9| Das werden wir noch sehen

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Als ich die Wendeltreppe erreichte, die nach draußen führte, hatte ich noch fünf Minuten übrig. Ich war ein wenig außer Atem, da ich den meisten Teil des Weges gelaufen war.
Als ich die Treppe hinaufgestiegen war und nach draußen trat, waren nur Nina, Mira und Markus schon da. Mira lehnte an der Mauer, während Markus und Nina in der Mitte des Platzes standen und redeten. Zielstrebig ging ich auf sie zu, wurde aber auf halber Strecke von Agent Falk aufgehalten.
Er stand bei einem Tisch, auf dem ein Haufen an Messern lag. Er winkte mich zu sich, also warf ich Nina und Markus einen entschuldigenden Blick zu und ging zu Agent Falk.
Nervös stellte ich mich vor ihn hin. Mein Blick wurde fast sofort von den Messern abgefangen.
Auf dem Tisch lagen die unterschiedlichsten Messer, klein bis groß, aus verschiedenen Metallen gefertigt. Bei den größeren war ich mir unsicher, ob sie gut als Wurfmesser geeignet waren, eher doch zum Kämpfen. Ich hob meine Hand und ließ sie über die Messer gleiten. Bei einem kleinen stoppte ich. Meine Hand schloss sich um den kalten, schwarzen Griff und ich hob es hoch. Es war leichter als ich angenommen hatte. Ich drehte es und begutachtete es. Das Metall reflektierte das Sonnenlicht.
Als ich wieder aufblickte, sah ich, wie Agent Falk leicht schmunzelte. Er räusperte sich.
"Wie ich sehe, haben Sie sich schon mit Ihrer heutigen Aufgabe vertraut gemacht, Miss Schwarz."
Wozu genau Messer im Krieg von Nutzen waren, war mir schleierhaft. Doch ich nickte trotzdem. "Aber das war es nicht, was sie mir zeigen wollten, oder?"
"Nein, offensichtlich nicht."
Agent Falks Gesicht nahm einen ernsteren Ausdruck an und er räusperte sich.
"Miss Schwarz, ich muss mich für den gestrigen Tag entschuldigen."
Dass ich verwirrt war, wäre eine maßlose Untertreibung gewesen. "Ich wüsste nichts, was es zu entschuldigen gäbe, Sir."
"Drei Ihrer Kameraden haben sich gegen Sie verbündet, obwohl das deutlich untersagt war. Und als Sie mich darauf hingewiesen haben, tat ich es einfach ab. Das hätte nicht sein sollen."
"Es- Es gibt nichts zu entschuldigen, Sir. Wirklich nicht."
Agent Falk sah mich misstrauisch an, versucht herauszufinden, ob ich irgendetwas verbarg.
Ich wand mich von ihm ab und wollte das Messer gerade wieder zurücklegen, als Agent Falk auf einmal fragte: "Also... Können Sie mit dem hier umgehen?"
Schnell drehte ich mich zur Außenmauer, holte aus und warf das Messer mit enormer Wucht dagegen. Obwohl das eine Strecke von mehreren Metern war, traf ich die Mauer auf mittlerer Höhe und das Messer blieb stecken.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen. "Ich glaube, das beantwortet Ihre Frage."

Meine Armbanduhr zeigte neun Uhr an und alle waren da. Außer Flora, sehr zu Agent Falks Missfallen. Wir begannen dennoch.
Ich hatte mich noch ein wenig mit Nina und Markus unterhalten, jedoch nichts Neues erfahren. Meinen Besuch im Archiv verschwieg ich beiden.
Heute übten wir, mit Messern umzugehen. Sowohl mit ihnen zu werfen, als auch mit ihnen zu kämpfen. Zuerst stellte uns ein Experte, namentlich Agent Schneider die verschiedenen Wurfarten vor, dann sollten wir es selbst probieren. Für mich war das keine Herausforderung, um genau zu sein, musste Agent Schneider sich bald neue Aufgaben für mich überlegen.
Nachdem ich das vierte Glas in einer Entfernung von 20 Metern abgeworfen hatte, wusste selbst er nicht mehr weiter. Erstaunt wandte er sich an mich.
"Erstaunlich, wirklich erstaunlich. Wo haben Sie denn das gelernt, Miss Schwarz?"
"In einem Garten in Wien, Sir", antwortete ich lächelnd.
Agent Schneider schmunzelte und wandte sich den anderen zu. Diese verzweifelten ein wenig, das konnte ich ganz eindeutig sehen.
Während Nina die Messer zwar schon werfen konnte, aber nichts traf, quälte sich Paul immer noch damit ab, die richtige Position einnehmen zu können.
Agent Schneider ging den anderen helfen, während ich mich am Platz umsah. Es war inzwischen schon halb zehn und Flora war immer noch nicht aufgetaucht. Inzwischen waren auch andere Soldaten erschienen, jedoch standen sie stocksteif in regelmäßigen Abständen herum.
Ich sah wieder zu Nina und den anderen. Dort versuchte Agent Schneider immer noch verzweifelt, Paul beizubringen, wie er sich richtig hinstellen sollte.
Schmunzelnd ging ich über den Platz und nach einiger Zeit kam ich wieder zu dem Tisch mit den Messern. Nun legte ich besonderes Augenwerk auf die größeren Messer, welche, wie ich vermutete, zum Kämpfen geeignet waren.
Ich nahm eines in die Hand. Es war schwerer als jene, die ich gewohnt war. Ich fuhr mit dem Messer ein paar Mal durch die Luft. Es fühlte sich gut an und war sehr viel handlicher als ein Schwert.
Plötzlich hörte ich, wie sich von hinten jemand näherte. Ich fuhr herum und hielt den Dolch vor mich. Er war nur um eine Haareslänge von Agent Schneiders Kehle entfernt.
"Ganz langsam, Miss Schwarz. Sie wollen doch niemanden verletzten", meinte dieser. In seiner Stimme schwang eine Spur Witz mit.
Lächelnd senkte ich den Dolch. "Tut mir leid, Sir."
"Schon gut." Er wandte sich dem Tisch zu und inspizierte die Messer nun auch.
"Kennen Sie sich mit jedem Messer hier aus?"
"Nein, Sir. Ich habe bisher nur mit Wurfmessern gearbeitet, also mit denen hier", meinte ich und deutete mit einer Handbewegung auf die kleineren, handlicheren Messer.
Agent Schneider antwortete darauf nicht, sondern murmelte nur etwas vor sich hin. Ich nahm an, dass es "Das wollen wir mal sehen" war, doch gerade, als ich nachfragen wollte, schnappte er sich einen Dolch und griff mich an.

Mir blieb keine Zeit, zu fragen, was los war, so schnell musste ich ausweichen. Ich wich dem ersten Hieb gekonnt aus und als er wieder ausholte, blockte ich seinen Dolch mit meinem ab. Jedoch ließ er mir keine Pause und attackierte weiter.
Ich wich aus oder blockte ab, wich jedoch immer weiter zurück. Dann sah ich einen Schwachpunkt und attackierte selbst. Auf Agent Schneiders Gesicht spiegelte sich Überraschung wider, doch ich konzentrierte mich nicht darauf, sondern nur auf meine Technik.
Jetzt lag ich im Vorteil und nach einiger Zeit konnte ich seine Hiebe vorrausahnen. Wir bewegten uns über den halben Platz und im Augenwinkel sah ich, dass jeder gestoppt hatte, was er tat und uns zusah.
Jedes Mal, wenn Agent Schneider wieder attackierte, wich ich geschickt aus. In Gedanken dankte ich meiner Mutter für die Tanzstunden, denn jetzt konnte ich mich viel besser und geschmeidiger bewegen.
Ich baute in meine Attacken auch einzelne Schläge mit meinen Fäusten oder Ellbogen ein und bemerkte die Wirkung. Auch musste ich mich mehrmals abrollen oder Überschläge machen, um mich zu retten. Agent Schneider wurde immer schlapper und seine Attacken schwächer. Ich wusste, dass auch ich nicht mehr lange durchhalten könnte, also musste es schnell gehen.
Ein paar Hiebe später und ich sah die Gelegenheit gekommen. In einem einzigen, kraftvollen Hieb entwaffnete ich ihn. Sein Messer fiel zu Boden und ich richtete meines an seine Kehle.

Am Platz war es totenstill. Erstaunt sah mich Agent Schneider an.
"Sieht so aus, als könnten Sie wirklich damit umgehen."
















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Ich uploade irgendwie immer zu den seltsamsten Zeiten...

Captain Death [1] || {Captain America FF}Where stories live. Discover now