ACHTUNDVIERZIG

14.6K 476 189
                                    

Als ich meine Augen aufschlug und mich in Blake's Bett aufsetzte, holten mich die Erinnerungen an gestern ein.

Ich erinnerte mich an den Anblick meiner beiden Eltern im Bett, an den Anblick der mich meine Mutter verachten lies. Noch immer kam ich nicht darauf klar, wie sie mir so etwas antun konnte.

Sie wusste wie sehr ich Dad hasste, wie schlecht er all die Jahre zu mir war und trotzdem traf sie sich wieder mit ihm. Ich wollte gar nicht wissen, wie lange das Ganze schon lief. Vielleicht ja schon einige Wochen, Monate oder gar Jahre.

Betrübt sah ich auf die Bettseite von Blake und stellte fest, dass er bereits aufgestanden war. Mein nächster Blick wanderte zu dem Wecker auf seinem Nachttisch und lies mich wissen, dass die Schule bereits begonnen hatte.

Erschrocken sprang ich aus dem Bett und rannte im nächsten Augenblick die Treppen dieses riesigen Hauses nach unten. Ich steuerte auf die Küche zu, denn ich konnte mir denken das Blake hier war und Frühstück machte.

„Wieso hast du mich nicht geweckt? Die Schule hat schon angefangen!", beschwerte ich mich sogleich, während ich Blake's Rücken musterte und hinter ihm stehen blieb. Anhand seiner Bewegungen nahm ich an, dass er Obst schnitt.

„Glaub mir, du brauchst jetzt einen Tag deine Ruhe.", sagte er sanft und nachdem er das Messer weggelegt hatte, drehte er sich zu mir um. „Nachdem was du gestern herausgefunden hast, erschien es mir so am Besten."

Ich stutzte kurz. Blake's Augen waren rot und etwas angeschwollen, es sah so aus als hätte er geweint. Bei diesem Anblick zog sich mein Herz leicht zusammen und meine Wut verflog. Blake meinte es nur gut und machte sich Sorgen um mich, nach allem was ich ihm gestern anvertraut hatte war das auch verständlich.

„Danke, du hast wohl Recht.", erwiderte ich nun einfach, anstatt eine Diskussion anzufangen, in der es darum ging warum ich hätte in die Schule gehen sollen und das Blake nicht über so etwas entscheiden konnte. Doch ich sah es in seinem Blick.

Ich sah das er Angst um mich hatte. Er hatte Angst das ich mir erneut etwas antun wollte, er hatte Angst das ich zu zerbrechlich war.

Blake begann leicht zu lächeln. „Setz dich schonmal hin, ich bring gleich das Essen."

Mit einem Nicken ging ich auf den Esstisch zu und setzte mich auf einen Stuhl. Während ich wartete, schweiften meine Gedanken wieder zu Mum und Dad.

Mum hatte gestern andauernd versucht mir anzurufen, doch ich ging nie dran. Ich hatte gestern keine Kraft dazu mir alles anzuhören, geschweigeden nach Hause zu kommen. Solange dieser Mann in unserem Haus war, setzte ich keinen weiteren Fuß da rein.

Meine Gedanken schweiften außerdem zu Blake. Er hatte es nicht gesagt. Er hatte mir nicht tief in die Augen gesehen und meine Worte erwidert, stattdessen küsste er mich einfach. Ich hatte mir anders vorgestellt wie ich es ihm sagen würde. Ich hatte auch gedacht, dass er es erwidern würde.

Doch ich war nicht einmal sauer. Es war okay. Auch wenn ich insgeheim misstrauisch war und Blake's Aufrichtigkeit anzweifelte.

Als Blake dann schließlich das Frühstück brachte, konzentrierte ich mich wieder auf das hier und jetzt. Lächelnd betrachtete ich den Obstsalat vor mir.

„Das sieht lecker aus.", wandte ich mich an Blake. „Danke, sehr lieb von dir.", fügte ich hinzu und begann zu essen.

„Wie soll es jetzt eigentlich weiter gehen?", fragte Blake plötzlich. Verwirrt sah ich zu ihm. „Ich meine die Situation mit deiner Mum. Willst du nochmal hier schlafen? Du kannst so lange hier bleiben wie du möchtest."

„Was ist mit deinem Vater?", hackte ich argwöhnisch nach. Der hatte doch sicherlich was dagegen, wenn ich hier blieb.

„Das kann ihm egal sein. Ich bin es satt ständig das zu tun was er will. Also?", meinte Blake lächelnd.

BlakeWhere stories live. Discover now