SIEBENUNDDREIßIG

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„Bist du bereit?", fragte mich Tessa, nervös blickte ich von ihrem Auto aus auf die Schule.

Tessa war so nett und hatte mich heute morgen abgeholt, damit ich nicht alleine in diese Horroranstalt musste. Meine Hoffnung, dass die anderen Schüler nichts sagen würden, war noch immer gering.

„Nein. Aber der Unterricht geht gleich los und ich hab die letzten zwei Tage schon genug verpasst.", seufzte ich und spürte wie mein Herz zu rasen begann.

„Du bist so ein Streber. Wo ist Blake eigentlich?", wollte sie jetzt wissen.

„Hat zur zweiten Unterricht." Nervös biss ich mir auf meine Unterlippe. Es war eigentlich ganz gut das Blake erst später in die Schule kam, denn ich hätte nicht gewusst ob ich ihn grüßen sollte oder nicht.

Jetzt blieb die Entscheidung ihm überlassen.

„Der Glückliche.", murrte Tessa. „Also dann los.", trällerte sie lächelnd und drückte aufmunternd meinen Unterarm. Ich lächelte sie kurz an, ehe wir beide ausstiegen.

Während wir über den Schulhof liefen, spürte ich diese etlichen Blicke auf mir. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen einfach auf den Boden zu sehen, jeden zu ignorieren.

Doch jetzt wanderten meine Augen über die verschiedenen Gesichter, manche tuschelten miteinander und manche beobachteten mich argwöhnisch. Ich fühlte mich unwohl, allerdings hatte ich mir das Ganze hier schlimmer vorgestellt.

Vielleicht kümmerte es ja wirklich niemanden.

„Du hast es geschafft.", sagte Tessa fröhlich, als wir uns im Klassenzimmer an einen freien Tisch setzten. Auf dem Schulgang hatten zwar auch einige doof geglotzt, doch niemand hatte mich beleidigt oder ähnliches.

„Ich hab mich vollkommen umsonst so verrückt gemacht." Ich begann zu lächeln, vielleicht konnten Blake und ich ja doch ganz offen zusammen sein. Vielleicht würden es die anderen einfach akzeptieren und vielleicht würden sie somit auch mich akzeptieren.

Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Da Blake sozusagen der Beliebteste an dieser Schule war und wirklich jeder ihn mochte, konnte das eventuell gut für mich sein. Vielleicht würden mich die anderen in einem anderen Licht sehen und mich akzeptieren. Sie würden denken wenn Blake mich mochte, konnte ich gar nicht so schlimm sein wie sie immer taten.

Langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich hörte mich so an, als würde ich Blake ausnutzen um meinen Stand an dieser scheiß Schule zu bessern. Eigentlich sollte es mir egal sein, was die anderen von mir dachten. All die Jahre hatten sie mich wie ein Stück Dreck behandelt, warum sollte sich das jetzt ändern?

„Wie verhaltet ihr euch denn jetzt überhaupt in der Schule?", flüsterte Tessa mir zu, als bereits der Lehrer eintrat. Wir hatten jetzt Chemie.

„Keine Ahnung, das wird sich nachher herausstellen wenn er in die Schule kommt." Ich schaute geradeaus zu dem Lehrer, damit es so wirkte als würden wir nicht miteinander reden.

„Und was erhoffst du dir, wie er sich verhalten wird? Das er dich vor allen küsst oder ihr euch ignoriert und noch so tut als wärt ihr nicht zusammen?", hackte sie neugierig nach.

Ich seufzte. „Ich hab echt keinen Plan. Solange er nicht in alte Muster fällt, ist es mir egal.", sagte ich leise, während ich versuchte mir Notizen zu machen.

Tessa nickte zur Antwort, ehe wir uns beide auf den Unterricht konzentrierten.

Als es endlich zur Pause läutete, packte ich schnell mein Zeugs zusammen und lief neben Tessa her auf den Schulhof. Heute schien die Sonne, weshalb wir nicht drinnen bleiben wollten. Wir setzten uns auf eine freie Bank, ehe ich begann mich auf dem Hof umzusehen.

BlakeWhere stories live. Discover now