ELF

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Wir fuhren ziemlich lange. Etwas außerhalb der Stadt hielt er an einem kleinen Berg an und stieg aus. Mit schnellen Schritten lief er zu meiner Seite und öffnete mir die Auto Türe. Ich stieg dankend aus und schaute mich unbeholfen um.

Ich war nervös und hatte keine Ahnung was Blake mit mir hier wollte. 

Man konnte Teile der Wolkenkratzer sehen, die hell beleuchtete Stadt und der Himmel, der heute Abend besonders schön wirkte. 

"Komm mit.", riss Blake mich grinsend aus meinen Gedanken. Ich nickte zaghaft und folgte ihm den kleinen Berg hoch. Nach zehn Minuten kamen wir oben an und Blake setzte sich an den Rand des Berges, sodass er seine Füße nach unten baumeln lassen konnte. 

Hier war es doch ziemlich hoch. Vielleicht bleib ich einfach stehen...

Da ich immer noch unsicher hinter ihm herum stand, drehte er sich verwirrt zu mir um und begann leicht zu lachen, als er bemerkte das ich Schiss hatte. 

Peinlich. 

"Setz dich neben mich, Skye. Keine Sorge, du wirst schon nicht runter fallen. Nicht solange ich neben dir sitze.", fügte er etwas leiser hinzu. Mein Puls erhöhte sich, als ich einen Fuß vor den anderen setzte und mich nervös neben Blake nieder lies. Ich lugte nach unten, nur um schnell wieder gerade aus zu schauen. 

"Hast du Höhenangst?", fragte er belustigt. 

"Ja.", antwortete ich beschämt. Es war nicht mal so arg hoch, wieso stellte ich mich so an? 

"Hatte ich auch mal. Aber als ich eine Zeit lang jeden Tag hier her kam, legte sich das schnell wieder.", informierte er mich nachdenklich. 

"D-du kommst oft hier her?", wollte ich neugierig wissen. 

Es war wunderschön hier. Man konnte die Stadt betrachten, die in der Nacht so atemberaubend schien. Der Ausblick von hier war toll. Es war still hier oben, nur wenige Autos fuhren immer mal wieder auf der Straße unter uns. Hier konnte man seinen Gedanken nach hängen, sich zurück ziehen und dem Alltag für einen Moment entfliehen. 

So kam es mir zumindest vor, ich war ja schließlich erst zum ersten mal hier. 

"Ja. Es gab eine Zeit in meinem Leben die echt hart war, also brauchte ich einen Ort für mich. Zum runter kommen, zum nachdenken. Ich war noch nie mit jemandem hier. Das war immer mein persönlicher Platz.", erzählte er mir mit leuchtenden Augen. Das Mondlicht schien auf sein Gesicht und er sah unglaublich gut aus. 

Ich hätte niemals gedacht das Blake einer war, der einen "persönlichen Platz" hatte und brauchte. Sein Leben schien perfekt. Reich, Sportler, Frauenheld und was weiß ich sonst noch. Doch jetzt wurde mir erst klar, dass noch viel mehr hinter ihm steckte und das auch er Probleme hatte. Menschen fällen zu schnell ein Urteil über andere. Ich mache das wohl auch.

Ich fragte mich, warum er ausgerechnet mit mir hier hin ging, wenn er sagte dass es sein Platz sei. Will man den nicht lieber für sich behalten?

"Es ist schön hier.", brachte ich irgendwann heraus. Ich spürte seinen Blick von der Seite auf mir, weshalb ich meinen Kopf zu ihm drehte. "W-warum bist du ausgerechnet mit mir hier her gekommen?", stellte ich ihm schließlich die Frage, die ich mir schon für ein paar Minuten stellte. 

"Ich glaube du brauchst auch so einen Ort. Wo du all die negativen Dinge in deinem Leben vergessen kannst, verstehst du?"

Ich war überrumpelt. Ich hätte niemals damit gerechnet das Blake so einfühlsam und tiefgründig sein konnte. 

"Dann müsste ich aber mein halbes Leben vergessen.", scherzte ich, obwohl ich innerlich traurig war. 

Ich wusste nicht einmal warum ich das jetzt gesagt hatte. 

BlakeWhere stories live. Discover now