22| Die Komponente

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Der Wind peitschte in mein Gesicht und ich musste mich zusammenreißen, um nicht meine Augen zu schließen.

Es hatte einige Zeit gedauert, bis ich mich fangen konnte. Ich hatte gewusst, dass es kompliziert werden würde. Ich musste fliegen, nicht fallen. Inzwischen schoss ich mehr oder weniger sicher durch die Luft, Arme fest an meinen Körper gepresst. Weit unter mir konnte ich Lichter erkennen; ich hoffte inständig, dass es sich dabei um das geheime Lager handelte.
Ich hatte mir noch keine Gedanken über meine Landung gemacht und im Nachhinein gesehen war dies ein gewaltiger Fehler gewesen. Ich schoss im Moment in Höchstgeschwindigkeit auf die Erde zu und wenn ich auch nur eine Sache falsch machte, könnte das mein Ende sein.
Langsam kamen Zweifel in mir hoch. Warum tat ich das alles überhaupt? Wen wollte ich damit beeindrucken? Was wollte ich beweisen? Gab es noch jemanden, der an mir zweifelt?

Ja, gab es. Es wird immer Menschen geben, die alles, was ich mache, in Frage stellen werden, die mir nicht glauben, die mich hassen. Und genau deshalb musste ich diese Mission jetzt erfolgreich abschließen. Um es diesen Leuten zu zeigen. Um zu zeigen, dass sie im Unrecht sind und sich in mir getäuscht haben.

Die Lichter schienen langsam heller zu werden und ich konnte nun auch einen riesigen Gebäudekomplex erkennen, der sich unter mir aufbaute. Das brachte mich auf eine Idee.
Gegen den Gegenwind ankämpfend zog ich eines meiner Schwerter. Während ich mich für den Einsatz eben jenes bereit machte, versuchte ich meinen Fall zu verlangsamen. Das funktionierte nur bedingt gut. Mit dem Gebäudekomplex kam auch der Boden immer näher.
Mein Zeitfenster war begrenzt. Wenn ich nicht im richtigen Moment handelte, konnte das üble Folgen haben. Meine Hände zitterten und mein Herz pochte wie verrückt.
Zeig's ihnen!

Ich stieß mein Schwert in die metallene Wand des Gebäudes. Der Druck war spürbar, dennoch glitt ich weiter. Ich hielt den Griff so fest, dass meine Hände langsam begannen zu schmerzen.
Einen dummen Gedanken später stieß ich mich von der Hauswand ab und flog in hohem Bogen gen Boden. Mein ganzer Körper spannte sich an. Meine Augen fixierten den Boden und ich hoffte auf das Beste.

Meine Füße berührten den Boden und eine Schockwelle jagte durch meinen Körper. Meine Knie gaben nach und ich fiel auf den Boden. Der Flug war kräfteraubend gewesen und als ich auf der nassen Erde lag und gen Himmel blickte, wollte ich einfach nur noch schlafen. Ich war das alles nicht gewohnt.
Doch ein schriller Ton riss mich aus meinen Gedanken. Eine Sirene, begleitet von mehreren roten Lichtern. Vorsichtig setzte ich mich auf und sah mich erst einmal um.
Ich lag halb geschützt in einer engen Nische zwischen einem Gebäude und dem meterhohen Zaun. Weit vor mir um die Ecke sah ich helle Lichter strahlen. Von dort hörte ich auch Lärm; Menschen, die schrien und das Brummen von Motoren. Ich wusste nicht, ob irgendjemand gesehen hatte, wo ich gelandet war. Aber sie wussten, dass jemand da war und das war Sorge genug.
Meine Hand zitterte, als ich mein Schwert wieder an meinem Rücken befestigte. Ich stand auf und ging langsam auf die Ecke des Gebäudes zu. Vorsichtig sah ich auf den Platz vor mir und ich fühlte mich sofort nach Kärnten zurückversetzt. Als Schmidt ankam und ich mit Nina durch die Fabrik gewandert bin. Als alles noch einfacher war. Als nicht gerade mein Überleben auf dem Spiel stand.
Ich schüttelte meinen Kopf. Jetzt durfte ich nur an das mir Bevorstehende denken und nicht in der Vergangenheit schwelgen. Also an den hell erleuchteten Platz vor mir, auf dem Panzer, Autos und Flugzeuge standen und alle fünf Meter eine Gruppe Soldaten lief. Der Platz wurde an drei Seiten von Gebäuden begrenzt und an der vierten von einem Tor, an dessen Enden der Zaun begann und sich bis in die Dunkelheit zog. Mir war klar, dass ich hier nur ein kleines Ausmaß der ganzen Anlage sah, doch das kümmerte mich eher weniger. Ich interessierte mich nur für das Haus am anderen Ende des Platzes, denn dort befand sich die Komponente, mit deren Diebstahl ich betraut worden war.

Schnell konnte ich die Tür ausmachen und mit einem kurzen, blauen Aufleuchten stand ich schon auf der anderen Seite. Betend, dass mich niemand gesehen hatte, drückte ich die große Metalltür auf und glitt durch den Spalt hinein. Um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu ziehen, schloss ich sie wieder hinter mir.

Captain Death [1] || {Captain America FF}Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu