20| Zehn Minuten

399 23 0
                                    

Der Flug nach Wien dauerte länger, als ich es ursprünglich angenommen hatte.
Unser Flugzeug war nicht gerade sehr schnell, offenbar konnte in der Eile kein besseres gefunden werden.
So flogen wir die ganze Nacht hindurch, über dunkle Wälder und ab und zu über mehr oder weniger hell erleuchtete Städte. Es waren sogar ein paar Soldaten von HYDRA mit an Bord, die ich jedoch erst lange nach dem Start bemerkt hatte. Mir war nicht klar, wie mir das entgehen hatte können. Doch ich versuchte mich nur auf den Flug zu konzentrieren und darauf, was danach kam.
Ich würde meine Familie wiedersehen. Wie sie reagieren würde und ob sie mich überhaupt erkennen würde, wusste ich nicht. Ich überlegte mir immer wieder, was ich zu ihnen sagen sollte; dass sie mir gefehlt haben, dass ich sie liebhabe, dass ich gleich weiter musste. So viel zu sagen und so wenig Zeit.

Doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Zu Captain America.
Was tat er in Österreich? Sollte er nicht in Amerika in seinen schwachsinnigen Shows tanzen? Wie war er unbemerkt in die Fabrik hineingekommen? Irgendwie mussten ja die Soldaten befreit worden sein. Und wer war dieser Soldat, der in der Fabrik hinter Captain America stand? Er hatte mich im Wald offenbar erkannt, doch mir sagte sein Gesicht nichts. Was übersah ich?

Neben mir versuchte Agent Falk schon seit geraumer Zeit, irgendjemanden anzufunken. Er versuchte es auf den verschiedensten Frequenzen, aber erreichte niemanden.
"Lassen Sie mich einmal sehen", forderte ich Agent Falk auf. Willig lehnte er sich in seinem Sessel zurück und beobachtete mich.
Für mich stellte sich das alles ein wenig schwierig heraus, da ich gleichzeitig auch noch fliegen musste. Doch nachdem ich mir die Geräte ein wenig angesehen hatte, wurde mir klar, was nicht stimmte.
"Ich sage es einmal einfach für Sie: Das Signal", sagte ich, während ich auf eine Anzeige klopfte, "ist gestört. So können Sie niemanden empfangen. Sie müssen warten, bis wir gelandet sind."
Agent Falk studierte die Geräte erneut, runzelte die Stirn und ließ sich wieder zurücksinken.
Doch ich konnte meine Aufmerksamkeit nicht länger den Funksystemen widmen, denn immerhin hatte ich ein Flugzeug zu fliegen.
Langsam wurden die Lichter am Horizont immer heller und auch die Sonne ging erschien über dem Horizont. Vor mir erstreckte sich ein Panorama, das mir nur allzu vertraut vorkam.
Ich war zu Hause.

Agent Falk erklärte mir lang und umständlich, wo ich zu landen hatte. Zu meiner Enttäuschung war es der Landeplatz, der am weitesten von meinem zuhause entfernt war. So musste ich noch eine ewig lange Autofahrt hinter mich bringen, bevor ich endlich vor dem Haus meiner Familie stand.
"Ich komme mit Ihnen hinein, ich habe noch einen Anruf zu tätigen."
Langsam stieg ich die Stiegen zur Eingangstür hinauf. Es war kurz nach acht Uhr, vielleicht war irgendjemand bereits wach. Langsam hob ich meine Hand zu dem Türklopfer und klopfte an. Ich wich einen Schritt zurück und stellte mich gerade hin. Ich spürte jeden einzelnen meiner Herzschläge. Zu sagen, ich wäre aufgeregt gewesen, wäre eine Untertreibung.
Auf einmal klickte etwas im Schloss und die Tür öffnete sich. Dahinter stand meine Mutter. Verwirrt sah sie mich an.
"Livia?", fragte sie ganz erstaunt.
"Hey Mama."
Meine Mutter musterte mich, bevor sie etwas tat, womit ich nicht gerechnet hätte: Sie umarmte mich. Nachdem mein erster Schock überwunden war, schloss ich sie ebenfalls in meine Arme. So standen wir einige Momente da, bevor sie sich von mir löste und mich erneut ansah. Doch diesmal lächelte sie dabei.
"Lass dich ansehen! Du bist so... wunderschön." Natürlich war das ihr erster Gedanke gewesen, was auch sonst. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und betrachtete mich eingehend. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, so überglücklich war sie.
Auf einmal räusperte sich Agent Falk. Ich hatte schon fast vergessen, dass er dort stand. Als meine Mutter ihn bemerkte, wischte sie sich schnell die Tränen vom Gesicht und stellte sich wieder gerade hin. Professionell wie immer. Die beiden stellten sich einander vor und Agent Falk bat darum, unser Telefon nutzen zu dürfen. Meine Mutter bat ihn ins Haus; ich folgte den beiden.

Captain Death [1] || {Captain America FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt