DREIUNDFÜNFZIG

14.7K 458 142
                                    

„Du hast deinen leiblichen Vater getroffen?", wiederholte Blake überrascht das, was ich ihm gerade gesagt hatte. Ich nickte.

„Wie war er denn so?", wollte Blake nun neugierig wissen und ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

Nachdem ich Blake so plötzlich umarmt hatte, beschloss ich noch eine Weile bei ihm zu bleiben. Ich hatte das Bedürfnis mit ihm zu reden, so wie wir es eigentlich immer getan hatten. Blake war der erste, dem ich alles anvertrauen konnte. Wir sprachen über so vieles, meine Krankheit, meine Unsicherheiten, Blake's und meine Vergangenheit. Es war schön so offen mit jemandem reden zu können.

Auch wenn ich ihm noch nicht voll und ganz vertraute, wusste ich das er mir zuhörte. Und ich war auch nicht mehr sauer auf ihn, dass er mir das mit meinem Vater verschwiegen hatte. Das wäre der Job meiner Mum gewesen.

„Er war nett, ganz anders wie Pearl. Aber trotzdem war die Situation einfach nur unangenehm. Immerhin war er eigentlich mein leiblicher Vater und hatte bereits fast 18 Jahre meines Lebens verpasst. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen wie es wohl sein wird, wenn ich ab sofort Kontakt mit ihm habe. Wie soll das denn überhaupt werden? Verbringe ich jetzt jedes Wochenende bei ihm, oder was?", lies ich meine Gedanken raus und Blake hörte mir aufmerksam zu.

„Er hat mir erzählt das er schon oft Kontakt mit mir aufnehmen wollte, aber meine Mutter ihn jedes mal abblockte. Irgendwann hatte er es dann aufgegeben und als ich ihm letzte Woche angerufen hatte, war er überglücklich. Ich verstehe nur nicht warum Mum das alles verschwiegen hatte. Und so richtig realisieren kann ich es auch noch nicht. Richard war für mich immer mein Vater und jetzt plötzlich soll es jemand anders sein?" Ich zog Blake's Decke weiter nach oben und schaute ihn dann ratlos an.

Wir hatten uns nebeneinander in sein Bett gelegt, auch wenn ich noch etwas Abstand hielt. Blake sah mich für einen Moment stumm an, wir hatten uns seitlich hingelegt damit wir uns sehen konnten und wahrscheinlich überlegte er gerade, was er am Besten sagen könnte.

„Du musst John ja nicht wirklich als deinen Vater ansehen. Wenn Richard für dich dein Dad ist, kann dies auch weiterhin so bleiben, verstehst du was ich meine?", fragte Blake vorsichtig und ich nickte leicht. „Wenn du den Kontakt zu John halten willst, weil ihr euch gut versteht, ist das ja umso besser. Es wird eine Weile dauern bis das Ganze nicht mehr komisch ist, aber vielleicht hast du zu John mal eine richtig gute Beziehung."

Ich lies mir Blake's Worte nochmal durch den Kopf gehen und seufzte laut aus. „Ich sollte es einfach mal auf mich zu kommen lassen. Aber mit Pearl gemeinsam Weihnachten feiern werd ich im Leben niemals.", brummte ich leise. Blake begann leicht zu lachen, ehe er mir eine Strähne aus dem Gesicht strich. Ungewollt spannte ich mich an und konnte mich erst wieder lockern, als Blake seine Hand weg zog.

„Ich sollte so langsam mal nach Hause gehen.", räusperte ich mich. Blake's Gesichtszüge veränderten sich schnell und ich sah ihm an, dass er enttäuscht war. Aber ich brauchte jetzt etwas Abstand, ich wollte nichts überstürzen. Und wenn ich Blake jetzt noch länger so nahe war, wusste ich nicht wie weit ich gehen würde.

„Na gut.", murmelte Blake. „Soll ich dich fahren?", bot er an und ich nickte dankend.

Während wir fuhren dachte ich angestrengt darüber nach, über was wir reden könnten. Diese Stille war schon beim Herfahren so unangenehm, das konnte ich mir auch ersparen.

„Hat es eigentlich viel gekostet?", brach ich nun endlich die Stille und erlangte sogleich Blake's Aufmerksamkeit. Er warf mir einen verwirrten Blick zu.

„Dein Auto reparieren zu lassen. Weil ich es doch zu Schrott gefahren hatte.", sagte ich zurückhaltend. Ich hatte mich nie dafür entschuldigt. „Übrigens tut mir das echt leid. Ich wusste wie viel dein Auto dir bedeutete."

BlakeWhere stories live. Discover now