4| Training

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Zwei der Männer, welche sich auch bis auf das letzte dunkelblonde Haar glichen, beachteten mich keines weiteren Blickes und redeten ungestört weiter. Doch der dritte, ein Schwarzhaariger, welcher gerade ein Buch zur Seite gelegt hatte, sah mich erstaunt an.
"Sind Sie Dr. Livia Schwarz?", fragte dieser immer noch staunend.
"Ähm... Ja", antwortete ich perplex. Der Mann sprang auf und ging auf mich zu. Während er mir eifrig die Hand schüttelte, begann er wieder zu sprechen "Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen. Ich habe alle Ihre Arbeiten gelesen und bin begeistert davon. Ich bin übrigens Markus Lammbauer."
"Freut mich ebenfalls."
Markus ließ endlich meine Hand los. Unser Gespräch fortführend gingen wir zu unseren Betten. Markus hatte das Bett neben meinem belegt, was es uns umso leichter machte, uns zu unterhalten.
Ein großer Teil unseres Gespräches drehte sich um die Frage, was ich, eine der besten Wissenschaftlerinnen Österreichs, in einem Kriegslager zu suchen hatte. Nach der Kurzfassung meiner - etwas langen - Geschichte war Markus nicht mehr allzu verwirrt.
Mich machte es glücklich, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem ich über alles reden konnte, auch über meine Forschungen. Normalerweise brachen Leute die Gespräche ab, sobald ich darauf zu sprechen kam.

Jedoch wurden wir jäh unterbrochen, als die Tür geöffnet wurde und eine Frau und ein weiterer Mann eintraten.
Die Frau hatte lange, rote Haare, die ihr lockig über die Schultern fielen. Soweit ich es beurteilen konnte, war sie eher schwächlich und klein, jedoch lag das vermutlich an dem Mann, der neben ihr stand.
Der Mann war das komplette Gegenteil von ihr. Er hatte kurze, pechschwarze Haare und war groß und kräftig gebaut. Mit seinem überheblichen Blick war er mir gleich unsympathisch.
Auch darin unterschieden sich die beiden. Denn während der Mann sich sofort zu einem Bett setzte und anscheinend erwartete, dass jemand zu ihm kam, schritt die Frau lächelnd auf Markus und mich zu.
"Hallo. Ich bin Nina Hofer", stellte sie sich vor und schüttelte uns die Hände.
"Freut mich. Ich bin Livia Schwarz."
"Markus Lammbauer, sehr erfreut."
Während Markus auf dem Bett rechts von meinem saß, ließ sich Nina auf dem links von mir nieder. Dort lag augenscheinlich bereits ihr Gepäck bereit.
"Also", begann Nina. "Warum hat HYDRA euch rekrutiert? Bei mir haben sie beobachtet, wie ich zwei Männer, die mir blöd gekommen sind, zusammengeschlagen habe. Keine Kunst, immerhin waren die ziemlich blöde im Kopf."
"Ich wurde eingezogen, aber anscheinend haben sie bemerkt, dass ich zu intelligent fürs Schlachtfeld bin. Deshalb haben sie HYDRA geschickt, welche mich hierher gebracht haben", erzählte Markus.
Mir war gar nicht klar gewesen, dass HYDRA so mächtig war, dass sie einen Soldaten zurückziehen konnten. Offenbar wusste ich vieles nicht.
Nina und Markus sahen mich erwartungsvoll an. Ich holte tief Luft. Mir war ein wenig mulmig zumute, aber trotzdem sagte ich: "Ich habe geheimen Kampfunterricht, seit ich 13 bin. Irgendwie hat HYDRA das rausgefunden und jetzt... bin ich hier." Ich lächelte.
Nina nickte anerkennend. "Das ist wirklich beeindruckend. Was kannst du denn alles?"

Nach einer ewig langen Fragrunde, der Markus und ich ausgesetzt waren, kamen auch die zwei anderen Mädchen - eine schüchterne mit kurzen, braunen Haaren und eine würdevoll dahinschreitende mit blonden Haaren - in den Raum.
Kaum saßen sie, betrat auch schon Agent Falk den Raum. Jegliche Gespräche verstummten. Wie Nina mir mitteilte, hatte er einen hohen Posten bei HYDRA innehatte und war ein enger Vertrauter Schmidts. Auf meine Frage hin, warum sie das wusste, erklärte sie mir, ihr Vater sei Mitarbeiter bei HYDRA und offensichtlich weitaus gesprächiger als meine Mutter.
"Guten Tag, Rekruten. Mein Name ist Agent Falk und ich bin für Sie und das Experiment verantwortlich. Bitte folgen Sie mir."

Einige Zeit lang ging es denselben Weg, den ich gekommen war, auch wieder zurück, bis wir an einer Weggabelung anders abbogen und ich mich nicht mehr auskannte.
Am Ende des Ganges erkannte ich einen Lichtschein und tatsächlich! Wir kamen durch eine Wendeltreppe an die Oberfläche und die Nachmittagssonne schien strahlend hell auf einen großen Platz, der von einer einfachen Mauer vom Wald abgetrennt war. Der Platz war augenscheinlich unser Übungsgelände.

An der Mauer standen Zielscheiben, in einigen Metern Abstand waren diverse Schusswaffen aufgestellt, daneben waren auch Messer.
In der Mitte des Platzes war auf dem Boden eine kreisförmige Markierung aufgemalt, meine Erfahrung sagte mir, dass diese für Kämpfe sein wird. Faustkämpfe.
Was jedoch meine Aufmerksamkeit erregte, waren Schwerter, die schön aufgereiht in einem Halter standen.
Schwerter waren schon immer meine bevorzugte Waffe gewesen. Ich konnte mir selbst auch nicht so ganz erklären, warum. Vermutlich war der Grund, dass sie eleganter waren, als Schusswaffen.

"Rekruten, aufstellen!", rief Agent Falk.
Etwas hilflos stellten wir uns in einer Reihe auf. Wobei Reihe etwas freundlich ausgedrückt war. Halbkreis trifft es da schon eher.
"Wie Sie sicherlich bereits bemerkt haben, ist das hier Ihr Übungsplatz. Sie können ihn jederzeit gerne nutzen, doch geben Sie bitte auf sich Acht. Wenn Sie sterben, ist es Ihre Schuld."
Während seines Vortrages schritt Agent Falk vor uns auf und ab. Er achtete genau auf unsere Reaktionen, falls jemand Angst zeigen sollte, würde es ihm auffallen. Glücklicherweise war ich darauf trainiert, keine Emotionen zu zeigen, außer einem ständigen Lächeln, wenn es nötig wäre. Die Feiern meiner Mutter hatten mich gelehrt, dass es so besser war. Eine falsche Aussage, eine falsche Reaktion und du hattest gewaltig Probleme.
"Wir werden Sie zwei Wochen lang beobachten. Alles, was Sie tun, wird aufgezeichnet und ausgewertet. Derjenige, der sich am Ende der Zeit am besten geschlagen hat, wird unser Supersoldat. Alles weitere wurde Ihnen bereits erklärt."

Nach der Rede begann auch schon die erste Übungsstunde. Wir gingen zu den Schießständen, wo wir uns alle je eine Handfeuerwaffe nahmen und in einigen Metern Entfernung Stellung bezogen.
Nach einem "Los!" von Agent Falk begannen wir alle zu üben.
Zehn Schüsse, zehnmal ins Schwarze. Das war meine Bilanz. Ein Blick zu den anderen verriet mir, dass sich nicht alle so gut schlugen.
Die braunhaarige Frau traf die Zielscheibe einmal nicht, die Blonde sogar viermal. Nina traf zweimal die Mitte, während Markus es schon fünfmal schaffte.
Neben mir schnitt der Muskelprotz am besten ab: Von zehn Schüssen traf er neunmal die Mitte. Als er zu mir hinüber blickte und merkte, dass ich besser getroffen hatte als er, funkelte er mich wütend an.

Nach zehn weiteren Minuten, zwei anderen Handfeuerwaffen und einer Faustfeuerwaffe war die Mitte meiner Zielscheibe komplett durchlöchert.
Der muskulöse Typ sah immer noch finster drein, doch diesmal blickte er auf meine Zielscheibe. Als ich seine betrachtete, fiel mir auf, dass er sich zu vorhin eher verschlechtert hatte. Er hatte zwar auch in die Mitte getroffen, jedoch nicht immer auf den gleichen Punkt und auch auf der ganzen Zielscheibe verteilt waren Einschusslöcher zu sehen.
Agent Falk war nun nicht mehr der einzige HYDRA-Agent vor Ort. Einige standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich, vermutlich über uns. Auch Soldaten standen über den Platz verteilt, jedoch weniger, um uns zu beobachten, sondern eher, um für unsere Sicherheit zu sorgen.
Agent Falk trat vor und erhob die Stimme: "Gute Arbeit, Rekruten. Sie können sich nun auf dem Gelände frei bewegen. Ab 18 Uhr gibt es Abendessen. Seien Sie pünktlich."



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Was sagt ihr bisher zu der Geschichte? Mögt ihr Nina und Markus? Und glaubt ihr, Livia hat das Zeug zum Supersoldaten?

Captain Death [1] || {Captain America FF}Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα