DREIUNDVIERZIG

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Unmotiviert rollte ich mich auf meinem Bett hin- und her. Eigentlich hatte ich vor heute zu lernen, ich wollte meine Hausaufgaben erledigen und endlich mal wieder produktiv sein.

Allerdings fiel mir das ziemlich schwer. Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Blake und darüber, was er mir wohl heute Morgen an meinem Spind sagen wollte. Ich fragte mich außerdem, worüber er mit seinen Freunden gestritten hatte. Waren es überhaupt noch seine Freunde, jetzt da sie das mit Blake und mir wussten?

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ertönte die Klingel. Verwirrt setzte ich mich auf, ehe ich nach unten trottete. Normal erwartete ich noch so früh am Mittag niemanden, war es vielleicht die Post?

Als ich dann schließlich die Haustüre öffnete, setzte mein Herz für einen Schlag aus und ich spürte dieses allzu bekannte Kribbeln wieder in mir, welches nur er hervorrufen konnte.

"Hey.", ertönte seine raue Stimme und unsere Augen trafen sich. Wie ich es vermisst hatte, ihn anzusehen.

"Hey.", erwiderte ich leise und musterte ihn kurz, auch seine Augen wanderten meinen Körper hinab. "Komm doch rein.", hörte ich mich nun sagen und war selbst überrascht darüber. Doch schnell wurde mir klar warum ich das gesagt hatte.

Ich wollte Blake verzeihen. Ich wollte ihn endlich wieder in meinen Armen halten, ihn küssen und ihm einfach Nahe sein. Die ganze Woche über hatte ich nur an ihn gedacht und plötzlich wurde mir auch klar, warum ich ihn auch nur in dieser kurzen Zeit so sehr vermisst hatte.

Weil ich ihn liebe.

Diese Erkenntnis traf mich für einen Moment, war es möglich für jemanden schon so tiefe Gefühle zu empfinden, wenn man sich noch nicht allzu lange kannte? Wir waren gerade mal fast zwei Monate zusammen, war das normal? Und erwiderte Blake diese Gefühle für mich?

Ich bezweifelt es. Blake war nicht der Typ dazu, jemanden wirklich zu lieben und vorallem nicht nach dieser kurzen Zeit. Oder?

Doch bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, begann Blake zu reden.

"Es tut mir so leid, Skye. Ich war ein Arsch und ich bereue es wirklich das ich nicht einfach gleich zu dir gestanden bin. Du bist meine erste feste Freundin und ich will dich nicht verlieren, verstehst du? Weil, also, äh ich-."

Blake zog die Augenbrauen zusammen und schaute verkrampft auf den Boden, während mein Herz laut und unkontrolliert schlug.

Wollte er etwa das sagen, was ich gerade erst noch dachte?

"Meine es wirklich ernst mit dir. Die ganze Woche über hab ich dich so krass vermisst und das ist noch alles neu für mich, aber ich will es jetzt besser machen, okay?" Er sah mich bittend an und ich erkannte, dass er wirklich aufrichtig war. Blake machte sich sorgen, dass sah ich ihm an. Er hatte Angst, dass ich ihm nicht verzeihen würde.

Etwas enttäuscht war ich trotzdem, denn für einen kurzen Moment dachte ich, dass er mir sagen wollte das er mich liebte. Aber das war natürlich idiotisch.

Nachdem für ein paar Sekunden Stille herrschte, entschied ich mich dazu auf mein Herz zu hören und machte einen Schritt auf Blake zu, der jede meiner Bewegungen mit großen Augen beobachtete. Als ich dicht vor ihm stand, legte ich meine Hand an seine Wange und zog ihn etwas zu mir herunter, sodass wir auf der selben Augenhöhe waren.

"Ich verzeihe dir.", murmelte ich schließlich und hielt daraufhin meinen Atem an, plötzlich war ich ganz schön nervös. Blake's Mundwinkel zuckten nach oben und er starrte mich voller Erleichterung an. Unser Blickkontakt war so intensiv, dass ich schon fast dachte er würde direkt in meine Seele sehen.

Dann wanderten seine Augen zu meinem Mund, ehe er mir noch näher kam und seine Lippen endlich auf meine legte. Wir lächelten beide in den Kuss hinein, der Kuss auf den ich schon die ganze Woche gewartet hatte.

Als wir uns wieder voneinander lösten, legte er seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. "Ich hab dich so vermisst.", flüsterte ich lächelnd.

"Skye.", meinte Blake daraufhin räuspernd. Er lockerte seinen Griff um mich, sodass ich verwirrt einen Schritt nach hinten machte und ihn musterte, gespannt darauf was jetzt kam.

"Ich will das unsere Beziehung wirklich funktioniert und wir uns nie wieder so streiten, wie dieses mal, okay?"

Ich war überrascht so etwas von Blake zu hören. Der Kerl, der mehr Mädchen in seinem Bett hatte als sonst jemand an der Schule, machte sich solche Gedanken über unsere Beziehung? Es war schon überraschend genug, dass er überhaupt mit mir zusammen war. Niemals hätte ich gedacht, dass wir uns mal so Nahe sein würden.

"An was denkst du?", hackte Blake nun nach.

"Daran das wir uns eigentlich nie leiden konnten. Und jetzt sieh uns an.", grinste ich. "Verrückt, oder?"

Blake begann ebenfalls zu grinsen. "Sehr, ja." Wir lächelten uns an, ehe ich Blake an meine Hand nahm und ihn die Treppen mit hoch zog, als wir gemeinsam in mein Zimmer liefen und uns auf mein Bett warfen.

Ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab und er nahm meine Hand in seine, ehe er sie zart zu streicheln begann. Verträumt schaute ich auf unsere Hände und seufzte, die ganze Woche über war ich kein einziges mal so glücklich wie jetzt gerade.

"Das hat mir so gefehlt.", sagte ich nochmals und schaute zu Blake, auf seinem Gesicht breitete sich ein ehrliches Strahlen aus und mein Herz tat einen Satz bei seinem Anblick.

"Und mir erst.", hauchte er und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. "Ich schwöre dir, ab sofort werde ich alles besser machen. In der Schule weiß jetzt jeder von uns, also haben wir keinen Grund mehr irgendetwas geheim zu halten und das möchte ich auch nicht.", meinte Blake dann. Meine Mundwinkel zuckten nach oben, wenn ich daran dachte wie wir endlich Hand in Hand durch die Schulgänge laufen konnten, er mir meinen Rucksack mit den schweren Büchern tragen konnte oder wir uns trotz allem weiterhin in unserem Klassenzimmer trafen, wenn wir unsere Ruhe brauchten.

"Gut.", lächelte ich schließlich.

"Mein Dad hat mich heute gefragt, ob du vielleicht mal zum Essen kommen magst.", sagte Blake auf ein mal. Überrascht weiteten sich meine Augen, ehe ich mich hinsetzte und Blake ungläubig musterte. "Also nur wenn du möchtest.", fügte er verlegen hinzu.

"Klar möchte ich.", versicherte ich ihm schnell. "Ich h-hätte nur nicht damit gerechnet, dass dein Vater ausgerechnet mich einlädt."

Blake grinste. "Wie viele Freundinnen hab ich sonst noch?"

Ich verdrehte die Augen. "Du weißt was ich meine.", brummte ich. "Dein Dad mag mich nicht."

Blake schaute kurz auf meine Bettdecke, ehe er mich skeptisch musterte. "Mein Vater ist schwierig.", sagte er nun ruhig. "Aber ich bin mir sicher wenn er dich kennenlernt, wird er dich mögen.", sprach er optimistisch weiter.

Ich war nicht optimistisch. Blake's Vater hatte mich nun schon zwei mal bei sich zu Hause getroffen, ohne auch nur ein Sterbenswörtchen zu mir zu sagen. Er schaute mich ja noch nicht einmal richtig an. Vielleicht lag das auch daran, weil ich mich nie wehrte. Andauernd stand ich nur stumm neben Blake. Bei dem Essen würde sich das ändern, ich sollte aus mir herauskommen damit sein Vater auch einen guten Eindruck von mir hatte und wir die ersten beiden aufeinander Treffen vergessen konnten.

"Wir werden sehen.", gab ich Blake eine knappe Antwort und zuckte mit den Schultern. "Wann wäre das Essen denn?"

Nun war es Blake, der mit den Schultern zuckte. "Morgen? Natürlich nur wenn dir das nicht zu kurzfristig ist."

"Morgen ist gut.", nickte ich. Schon allein bei dem Gedanken, mit Blake's Vater an einem Tisch zu sitzen, bereitete mir Sorgen. Zum einen freute ich mich, dass er mich anscheinend kennenlernen wollte, allerdings wusste ich auch, dass er nicht viel von mir hielt.

Was sollte ich überhaupt anziehen?

"Äh.", räusperte ich mich etwas peinlich berührt. "W-was soll ich denn anziehen?" Sofort spürte ich, wie ich rot anlief. Diese Frage schien beinahe schon bescheuert.

Blake hingegen begann amüsiert zu lachen. "Am besten ziehst du dich einfach so an, wie du immer angezogen bist."

Empört klappte mir der Mund auf, Blake scherzte doch wohl hoffentlich. "Ich kann doch nicht in einer Leggings und einem zu großen Pullover mit deinem Vater und seiner Freundin essen.", schnaubte ich.

"Meinem Vater würden die Augen ausfallen.", witzelte er. Jedoch war mir nicht zum Lachen zu Mute.

"Ich mein es Ernst Blake.", grummelte ich eingeschnappt. Immerhin wollte ich doch einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn William mich schon zwei mal gesehen hatte, wo ich nicht hergerichtet war. Ein Essen zusammen war nun wieder etwas komplett anderes.

"Ist ja gut.", stöhnte Blake genervt. "Zieh einfach eine normale Hose an und ein schickes Oberteil, was weiß ich.", brummte er desinteressiert.

Ich sollte wohl einfach Tessa nach Hilfe fragen, es war ja klar das Blake mir keine große Hilfe war. Verstehen tat er es auch nicht, aber ich wollte gut aussehen wenn ich den Vater meines Freundes kennenlernte.

"Sag mal, wer war eigentlich dieser Typ letztens vor deinem Haus?", kam es plötzlich angespannt von Blake. Überrumpelt verschluckte ich mich beinahe an meiner eigenen Spucke, jedoch riss ich mich gerade noch so zusammen.

"Wie kommst du denn jetzt darauf?", wollte ich zuerst wissen.

"Keine Ahnung, einfach so.", meinte Blake gelassen, doch ich sah ihm an das es ihn bedrückte. Vielleicht war er ja sogar eifersüchtig und bei dem Gedanken daran, machte mein Herz einen Stolper.

"Ich hab Matt im Krankenhaus getroffen, er leidet ebenfalls an Epilepsie und am Montag, als du uns vor meinem Haus getroffen hast, ist er mit mir Heim gelaufen, weil er nur einen Block weiter wohnt.", erklärte ich also und lächelte sanft, Blake's grimmige Miene, welche er vor ein paar Sekunden aufgesetzt hatte, ging nicht weg.

„Hey.", sagte ich rau und rutschte näher zu ihm, ehe ich meine Hand an seine Wange legte und seinen Kopf zu mir drehte, damit er mich richtig ansah. „Bist du etwa eifersüchtig?", hackte ich schmunzelnd nach. Blake schüttelte leicht den Kopf, als auch er zu schmunzeln begann.

„Du gehörst zu mir.", murmelte er dann auf ein mal und schaute nach unten. Beinahe dachte ich, ich hätte mich verhört, doch als mir bewusst war was Blake gesagt hatte, spürte ich dieses heftige Kribbeln in mir.

„Das weiß ich doch, Blake.", flüsterte ich und bewegte meinen Daumen an seiner Wange auf und ab. Seine Augen fanden wieder die meinen und ich erkannte eine eindeutige Erleichterung in ihnen.

„Kann ich dich was fragen?", sagte ich nun leise. Blake nickte lächelnd.

„Was wollten deine Freunde? Heute morgen an meinem Spind?", traute ich mich zu fragen, ich war mir nicht sicher ob Blake diese Frage beantworten wollte oder nicht.

Seine Augen wanderten wieder weg von mir, ehe er seine Augenbrauen zusammen zog und den Kopf schüttelte.

„Das willst du nicht wissen, Skye. Sie sind nicht länger meine Freunde, das ist alles was zählt.", entgegnete er nun. Verwirrt strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und legte meine Hand auf Blake's linken Schenkel.

„Blake.", murmelte ich. „Du kannst es mir ruhig sagen."

Blake schwieg für einen weiteren Moment, ehe er endlich begann zu reden. „Sie wollten mich dazu überreden, mit dir Schluss zu machen. Dann haben sie mir damit gedroht, mich als Kapitän des Lacrosse Teams abzuwählen. Wie sie über dich geredet haben, war einfach nur ekelhaft. Nate ist am schlimmsten von allen, ich weiß wirklich nicht was sein scheiß Problem ist. Aufjedenfall will ich nicht länger mit ihnen zu Tun haben.", zischte er sauer.

Ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass es mich nicht verletzte, wie Blake's Freunde über mich dachten. Warum hassten sie mich so? Noch nie habe ich ihnen etwas getan.

„Es tut mir leid.", hauchte ich und entfernte wieder meine Hand von seinem Schenkel.

Blake musterte mich überrascht. „Was?", hackte er verwirrt nach.

„Wegen mir hast du keine Freunde mehr und bist vielleicht nicht länger Kapitän des Lacrosse Team. Dein Vater hatte Recht, du solltest dich erst auf deinen Sport konzentrieren als auf unsere Beziehung. Wenn du nicht länger Kapitän bist, sieht das scheiße in deinen Bewerbungen aus und auch Scouts werden sich nicht mehr auf dich konzentrieren.", regte ich mich über mich selbst auf. Meine Selbstzweifel meldeten sich mal wieder zu Wort und auch wenn ich so nicht denken wollte, konnte ich nicht anders.

Ich hörte Blake seufzen, ehe er sich nach vorne beugte und mich in seine Arme nahm.

„Denk nie wieder so, verstanden? Mein Vater redet nur Schwachsinn und meine Freunde sind keine richtigen Freunde wenn sie mich vor so ein Ultimatum stellen. Du bist mir wichtiger als irgendein Sportstipendium oder sonst irgendwas, okay?", sagte er sanft.

Meine Augen weiteten sich und mein Herz schlug viel zu laut. Mir war nicht klar wie sehr ich Blake nun schon verfallen war, doch ihm schien es genau gleich zu gehen. In diesen Monaten in denen wir begonnen hatten uns kennenzulernen, in denen wir uns näher kamen und nun schließlich zusammen waren, passierte so viel. Unsere Gefühle für einander schienen schon viel zu tief und ich hatte Angst davor.

Aber da war auch dieses neue Gefühl, welches sich in meinem Unterleib verbreitete.

„Ich will es jetzt.", flüsterte ich plötzlich etwas peinlich berührt. Blake löste sich von mir, ehe er mich mit großen Augen musterte.

„Was willst du?", hackte er mit Absicht nach, ehe er leicht zu grinsen begann.

„Dich.", hauchte ich nur und ohne auf eine Antwort zu warten, presste ich meine Lippen auf die von Blake und drückte ihn gleichzeitig nach hinten auf die Matratze.

—-

Oh man, ich hatte eine riesen Schreibblockade🙄

Wirklich zufrieden bin ich auch nicht mit dem Kapitel, aber ich wollte jetzt endlich ein neues posten.

Bis dann:)

BlakeWhere stories live. Discover now