gehen.", fiel mir ein. Mein Schritt wurde ein wenig schneller.
Auf dem Weg dachte ich an meinen Freund, Chris. Ich bin ungefähr schon ein Jahr mit ihm zusammen, aber irgendwie zweifle ich in letzter Zeit öfters an der Beziehung. Es kommt mir so vor, als würde er mich als einen Gegenstand ansehen.
Meine Gedanken wurden von dem Vibrieren meines Handys unterbrochen. Ich nahm es aus der Tasche und las den Text.
'Komm sicher nach Hause, Babe♡♡'
Und genau das lies mich meine Zweifel an der Beziehung vergessen.
Ein breites Grinsen zierte meine Lippen und ohne es zu merken, kam ich endlich zu Hause an.
"Mama! Ich bin wieder da!", rief ich glücklich. Wir wohnen zu zweit in einer kleinen Wohnung. Ich gehe neben der Schule auch noch arbeiten. Ich kann es einfach nicht mit ansehen, wenn meine Mutter alles allein macht.
Obwohl mein Ankommen jetzt schon einige Sekunden her war, antwortete Mama immer noch nicht. 'Wahrscheinlich schläft sie...'
Leise ging ich zu der Tür zu ihrem Schlafzimmer. Ich öffnete sie vorsichtig, immerhin wollte ich sie nicht wecken.
Meine Augen benötigten einige Sekunden, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnten. Mit einem Mal wird mir unwohl. Das Bett ist leer. Um sicher zu gehen, taste ich nach dem Lichtschalter und mache das Licht an, doch das Bett bleibt leer. Mein Herz beginnt zu rasen. 'Warum ist sie nicht zu Hause?'
Nervös stampfe ich durch die ganze Wohnung, doch auch in den anderen Zimmern ist sie nicht.
"Wo kann sie sein...", nuschelte ich nervös. Ich konnte den Schweiß auf meiner Stirn genau fühlen.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief Chris an.
Meine Mutter sagt immer Bescheid, wenn sie nicht nach Hause kommt. Sie würde nicht einfach so wegbleiben.
"Mama ist weg.", sagte ich panisch am Telefon. "Ja.", antwortete Chris. "Was soll ich denn jetzt- Warte was?" Ich glaubte mich verhört zu haben. Was heißt hier bitte ja?!
"Chris... Was-" "Hör zu... Ich bekam vorhin einen Anruf aus dem Krankenhaus." "Du?" "Ja, ich. Dich konnte man nicht erreichen. Deine Mama hatte... eine Art Unfall. Sie ist im Krankenhaus. Aber-"
Ich ließ Chris nicht zu Ende reden. Was interessierte mich, was er zu sagen hatte? Ich lief umgehend zum Krankenhaus. Mein Herz schlug laut gegen meinen Brustkorb, es tat schon fast weh. Mit zitternden Knien trat ich durch die große Glastür und stellte mich an der Rezeption vor. "Ja, Zimmer 317, Etage 4.", sagte die Dame.
Meine Schritte wurden immer schneller, aber ich konnte nicht rennen. Irgendwie, hatte ich Angst. Was würde mich dort erwarten? Was, wenn sie ernsthaft verletzt ist?
Ohne zu denken, öffnete ich die Tür.
"Mama!", rief ich, als ich sie auf dem Bett liegen sah.
"Mama, was ist passiert?", fragte ich mit heiserer Stimme. "Schatz, beruhig dich bitte.", sagte meine Mutter. Wie sollte ich mich bitte beruhigen?
"Ich habe dir etwas verschwiegen. Bitte weine jetzt nicht. Ich bin krank, meine Kleine. Ich glaube, heute ist es so weit.", sagte sie. Tränen formten sich langsam in meinen Augen und mein Hals begann weh zu tun.
"Mama... Was redest du?", brachte ich leise hervor. Nun kullerte auch ihr eine Träne über die Wange. "Zu Hause ist ein Brief für dich. In der untersten Schublade der Kommode. In dem habe ich dir alles erklärt.", sagt sie mit zitternder Stimme. Ich schüttelte den Kopf. Meine Tränen liefen unkontrolliert über mein Gesicht.
"Nein... nein, Mama. Mach das nicht.", sagte ich. Meine Unterlippe zuckte, weil ich meine Schluchzer unterdrückte.
"Bitte pass auf dich auf. Schatz... Hör auf zu weinen.", sagte meine Mutter und legte ihre Hand auf meine Wange. "Mama... Nicht..." "Ich liebe dich.", hauchte sie leise. Sie lächelte schwach und schaute mir einige Sekunden in die Augen.
Ihre Hand fiel langsam von meiner Wange. Ich nahm sie wieder in meine Hände und drückte sie fest. "Mama... Mama.... Das ist nur ein Scherz, richtig? Mama komm schon....", schluchzte ich. "... Bitte. Hör auf... Mama!", rief ich. Mein Körper sackte zusammen. Meine Schluchzer füllten den ganzen Raum. Dann drückte ich mich hoch und lief zur Tür. "Bitte! Hilfe!", rief ich über den Flur. Eine Schwester sprintete zu dem Zimmer. Ich sackte auf dem Boden zusammen und presste meine Hände vor meine Augen. "Das ist nicht wahr...", sagte ich leise. Wieder lief jemand an mir vorbei. Eine ältere Frau. Und dann bückte sich jemand zu mir runter. "Alles gut.", sagte ein junger Typ und nahm mich in den Arm. Ich kannte ihn nicht. Das ist das erste Mal, dass ich ihn sehe und trotzdem fiel ich ihm in die Arme und schluchzte in seine Schulter. Sein ganzes T-Shirt muss nass gewesen sein, es war mir aber egal. Bei ihm fühlte ich mich sicher. Mein ganzer Körper zitterte und ich fiel wieder auf den Boden, als mich jemand hoch zog.
"Komm mit.", befahl mir jemand durch knirschende Zähne. "Chris...", nuschelte ich. Warum zog er so? Warum tat er mir so weh? Warum half er mir nicht? Warum schlug er mich, als wir allein im Gang waren? Nur der Typ, der mich in den Armen gehalten hat, hörte den lauten Knall. Wahrscheinlich weiß er trotzdem nicht, was sich eine Ecke weiter abspielte.
Wie hypnotisiert folgte ich Chris ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Immer noch am ganzen Körper zitternd, aber nicht mehr weinend. Dazu war ich zu verstört.

Stay With Me | Yoongi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt