18| Die Auswirkungen

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Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Mein Kopf schmerzte immer noch, jedoch nicht mehr so sehr wie zuvor.
Ruckartig setzte ich mich auf. Was war bei dem Experiment passiert? Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Eine Frage nach der anderen schwirrte in meinem Kopf herum, aber ich konnte mich nicht lange genug auf eine konzentrieren. Ich war noch zu verwirrt.
Ich schüttelte meinen Kopf und atmete tief durch. So würde ich zu nichts kommen.
Langsam begann ich, meine Gedanken zu ordnen. Ich war in meinem Quartier im HYDRA-Lager, zumindest sah es so aus. Als ich meine Beine aus dem Bett schwang und aufstehen wollte, bemerkte ich, dass irgendetwas anders war. Alles kam mir kleiner vor, als ich es in Erinnerung gehabt hatte. Als ich mich aus dem Bett erhob, begann sich in meinem Kopf eine Vermutung zu bilden. Doch erst, als ich vor dem Spiegel stand, begriff ich, was genau passiert war.

Denn wie ich in den Spiegel sah, glaubte ich, eine komplett andere Frau vor mir stehen zu sehen.
Die Livia, die dort stand, war um einiges größer als ich es von mir in Erinnerung hatte und auch um einiges besser gebaut. Doch auch meine gewohnten blond gewellten Haare waren nirgends zu sehen. Stattdessen fielen fast silbrig wirkende Haare über die Schultern meines Spiegelbildes, einzelne graue und komplett weiße Strähnen rundeten das alles noch einmal ab. Als ich nähertrat, bemerkte ich noch viel mehr.
In meinem Gesicht war keine Spur einer Falte, einer Narbe oder sonst irgendetwas zu sehen. Meine Mutter würde sagen, es sei perfekt, doch für mich sah es unheimlich aus. Doch was wirklich meine Aufmerksamkeit auf sich zog, waren meine Augen. Das wunderschöne Blau, für das ich so oft gelobt worden war, war einem tiefen Schwarz gewichen. Einzelne helle Punkte ließen es so wirken, als ob sich der Sternenhimmel in meinen Augen spiegeln würde.
Unglaubwürdig hob ich meine Hand und meine Finger berührten die glatte Scheibe des Spiegels. Mein Gegenüber tat dasselbe wie ich.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.

Als ich meinen Blick endlich von meinen Augen abwenden konnte, fiel mir ein kleines Problem auf: Meine Sachen waren mir inzwischen zu klein geworden.
Durch das Experiment war ich gute zehn Zentimeter gewachsen, was sich auch an meiner Kleidung zeigte. Mein Shirt ging mir nur bis kurz über meinen Bauch und meine Hose nicht einmal bis zu den Knöcheln. Ich brauchte dringend Ersatz.
Wie der Zufall es so wollte klopfte auf einmal jemand an meine Tür. Überrascht drehte ich mich um. Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass irgendwer heute noch auftauchen würde, immerhin wusste meines Wissens nach niemand, wann ich aufwachen würde.
Schnell ging ich zur Tür und öffnete diese. Davor stand Agent Falk, der mich lächelnd begrüßte.
"Ah, Miss Schwarz. Wie ich sehe, sind Sie schon wach. Das ist gut, denn Sie haben einiges vor."
Habe ich das?
Agent Falk reichte mir eine Tasche, welche ich zuvor noch gar nicht bemerkt hatte.
"Hier sind neue Sachen für Sie. Ich habe das Gefühl, dass Sie es benötigen."
Erleichtert nahm ich diese entgegen. Er drehte sich um und wollte gerade gehen, als ihm offenbar wieder etwas einfiel. Er wandte seinen Kopf zu mir um und sagte: "Seien Sie bitte in einer halben Stunde in der Kommandozentrale der Fabrik."

In der Tasche befanden sich mehrere Garnituren Kleider und eine Uniform. Letztere bestand aus einem festen, schwarzen Material und setzte sich aus einer Jacke, einer Hose und einem Paar Stiefel zusammen.
Nach kurzem Überlegen zog ich die Uniform an. Warum denn auch nicht?
Ich wusste nicht so ganz genau, wie ich von meiner Unterkunft in inzwischen zwanzig Minuten zur Kommandozentrale der Fabrik kommen sollte und da ich nicht zu spät kommen wollte, begann ich zu laufen. Bereits nach kurzer Zeit hatte ich ein sehr hohes Tempo erreicht, doch zu meiner Überraschung machte es mir überhaupt nichts aus. Im Gegenteil: Ich hatte das Gefühl, ich könnte noch ewig so weiterlaufen.

Mit dem ewig Weiterlaufen hatte ich Recht, doch nicht mit der Richtung. Nach zwei weiteren Abzweigungen stellte ich fest, dass ich mich völlig verlaufen hatte. In diesem Teil der Einrichtung bin ich noch nie gewesen. Wünschend, dass ich doch schon in der Kommandozentrale wäre, drehte ich um und lief in die Richtung, aus der ich gekommen war.
Schon nach ein paar Schritten begann es um mich herum auf einmal hell bläulich zu leuchten. Verwirrt sah ich mich um und als ich nichts Verdächtiges erkennen konnte, sah ich auf meine Hände.
"Was zum...?"
Mein Körper begann langsam immer heller zu leuchten und ich verstand den Grund nicht. Auf einmal wurde auch vor meinen Augen alles hell und ehe ich es mich versah, stand ich in der Kommandozentrale.

Das erste, was ich sah, war ein verwirrter Agent Falk und ein überrascht aussehender Johann Schmidt. Letzterer war auch der Erste, der sich wieder fasste.
"Was ist hier los, Miss Schwarz?", fragte er leicht vorwurfsvoll. Dabei sollte er nicht mir die Schuld geben. Alles, was ich gemacht hatte, war mich zu verlaufen und mir dann zu wünschen... Da kam mir eine Vermutung.
"Ich... Ich glaube, ich habe mich gerade eben teleportiert."
Jetzt sahen die beiden Männer vor mir nur noch verwirrter aus.
"Was haben Sie gerade gesagt?", fragte Agent Falk überrascht.
"Ich glaube, ich habe mich gerade teleportiert", erwiderte ich nun etwas sicherer. Obwohl es immer noch unglaublich klang, war es höchstwahrscheinlich wahr.
Johann Schmidt musterte mich.
"Interessant. Offenbar hat das Serum nicht nur die Struktur Ihrer DNA, sondern auch den molekularen Aufbau verändert. Dadurch wurde es Ihnen ermöglicht, sich zu teleportieren."
Das war natürlich eine logische Erklärung, aber irgendwie glaubte ich nicht so ganz daran. Das Serum, so wie ich es entworfen hatte, hätte das eigentlich nicht ermöglichen sollen.
Jedoch wollte ich jetzt nicht anfangen, mit Schmidt zu diskutieren, weshalb ich ein anderes Thema aufgriff.
"Warum wollten Sie mich eigentlich hier haben?"
Schmidt schien auf einmal etwas einzufallen.
"Ich wollte Ihnen mitteilen, dass wir die Einrichtung in einer Woche verlassen, um zu unserem Stützpunkt in den Alpen aufzubrechen. Sie können natürlich noch einen kurzen Zwischenstopp in Wien machen, um Ihre Familie noch einmal zu sehen."
Meine Familie. Ich war hier nun schon seit etwas mehr als einer Woche und habe fast nie an sie gedacht. Ich hatte einfach so viel um die Ohren gehabt, mir war kaum bewusst gewesen, dass in Wien Menschen auf mich warteten, die mir nahe standen.
Schmidt fuhr fort.
"In der Zwischenzeit können Sie weiter trainieren, Ihre neu gewonnenen Fähigkeiten spezialisieren und was auch immer Ihnen sonst noch einfällt."
Er gab mir zu verstehen, dass ich nun gehen dürfte und wandte sich wieder Agent Falk zu. Als die beiden Männer begonnen, etwas zu besprechen, drehte ich mich um und verließ den Raum.

Während ich über den Metallsteg ging, dachte ich nochmals über das Experiment nach.
Ich wusste, dass durch das Serum die Struktur meiner DNA verbessert wurde. Aber es war nicht nur das. Der Tesserakt hatte als Energiequelle fungiert und irgendwer hatte die fabulöse Idee gehabt, mich auch anzuschließen. War es also möglich, dass die Energie des Würfels es mir ermöglichte, mich zu teleportieren? Das wiederum ließ mich mit der Frage zurück, was ich sonst noch konnte. Scharf drauf, es herauszufinden, machte ich mich sofort auf den Weg nach draußen.





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An alle, die mich umbringen wollen, weil ich einige Zeit lang nicht geupdatet habe:
Bedenkt, wenn ihr es tut, werdet ihr nie wissen, wie es weitergeht.

Schreibt mir doch einmal, wie ihr die Geschichte findet. Ich bin für alle Arten von Feedback offen, aber bitte formuliert es freundlich und schreibt auch eine Begründung dazu. Dann kann ich es auch ernst nehmen.

Schreibt mir doch einmal eure Theorien in die Kommentare. Keine Sorge, ich bin nicht auf eure Vorschläge angewiesen, ich weiß genau, wie es ausgeht. Aber ich finde es immer wieder interessant, wie vorhersehbar meine Handlungen sind oder ob sie das überhaupt sind.

Habt noch ein wunderbares Wochenende!

Captain Death [1] || {Captain America FF}Where stories live. Discover now