17| Tag des Experiments

353 24 3
                                    

Der Vormittag zog sich ewig in die Länge.
Agent Gilmore hatte mir Bescheid gegeben, dass ich mich um drei Uhr nachmittags im Labor von Arnim Zola einfinden sollte. Davor sollte ich keinen Unsinn treiben, der das Experiment verzögern könnte. Er hatte mir keine Beispiele genannt, doch ich wusste, worauf er hinaus wollte.
Jetzt lief ich planlos durch die Gänge der Fabrik, wartend, dass es endlich drei Uhr wurde, als mir plötzlich wieder das Archiv in den Sinn kam. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, kehrte ich um und ging in die Richtung, in der es lag.

Als ich das Archiv betrat, fiel mir auf, dass ich nicht einmal wusste, wonach ich denn jetzt suchen wollte. Über Markus würde ich hier nichts mehr herausfinden; ich hatte bereits fast alles abgesucht. Also ging ich einfach durch die Gänge, meine Finger streiften über die Kisten, während ich versuchte, irgendeine Information zu finden, die vielleicht wichtig war.
Und tatsächlich fand ich nach kurzer Zeit eine Kiste, auf deren Etikett stand:
Ranghöchste Agenten
Ich war ein wenig unsicher, denn warum sollte eine Geheimorganisation wie HYDRA ganz offen zugeben, wer ihre ranghöchsten Agenten waren. Doch nachdem ich die Kiste abgestellt hatte und mir die ersten Akten ansah, stellte sich heraus, dass sich tatsächlich die Akten der wichtigsten Männer in dieser Kiste befanden.
Die meisten Namen sagten mir nichts, jedoch fand ich auch die Akte von Agent Falk. Zögerlich überflog ich die Informationen nur, ich war mir nicht gerade sicher, ob ich es mir überhaupt durchlesen sollte. Trotzdem sagten mir die wenigen Informationen, die ich herausfand, einiges.
Agent Dominik Falk hatte einen hohen Posten bei HYDRA inne, er war einer der wenigen engen Vertrauten von Johann Schmidt. Schon seit der Gründung von HYDRA war er Mitglied der Organisation und war sozusagen mit ihr gewachsen. Ich wollte die Akte gerade wieder zuschlagen, als ich etwas las, das mich in meiner Bewegung anhalten ließ. Agent Falks Tochter.

Er hatte eine Tochter? Er kam mir gar nicht wie der Vater-Typ vor.
Ich las mir die Stelle über seine Familie genauer durch und wünschte mir sofort, ich hätte es nicht getan.
Agent Falk hatte einmal eine Frau und eine Tochter gehabt. Seine Tochter wurde vier Jahre vor mir geboren, mitten im Krieg. Obwohl alle drei den Krieg überlebt hatten, sind seine Frau und seine Tochter 1921 bei einem Einsturz eines Hauses ums Leben gekommen.
Völlig perplex starrte ich auf die Zeilen. Es war eine Sache, im Krieg seine Familie zu verlieren. Aber eine komplett andere, sie nach dem Krieg bei einem Unfall zu verlieren. Ich hatte bereits zu viele Geschichten gehört, über Familien, die wegen des Krieges auseinandergerissen wurden. Und obwohl bei beiden Verlust und Trauer involviert war, hatte es eine gewisse andere Bedeutung, Verwandte bei einem ganz normalen Unfall zu verlieren.
All diese Überlegungen brachten mich wieder zu dem Schluss, der Krieg müsse endlich enden. Und genau das war mein Plan.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf und dem Wissen, dass ich noch genügend an Zeit hätte, blätterte ich weiter durch die restlichen Akten in der Kiste, als mir auf einmal ein Bild ins Auge fiel. Den Mann, der darauf abgebildet war, hatte ich bereits gesehen und ich wusste auch sofort, wo: Er war der grauhaarige Agent, welcher sich mit Agent Falk vor einigen Nächten über den Spion unterhalten hatte. Offenbar war sein Name Agent Kallmei und war, wie Agent Falk, seit HYDRAs Gründung Teil der Organisation. Als einer der wichtigsten Agenten war er schon seit Beginn maßgeblich an der Entwicklung HYDRAs beteiligt gewesen.
Schnell überflog ich seine weiteren Daten, als ich einen Namen las, der mich in meiner Bewegung innehalten ließ. Es war der Name seiner Enkelin, Olivia Hartmann.
Das war der Name meiner besten Freundin in Wien. Sollte das etwa heißen, dass Olivia mit einem HYDRA-Agenten verwandt war? Doch als ich schnell die Bemerkungen zu ihrem Namen überflog, kam mir ein ungutes Gefühl hoch. Sie arbeitete bei der NSDAP, in der Abteilung meiner Mutter.
Langsam wurde mir auch klar, wie Mama von meinem geheimen Training erfahren hatte. Ihr hatte ich es nicht erzählt, Olivia schon. Sie war der Grund, weshalb ich nun hier in Kärnten stand, die Akte ihres Großvaters las und mich darüber wunderte, wie lange sie bereits als Spionin für meine Mutter gearbeitet hatte. Vermutlich wurde sie sogar extra auf mich angesetzt, meiner Mutter sah es zumindest ähnlich, so etwas zu tun.
Mit zittrigen Händen legte ich alle Akten wieder zurück in die Kiste, stellte sie auf ihren Platz und verließ das Archiv. Für heute hatte ich definitiv genug.

Captain Death [1] || {Captain America FF}Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon