10| Niemals vorbei

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Ich senkte langsam meinen Dolch. Immer noch auf der Hut hob ich das Messer auf, mit dem Agent Schneider gekämpft hatte und reichte es an ihn zurück. Als er es annahm, begann zuerst einer, dann immer mehr Menschen zu applaudieren. Erstaunt sah ich mich um. Jeder einzelne klatschte.
Ich lächelte leicht und ging langsam in Richtung der Tische. Die Menge teilte sich ehrfurchtsvoll vor mir und der Applaus ebbte langsam ab.
Je näher ich den Tischen kam, desto verstreuter wurde die Menge. Die Soldaten gingen wieder zu ihren Schießständen und die anderen Kandidaten zu den Wurfscheiben.
Als ich kurz vor dem Tisch mit den Messern war, rief Nina: "Livia, Vorsicht!"
Doch ich hätte ihre Warnung gar nicht gebraucht, denn ich bemerkte von selbst, dass etwas nicht stimmte. Als ich mich umdrehte, startete Agent Schneider gerade eine Attacke. Jedoch war er nicht schnell genug, denn ich fuhr mit meiner Hand hoch und blockte seinen Hieb. Mit der anderen Hand griff ich nach seinem Arm, drehte ihn um, kickte seine Beine weg und er fiel auf den Boden. Ich stellte ein Bein auf seine Brust und deutete mit beiden Messern auf seine Kehle.
Agent Schneider sah schmerzverzerrt zu mir auf.
"Regel Nummer eins", sprach er. "Der Kampf ist mit der Entwaffnung niemals vorbei."

Immer noch völlig außer Atem sah ich den anderen beim Üben zu, um zwölf Uhr gingen wir dann alle Mittagessen. Dort hörte ich Nina und Markus zu, wie der Kampf aus ihrer Sicht ausgesehen hatte. Nina sprach ungefähr zehnmal mehr als Markus und insgesamt war sie auch aufgeregter als er. Sie benutzte die Wörter Angst, Spannung und sterben in den verschiedensten Variationen ungefähr hunderte Male. Nina erzählte es auch viel aufregender, als es in Wirklichkeit war und darüber konnte ich nur lachen.
Markus warf hin und wieder etwas ein, aber sonst blieb er still.

Am Nachmittag war dann erst so richtig was los: Schwertkampf. Warum alle dies lernen mussten, war mir eher unklar. Wahrscheinlich ging es einfach nur darum, zu testen, wie gut wir mit den verschiedensten Waffen umgehen konnten, oder irgendwie etwas in der Art. Dabei hatte ich natürlich einen klaren Vorteil, da ich ja schon mit beinahe allen möglichen Waffen zumindest einmal gekämpft hatte.
Flora war inzwischen auch wieder aufgetaucht, obwohl man ihr deutlich ansehen konnte, dass sie Schwerterm und Kämpfen als Ganzem eher negativ gegenüber eingestellt war. Wo sie war, wollte sie jedoch nicht preisgeben. Ich hörte sie nur irgendetwas von "unter meiner Würde" und "geht euch nichts an" murmeln.

Jeder von uns bekam einen Trainer von HYDRA, mit dem er trainierte. Agent Schneider war mein "Trainer", obwohl ich ihn eher als einen Gegner beschreiben würde, da ich ja kein wirkliches Training brauchen würde.
Als wir uns alle für Schwerter entscheiden mussten, nahm ich mir eines, das einem Katana nachempfunden war, einem japanischen Schwert. Diese lagen mir am besten.
Als wir uns alle gegenüber unseres Trainers aufgestellt hatten, sahen die meisten noch etwas unsicher aus, mit Ausnahme von mir. Ich zeigte keine Emotionen und hatte das Schwert fest in beiden Händen.
"Vielleicht bekomme ich heute ja noch meine Revanche." Agent Schneider hatte ebenfalls eine Art Katana gewählt und grinste nun hämisch.
"Träumen Sie ruhig weiter." Und mit diesen Worten setzte ich zur Attacke an.

Als ich loslief, machte ich mir keine Sorgen, dass vielleicht irgendwelche Verletzungen entstehen würden. Im Nachhinein war das vermutlich keine gute Entscheidung.
Agent Schneider konnte gerade noch abwehrend sein Schwert heben, als meines auch schon hinabschoss. Ich ließ ihm keine Pause und setzte sofort zur nächsten Attacke an.
Agent Schneider stellte sich als sehr guter Schwertkämpfer heraus. Mehrmals musste ich zurückweichen, um nicht verletzt zu werden. Als er es sogar fasst schaffte, mich zu entwaffnen, entbrannte mein Kampfgeist erneut. Ich kämpfte wilder und härter als zuvor.

Agent Schneider sah nun leicht beunruhigt aus. Seine Attacken wurden verkrampfter und nun musste er immer wieder zurückweichen. Inzwischen wurden auch die anderen auf uns aufmerksam, denn wir brauchten immer mehr Platz zum Kämpfen.
Unsere Schwerthiebe waren schnell und präzise geführt, mit einer gewissen Anmut, aber dennoch tödlich. Es war der perfekte Kampf. Fast zu perfekt.
Für Ende Oktober war das Wetter wunderbar: Bewölkt, aber immer wieder ließen die Wolken kleine Sonnenstrahlen durch. Wie auch jetzt, als ein einziger Sonnenstrahl genau auf die Stelle schien, auf der Agent Schneider und ich gerade kämpften. Wie ein Scheinwerfer. Irgendwie gruselig, aber darauf konnte ich mich nicht lange konzentrieren.
Als Agent Schneider wieder angriff, sprang ich zur Seite und hielt das Schwert seitlich von mir. Das war auch die richtige Entscheidung, denn ich fing somit das Schwert meines Gegners ab.
Schnell drehte ich mein Schwert herum und versuchte, Agent Schneider zu entwaffnen. Der erkannte aber, was ich vorhatte und trat schnell nach vorne, drehte sein Schwert, berührte den Griff und schleuderte mein Schwert weg.
Es schlitterte über den Boden. Agent Schneider hielt sein Schwert triumphierend an meine Kehle.
Ich stand wie angewurzelt da und sah ihn erschrocken an. Ein hämisches Grinsen zierte sein Gesicht. Er ging langsam einen Schritt nach vorne, weshalb ich vorsichtig nach hinten wich.
Angestrengt dachte ich nach. Wie sollte ich aus dieser Situation wieder heil hinauskommen? Ich dachte an Agent Schneiders Worte von früher: "Der Kampf ist mit der Entwaffnung niemals vorbei." Noch hatte ich nicht verloren.
Innerhalb von Sekunden hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt. Und ich setzte ihn auch sofort in die Tat um.
Ich ließ mich nach hinten fallen, fing mich mit meinen Händen ab und stieß mich mit meinen Füßen nach hinten ab. Sofort stand ich einige Meter entfernt von Agent Schneider. Er lächelte immer noch hämisch, senkte jedoch sein Schwert ein wenig.
"Was willst du jetzt machen? Ich bin immer noch im Vorteil", sagte er.
"Das ist Ihre Sicht der Dinge."
Ich lief auf ihn zu und kurz bevor ich bei ihm war, stieß ich mich vom Boden ab. Ich trat ihn mit einem Fuß so fest ich konnte vor die Brust und stieß mich anschließend wieder ab, flog in einem großen Rückwärtssalto von ihm weg und landete strauchelnd wieder auf dem Boden.
Durch meinen Stoß lag Agent Schneider am Boden, richtete sich jedoch sehr schnell wieder auf. Sein Schwert lag direkt neben ihm, er hob es jedoch nicht wieder auf.
Stattdessen kam er im Laufschritt auf mich zu. Ich richtete mich ebenfalls wieder auf, bereit, zu kämpfen.
Ich hob meine Fäuste und ging ebenfalls auf ihn zu. Sobald er nah genug war, griff er mich auch schon an. Ich fing seine Faust ab, bekam dafür seine andere in die Seite. Ich krümmte mich ein wenig. Da ich abgelenkt war, rammte Agent Schneider mir seine Faust in den Bauch. Ich krümmte mich dadurch nur mehr, fasste mich aber schnell wieder. Ich formte meine linke Hand zu einer Faust und verpasste Agent Schneider einen Kinnhaken. Dieser taumelte zurück, fasste sich jedoch genauso schnell wieder. Nun setzte ich zum Angriff an und schon bald war der Kampf zu einem ständigen hin und her geworden.
Der Kampf war ein wenig unfair, da Agent Schneider größer war als ich. Um einiges größer. Jedoch schaffte ich es, mich zu behaupten.
Mal verpasste der eine dem anderen eine, dann lag der andere wieder im Vorteil. Ich landete in paar gute Treffer, sogar mehr als Agent Schneider. Da ich jedoch nicht allzu kräftig war, waren meine Schläge nicht so effektiv wie die meines Gegners.
Ich duckte mich gerade wieder, um einen Schlag von Agent Schneider zu entgehen. Da kam mir eine Idee. Ich griff mit meiner linken Hand nach dem Arm und während ich ihn zu mir hinunter zog, sprang ich auf und rammte den Ellbogen meines rechten Armes in das Gesicht meines Gegners.

Alles, was ich hörte, war ein leiser Knacks und als ich schnell einen Schritt wegsprang und mich zu Agent Schneider umdrehte, hielt er sich schmerzend die Nase. Ich war ein wenig überrascht, dass es mir tatsächlich gelungen war, ihn zu verletzen. Ich hatte auch ein wenig Mitleid mit ihm. Und dann, ganz wenig, freute ich mich darüber, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, Agent Schneider zu verletzen.
Jedoch konnte ich nicht lange so unbeteiligt dastehen, denn Agent Schneider wischte sich das Blut ab, das aus seiner Nase rann und sah mich wütend an. Ich konnte kaum noch fluchen, da griff er mich schon an.

Keine fünf Minuten später tat mir alles weh. Ich hatte Verletzungen auf meinem ganzen Körper verteilt und konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Trotzdem kämpfte ich weiter. Auch wenn man es vermutlich nicht als kämpfen beschreiben könnte. Ich versuchte mehr oder weniger nur noch auszuweichen und abzublocken, da ich nicht mehr die Kraft für einen Angriff hatte.
Ich war so erschöpft, dass ich Agent Schneiders nächste Attacke gar nicht bemerkte. Erst als es schon zu spät war, versuchte ich auszuweichen, doch er trat mir gegen mein bereits schwaches und verletztes Schienbein und brachte mich somit ins Straucheln. Mit ein paar gut gesetzten Schlägen beförderte er mich auf den Boden.
Hustend lag ich da und sah zu Agent Schneider auf. Der lächelte hämisch, beugte sich zu mir hinunter und sagte: "Ich würde einmal sagen, ich habe gewonnen."
Ich blickte zur Seite, da ich seinen gehässigen Blick nicht mehr ertragen konnte. Da sah ich gar nicht allzu weit von mir entfernt etwas, das mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte: ein Schwert.
"Das denke ich nicht."
Und mit einer einzigen Bewegung griff ich nach dem Schwert und schwang es.
Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass das eine sehr blöde Idee gewesen war.





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Eine Sache: Ich habe sehr lange an diesem Kapitel gefeilt. Es hat mich sämtliche Nerven gekostet, die Sätze richtig zu konstruieren, die richtigen Wörter zu finden und nicht ständig Wortwiederholungen zu machen.

Aber jetzt bin ich ja fertig und ich hoffe, euch hat das Kapitel hier gefallen. Wenn nicht, dann sagt mir bitte, was ihr nicht mochtet. Dann kann ich das vielleicht ändern.

Wieder Anmerkung: Da ich jetzt seit einem Monat wieder Schule habe und meine Lehrer der Meinung sind, dass es jetzt die richtige Zeit ist, eine Millionen Wiederholungen zu machen, kann ich vermutlich nicht so oft Kapitel uploaden. Immerhin muss ich ja lernen und ich will, dass meine Geschichte gut wird. Deshalb zählt jedes einzelnes Wort und jeder Satz.

Ich frage mich, ob irgendeine verlorene Seele von euch um halb elf noch wach ist.

Captain Death [1] || {Captain America FF}حيث تعيش القصص. اكتشف الآن