Kapitel 27

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Evelyns Sicht:

"Was?" ich lache über sienen verwirrten Blick. "Wir passen ja wohl kaum zu zweit in einen Schlafsack." mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an. "Na ja du bist ja nicht so groß." er grinst mich frech an und ich schlage ihm auf den Kopf. "Mal abgesehen davon, dass mein Zelt winzig ist... bring deinen Schlafsack mit." bestimme ich und Jake nickt grinsend. 

"Du bist der Profi." sagt er und ich lächle ihn an. "Dann iss mal dein Frühstück, mein kleiner Anfänger. Ich gehe in den Waschcontainer." erkläre ich und Jake zieht die Augenbrauen hoch. "Wir gehen nicht zusammen in die Dusche?" ich lege mit einem ironischen Blick den Kopf schief. "Das hättest du wohl gerne was?" er streckt mir die Zunge entgegen und ich muss schon wieder lachen.

"Sehr gerne sogar." er küsst mich und grinst schief. "Wenn du morgen früher aufstehst kann man das einrichten." "Ich schlafe heute bei dir, dann stehen wir gleichzeitig auf." "Stimmt." "Ich freue mich schon drauf." Lächelnd küsst er mich, bis seine Freunde uns grölend unterbrechen. "Sucht euch ein Zimmer!" schreit Tyler, doch dann trifft ihn ein Ast. 

"Könntet ihr alle bitte mal ruhig sein!" eine wütende Jessica steht im Eingang des pinken Zelts. Auf ihrem Kopf ist noch eine Schlafmaske und sie hält sich ihre Hand mit ausgestreckten Fingern übers Gesicht. "Wir sehen dich ja gar nicht Jessica." rufe ich ihr zu und man sieht wie ihre Augenbraue sich ärgerlich in die Mitte schiebt.

"Könnte daran liegen, dass ich ungeschminkt bin! Anders als du lege ich etwas Wert auf mein Aussehen!" keift sie und stapft zurück ins viel zu grell leuchtende Zelt. 

Alle brechen in schallendes Gelächter aus und Jake raunt mir noch "Du bist viel hübscher als sie." ins Ohr. "Ich weiß." sage ich und wir beide lachen. Ich finde mich jetzt nicht wunderschön. Aber man könnte sagen, dass ich ganz passabel aussehe.

Immer noch grinsend laufe ich zum Waschcontainer der nicht weit weg ist. Da so früh noch niemand hier ist lege ich meine Kulturtasche auf dem Waschbecken ab und hole erst einmal Shampoo und Duschgel raus. Das Wasser ist kalt. Entweder nur um diese Uhrzeit oder einfach immer.

Doch ich dusche auch meistens zuhause kalt, ist besser für die Haare und auch sehr angenehm. Also stelle ich mich unter das Eiswasser und wasche mich gründlich. Danach putze ich mir meine Zähne und wasche mein Gesicht. Mit einer Feuchtigkeitscreme schmiere ich mir mein Gesicht ab. Ich will ja nicht, dass es bei der Kälte verschrumpelt. Noch einen Lippenbalsam auf die Lippen und ready to go. 

Als ich bei meinem Zelt ankomme, sitzen schon mehrere am Feuer und ich krabble einfach in mein Zelt um etwas Ruhe zu bekommen. Ich kenne die Leute nicht wirklich gut und fühle mich bei ihnen nicht wohl. Jake ist zwar da, aber die ganze Zeit da zu sitzen und nichts zu sagen... Ich lese lieber mein Buch. 

Ein Blick auf die Armbanduhr verrät mir, dass es gerade einmal 7 Uhr ist. Wie soll ich noch sechs Tage überstehen und den ganzen Tag was machen ohne dass mir langweilig wird?

Ich überlege was meine To-do Liste für heute ist. Einkaufen muss ich nicht mehr. Ich muss Feuerholz und Reisig sammeln. Es ist November also wird es schon um 17 Uhr dunkel. Dann mache ich mir um 18 Uhr Abendessen. Und um 13 Uhr esse ich ein Sandwich.

Um mir die Zeit sinnvoll zu vertreiben, nehme ich mir einem Riemen und meine Bauchtasche. Ich laufe einmal um mein Zelt herum und stehe schon in einem Meer von Bäumen. Die frische Luft hier tut mir wirklich gut. 

Mein Zeitgefühl ist ziemlich schlecht, deshalb habe ich keine Ahnung wie weit ich schon durch den Wald laufe. Als ich hoch zur Sonne sehe steht sie immer noch weit im Osten aber schon viel weiter im Süden als vorhin. In meiner Hand habe ich ein Bündel Feuerholz, zusammengehalten von einem Riemen und in den Seitentasche der Hose steckt Unmengen von Reisig. 

Ich laufe also wieder zurück in die Richtung unseres Zeltlagers von dem ich ziemlich weit entfernt bin. Wirklich darauf geachtet wie weit ich laufe habe ich nicht. Um den Weg zu finden habe ich mit meinem Messer ab und zu Kreuze in Bäume geritzt und den Folge ich jetzt.

Jakes Sicht:

Als wir fertig mit dem Essen sind schaue ich zu Eves Zelt. Die Tür ist zu und das Feuer aus. Vorhin habe ich sie vom Waschraum zurückkommen sehen. Ich gehe zum Zelt und reiße den Reißverschluss auf mit der Erwartung Eves hübsches Lächeln zu sehen.

Doch das Zelt ist leer. Ich stehe wieder auf und schaue zum Seeufer. Doch da stehen nur zwei Leute aus meiner Klasse. Keine Evelyn Parker. "Hey Jake, weißt du wo Eve ist? Ich wollte sie fragen ob sie mit einkaufen kommt." Penny läuft auf mich zu. "Ich suche sie gerade." bringe ich heraus während ich mich hektisch umsehe. 

Ich weiß, dass Eve sehr wohl auf sich aufpassen kann. Vor allem hier draußen in den Wäldern. Es ist als wäre das ihr zweites Zuhause. 

Doch in mir steigt eine kurze Panik auf. Ein Knacken lässt mich herum fahren und ich sehe wie Eve mit einem fetten Bündel Holz aus dem Wald kommt.

"Oh Gott sei dank!" ich laufe auf sie zu und schließe sie in meine Arme. Sie ist sichtlich überrascht und als ich sie wieder loslasse strahlen ihre Augen Verwirrung aus. "Was ist denn los?" fragt sie mich. 

"Du warst eine Stunde weg!" mein Ton ist vorwurfsvoller als ich geplant hatte. "Ehm.. ja ich war Feuerholz sammeln." murmelt sie und spielt nachdenklich mit ihrem Messer. Es ist nicht so, dass sie eins von diesen Taschenmessern in der Hand hat. Nein. Meine kleine Pfadfinderin hat ein Schnitzmesser in der Hand und dreht es in ihrer Hand als wäre es ein Stock. Ich sehe vor mir wie ihre Finger abfallen. 

"Kannst du.. aufhören das Messer rumzuwerfen?" frage ich zögerlich. Schwungvoll lässt sie es wieder hoch schießen und steckt es in die Hülle am ihren Gürtel.

"Ich.. hab mir Sorgen gemacht." gebe ich zu und ihr Blick wird weicher. "Ich war nur im Wald neben an." lacht sie. "Wie weit warst du im Wald? Man hätte dich doch sehen müssen." sie legt den Kopf schief und scheint nachzudenken. 

"Keine Ahnung. Ich habe nicht wirklich darauf geachtet wie weit ich laufe." sagt sie nachdenklich. "Wieso achtest du nicht darauf wie weit du gehst?" mit einem leichten Lachen versuche ich zu kaschieren, wie ich versuche meine Panik zu legen. "Ich hab Feuerholz gesammelt." wiederholt sie.

"Ja.. müssen wir nicht in dreier Gruppen gehen, wenn wir das Lager verlassen?" meine Stimme wird etwas höher. "Naja, ich bin ja nicht weit weggegangen. Jake was ist los?" Ich verlager mein Gewicht kurz auf mein anderes Bein als ich in ihre blauen Augen sehe.

"Ehm. Nichts ich hab mir nur Sorgen gemacht." erkläre ich und sie lächelt. Sie legt ihre Hand auf meine Wange und küsst mich sanft. "Ich war nur Holz sammeln." sagt sie erneut und geht zu ihrem Zelt. 

"Nächstes Mal nehme ich dich mit okay?" schlägt sie vor und ich grinse. "Ok." stimme ich zu und laufe zu ihr. Sie verstaut ihr gesammeltes Holz in ihrem Zelt und steht dann wieder vor mir. "Was machen wir heute?" fragt sie mich und ich lege die Stirn in Falten.

"Darüber habe ich auch noch nicht nachgedacht." gestehe ich und wir drehen uns zum Rest der Klasse. Aus dem pinken Zelt dröhnt Musik, ein paar Leute sitzen um die große Feuerstelle und ein paar andere stehen am Seeufer. 

"Wie es aussieht wird heute nichts gemacht. Überlebt... und das jetzt noch sechs Tage." schlussfolgert Eve und ich schaue sie perplex an. "Die ganze Woche nichts tun als überleben?" sie sieht mich mit schief gelegtem Kopf an.

"Ich habe mal eine Übung gemacht. Ich hatte eine halbe Stunde Zeit um alles zu packen und wurde von meinem Eltern auf einer Waldlichtung in der Nähe eines Flusses abgesetzt. Meine Aufgabe war es eine Woche zu überleben." erzählte sie und hob einen Stock vom Boden auf.

"Deine Eltern haben dich alleine in den Wald gesteckt?" frage ich ungläubig. "Es war eine Übung. Ja." sie nickt und sieht mir in die Augen.

Ich schüttle lachend den Kopf.

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