28| Erinnerungen

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Es hatte ewig gedauert, meine Mutter davon zu überzeugen, mich nach New York zu schicken. Sie mochte die USA noch nie und wollte mich somit auch nicht gehen lassen. Erst nach langem Hin und Her und tausenden von Diskussionen und Streiten durfte ich endlich los.
Der Grund, weshalb ich nach New York wollte, war ganz einfach: Ich wollte dort studieren. Einmal weg von den langweiligen Unterrichtssälen der Wiener Universitäten und einmal etwas anderes sehen.
Meine Mutter hatte mir mehrere ihrer Leute zur Seite gestellt, die auf mich aufpassen sollten. Sie und mein Papa konnten wegen ihrer Arbeit nicht mit und Tim war viel zu jung.
Ihre Männer sollten darauf Acht geben, dass ich nichts Falsches tat und mich mehr oder weniger auch beschützen.

Ich war wie verzaubert von New York. Die Stadt war wunderschön und überall gab es etwas Neues zu sehen. Leider konnte ich nichts davon machen, denn meine "Aufseher" ließen mich nur aus dem Haus, wenn ich zur Universität musste und auch nur dort konnte ich mich frei bewegen.
Eines Tages hatte ich es aber satt. Ich wollte nicht die ganze Zeit schräg von den Leuten angesehen werden, wenn ich mit meinen Aufpassern durch die Gegend lief. Nach einer Vorlesung schlich ich mich bei einem Seiteneingang aus dem Gebäude heraus und machte mich eigenständig auf den Weg, die Stadt zu erkunden.

Ich war nicht gerade sehr weit gekommen, als ich aus einer Seitengasse Lärm hörte. Neugierig sah ich sie hinab und erkannte mehrere Männer, die auf irgendetwas am Boden einschlugen. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich eine Person, die sich immer wieder versuchte aufzurichten, nur, um dann wieder zusammengeschlagen zu werden.
Vorsichtig näherte ich mich der Gruppe.
"Lasst ihn in Ruhe!"
Alle Männer drehten die Köpfe zu mir.
"Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen!", fuhr mich einer an.
"So würde ich nicht mit mir reden, wenn ich du wäre." Langsam ging ich auf sie zu.
Einer der Männer kam mit erhobenem Finger auf mich zu. "Hör gut zu...!"
Doch er kam nicht dazu, diesen Satz zu beenden. Mit aller Kraft schlug ich ihm meine geballte Faust ins Gesicht. Er stolperte ein paar Schritte zurück und hielt sich eine Hand vor sein Gesicht. Seine Freunde kamen fast augenblicklich auf uns zu.
"Du kleines Miststück!" Er sahm seine Hand vom Gesicht und ich erkannte seine blutverschmierte Nase. Mit purer Wut in seinen Augen kam er auf mich zu.
"Wollt ihr euch wirklich mit mir anlegen? Ihr habt doch gesehen, wie stark ich zuschlagen kann." Ich versuchte unter allen Umständen, einem Kampf aus dem Weg zu gehen, doch die Art, in der mich die Männer ansahen, machte mir klar, dass daraus nichts werden würde.

Ich duckte mich unter dem Schlag des ersten hindurch und sprang auf die Seite. Dort wartete jedoch bereits der zweite auf mich. Während er auf mich zurannte, presste ich mich an die Wand und trat ihm in die Kniekehle, als er an mir vorbeigerannt war. Er brach zusammen und stoppte somit die beiden anderen für einen Moment, mich anzugreifen.
Der nächste Schlag ging direkt in die Wand und als der dritte Mann sich auf mich schmeißen wollten, wich ich aus und er landete auf dem ersten.
Langsam richteten sich alle wieder auf. Doch anstatt Wut sah ich in ihren Gesichtern Furcht und Verachtung. Vorsichtig entfernten sie sich von mir. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, drehte ich mich zu dem Mann am Boden um.
Er hatte sich aufgerichtet, doch sah immer noch ziemlich fertig aus. Ich kniete mich neben ihn.
"Wie geht es Ihnen?"
"Gut", meinte er, während er sich ein wenig Blut aus dem Gesicht wischte. Ich bezweifelte das irgendwie. Sein Gesicht war schmutzig, Blut ronn aus seiner Nase und seine Kleidung, die ihm sicher um mehrere Nummern zu groß war, sah genauso schmutzig und kaputt aus wie er.
"Glauben Sie mir", versicherte er mir, "ich habe schon viel Schlimmeres erlebt."

Captain Death [1] || {Captain America FF}Where stories live. Discover now