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"Da lässt man dich einmal alleine.... Ein verdammtes Mal!", schrie Chris zu Hause.
Seine Stimme machte mir Angst. Dann holte er nochmal aus und schlug mir ins Gesicht. Wieder fielen Tränen über meine Wangen.
'Mama.... Was soll das?... Bitte hilf mir...'
Der Schlag lies mich gegen die Wand prellen und ich sackte auf die Knie. Er trat mir noch einmal in den Magen bevor er ging und mich dort sitzen ließ.
Dann legte ich mich einfach ins Bett. Ich war komplett leer. Ich war verwirrt. Alles war und ist so surreal. Ich dachte, ich hätte nur geträumt, dass er mich schlägt. Aber als er es nach zwei Monaten noch immer machte, wurde mir bewusst, dass es keine einfache Einbildung ist. Doch ich kann nichts machen. Ich kann nirgends hin. Er ist der Einzige, den ich habe. Würde er mich doch bloß nicht schlagen...

Ich suchte in einem Regal nach irgendetwas. Ich bin mir nicht sicher, was ich überhaupt suche. Wenn ich es sehe, weiß ich es schon. Und dann sah ich oben im Regal die Marmelade. Als kleiner Mensch ist es nicht einfach. Bemüht stemmte ich mich auf Zehenspitzen, in der Hoffnung, ich würde dann an sie ran kommen. Doch ehe ich sie erreichte, wurde meine Sicht verschwommen. Ich hielt meine Hand gegen meine Stirn und taumelte von rechts nach links. Dann wurde meine Sicht komplett schwarz.

~

Ich wachte von Kopfschmerzen auf. In meinem Arm steckte ein Zugang, glaube ich zumindest. Ich gehe mal davon aus, ich liege im Krankenhaus. 'Hoffentlich sehen sie nicht die Blutergüsse...'
Ich riss die Nadel aus meinem Arm und setzte mich auf.
Seit dem Tod meiner Mutter, oder seid Chris mich schlägt, bin ich komplett gefühllos. Mir macht nichts mehr etwas aus und alles lässt mich kalt.
Ich stand also von dem Bett auf und ging auf den Flur. Rechts und links war alles dunkel. Wie an dem Tag.
Meine Schritte hallten auf dem Flur wieder. Ich hatte eben nur noch schnell meine Schuhe angezogen und lief dann los. "Wo geht es hier bloß raus?", fragte ich mich monoton. Plötzlich fasste jemand auf meine Schulter.
"Ya, was machst du Nachts auf dem Flur?", fragte mich eine männliche Stimme. Erschrocken fuhr ich herum und blickte in wunderschöne Augen, die ich irgendwo schon mal gesehen habe.
"Warte mal... Du bist das Mädchen von vor zwei Monaten.", stellte der Junge fest. Ja, er hatte recht. Er war der Kerl, dem ich in die Arme gefallen bin.
Seine Hand streifte langsam über meinen Arm und ich zuckte zusammen. "Hast du da was?", fragt er und sah mir in die Augen. Ich könnte ihn jahrelang anstarren, wenn es Chris nicht gäbe. Also zog ich meinen Arm wieder weg.
"Du hast noch die Wunde von dem Zugang. Komm mit.", sagte der Junge plötzlich. Ohne etwas zu sagen, lief ich ihm hinterher. "Tante, kannst du ihr ein Pflaster geben?", fragt er.
Eine Schwester drehte sich um und schaute mich an.
"Kleines... Was machst du denn hier? Du solltest auf deinem Zimmer sein.", sagte sie und schaut mich von Kopf bis Fuß an. Sie kramte in einem Regal und gab mir dann ein Pflaster.
"Tu mir den Gefallen und bring sie auf ihr Zimmer zurück." "Nein. Ich muss wirklich gehen.", sagte ich. Es war das erste Mal, dass ich sprach. Meine Worte müssen unglaublich verängstigt rübergekommen sein, nach den Blicken zufolge.
"Nein, meine Liebe.", sagte die Schwester und lächelte. Sie holte Luft, um etwas zu sagen, doch plötzlich ertönte ein leises Piepen.
"Ah... Ich muss. Kümmer dich um sie!", sagte die Frau und ging. "Also... Komm mit.", sagte der Junge schüchtern. Woher wusste er überhaupt, auf welchem Zimmer ich lag. Naja was auch immer.
"Ich bin übrigens Yoongi.", sagte er irgendwann.
"Freut mich, Yoongi.", sagte ich. Es war wirklich lange her, dass ich zuletzt gelächelt habe, aber irgendwie schlich sich doch ein Grinsen auf meine Lippen.

Stay With Me | Yoongi x ReaderWhere stories live. Discover now