Kapitel 38

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Meine Haut fängt an zu kribbeln und mein Blut darunter kocht, wie immer, wenn ich Angst habe oder aufgeregt bin. Schnell schlage ich die Decke zurück und schwinge meine Beine vom Bett. Meine nackten Füßen berühren die kalten Dielen und sofort schleiche auf Zehenspitzen zu meiner Zimmertür. 

Zittrig atme ich aus und unzählige Szenarien gehen mir durch den Kopf, doch ich rede mir ein, dass es bloß Leute aus der Schule sein werden. Vielleicht ist es auch Jake mit seinen Freunden. Er sagte mal er würde mal nachts vorbei kommen und eine Mitternachtsparty schmeißen. Bei dem Gedanken daran Jake könnte dort unten sein schlägt mein Herz noch etwas schneller, doch der Gedanke verfliegt schnell wieder, als von unten zwei tiefe Stimmen zu hören sind. Es ist nur ein Wispern, doch keine davon ist Jakes Stimme. 

Mit zitternden Händen drücke ich die Türklinke herunter und öffne meine Zimmertür. Ich fühle mich wie eines dieser dummen Mädchen in einem Horrorfilm, welche in den Keller gehen, obwohl jeder weiß, dass dort der Mörder ist. Doch mein Handy steckt unten am Ladekabel und hier oben ist kein Telefon. Selbst, wenn ich müsste, könnte ich jetzt niemanden anrufen. 

Ich husche den Flur herunter bis zur Treppe, auf leisen Sohlen und mit angehaltenem Atem. Alles ist still, viel zu still, doch dann wird die Stille durch ein Schaben unterbrochen. Das Schaben unserer Terassentür. Verdammt die Terassentür!!

Das ist der Moment in dem ich anfange zu rennen. Nicht zurück in mein Zimmer, nein runter zur Terasse. Ich werde mich nicht bestehlen lassen. Die Tür nach draußen steht noch offen und ich kann durch das Glas zwei dunkle Gestalten erkennen, die ums Haus laufen. Ich stoße die Glastür auf und renne ihn gerade wegs hinterher. Man sollte meinen ich wäre verrückt und das bin ich wohl auch, aber das lasse ich mir nicht gefallen. 

Mein ganzes Training zahlt sich aus und ich hole den hinteren ein, ohne viel nachzudenken stürze ich mich auf ihn und reiße ihn damit mit auf den harten Asphalt. Ein schwarzer Rucksack, den er in der Hand hatte fällt ihm aus Hand und schlittert zur Seite. Die Gestalt versucht sich hochzurappeln, doch ich schlage ihm, bevor er weiter reagieren kann, mit dem Ellenbogen ins Gesicht. Sein Kopf schlägt nach hinten auf den Asphalt und er regt sich nicht mehr. Ich zucke mit dem Kopf nach vorne und sehe den anderen weiter rennen. Sehr Loyal der Kerl. 

Ich fange an zu lächeln und bin unglaublich stolz auf mich. So etwas hätte ich mir niemals zugetraut. Als wäre ich ein Superagent, werfe ich meine Haare zurück und stehe auf. Ok Eve, genug Stolz gewesen, hol dir deine Sachen wieder. 

Schnell laufe ich zu dem Rucksack und öffne den Reißverschluss. Darin befindet sich, mein Handy, das Geld aus unserm Notfallsafe, der anscheinend nicht sehr sicher ist, das war ja ein toller Kauf Dad, unser Dvd Rekorder und tatsächlich etwas von dem Silberbesteck meiner Oma.

Ich höre ein ächzendes Grummeln von dem Dieb und werfe ihm einen wütenden Blick zu. "Ihr klaut Silberbesteck von einer Oma? Braucht wirklich Geld was?" kommentiere ich seine Situation, als er sich zur Seite rollt gehe ich zu ihm hin. "Du bleibst hier." sage ich wütend und halte ihn fest. Da ich nicht besonders stark bin, setze ich mich einfach auf ihn drauf. Er fasst sich an die Nase und schnaubt einmal. "Selbst Schuld." sage ich nur und ziehe den Rucksack zu mir heran, um mit meinem Handy die Polizei anzurufen. 

Meine Hände zittern, denn ich habe unglaubliche Angst vor diesem Kerl. Er könnte mich doch jeden Moment einfach verprügeln und einfach abhauen. Doch er tut nichts, er atmet nur weiter und ich horche auf das Tuten meines Telefons. "Was kann ich für sie tun?" meldet sich eine Stimme am Telefon. Ich melde den Einbruch und sage meine Adresse. Dann lege ich das Handy zurück, als ich merke dass der Kerl versucht abzuhauen. 

Er trägt immer noch diese dämliche Skimaske, also beschließe ich ihm die abzuziehen. Ich reiße sie ihm einfach vom Kopf und starre ihn an. Der Dieb ist recht jung, kann nur etwas älter sein als ich. "Hi." sagt er und grinst verschmitzt. "Du wolltest mich gerade bestehlen und jetzt sagst du hi?" verwirrt sehe ich ihn an. 

"Naja ich würde es echt bevorzugen, wenn du von mir runtergehen würdest, damit ich gehen kann und ich nicht in den Jugendknast komme." seine Augen zucken nervös hin und her. "Weißt du eigentlich bekommt man erst eine fette Warnung." die Anwaltstochter spricht aus mir. "Die hab ich schon. Hör zu, du wirkst cool und ich will nie jemanden verletzen. Ich und mein Freund kommen von einer Gruppe Waisen, kennst du die alte Fabrik hinter dem See?" ich nicke. "Jedenfalls leben wir da illegal ok? Ich bin bei meiner Stiefmutter angemeldet, aber da will ich nicht mehr leben. Wenn die mich in den Knast stecken, finden die auch die anderen." fast schon verzweifelt blickt er mich an. 

Ich seufzte und stehe auf. "Du bist wirklich ein Engel." erleichtert steht er auf. Ich greife nach dem Rucksack und hole alles raus bis auf das Geld. Es sind 1.500€ das sollte der Gruppe helfen. Ich reiche ihm seinen Rucksack und er sieht mich mit großen Augen an. "Hört auf mit dem illegalem Kram und ich erstatte keine Anzeige gegen euch. Wenn ihr so weiter macht, verbaut ihr euch euer Leben." sage ich mit sanfterer Stimme als vorher. "Danke, wirklich!" er lächelt noch einmal und rennt die Straße herunter in den Wald. 

Mit einem recht guten Gefühl hebe ich die restlichen Sachen auf und verstaue sie im Haus an ihren Rechtmäßigen Plätzen, als auch schon das blaue Licht der Polizei durch meine Fenster scheint. Ich öffne die Haustür und sehe wie ein Mann auf mich zuläuft. "Geht es ihnen gut?" fragt er sofort. "Ja, alles bestens" sage ich schnell. "Sind sie sicher? Sie haben da eine Platzwunde an der Stirn." er kommt auf mich zu und ich fasse mir an die Stirn. "Oh, achso." ich lache. "Ich bin eben gestolpert. Mir geht es gut wirklich." ich rede mich raus, doch er sieht mich fragend an. "Sind sie sicher?" fragt er noch einmal. "Ja. Ich bin nicht in Kontakt mit den Einbrechern gekommen." erkläre ich. 

"Was wurde, denn gestohlen?" fragt der Polizist. "Nur das Geld aus unserem Notfallsafe, er steht offen." berichte ich sachlich und er bittet eintreten zu dürfen. "Das ist nicht nötig. Ich habe nur angerufen, da ich Angst hätte sie wären noch im Haus, doch das waren sie nicht. Ich will keine Anzeige erstatten." sage ich nur und lehne mich an den Türrahmen. "Ich befürchte, das ist die Entscheidung ihrer Eltern." sagt er und ich ziehe die Augenbrauen hoch. 

"Meine Eltern haben mir die Verantwortung gegeben. Sie können sie gerne anrufen und nachfragen, sie werden auch keine Anzeige erstatten, sie wissen, dass solche Fälle entweder nicht verfolgt werden oder nicht aufgeklärt werden. Wir haben genug Geld." erkläre ich gelassen. "Ich werde ihre Eltern kontaktieren. Einen ruhigen Abend wünsche ich ihnen." sagt er und geht zurück zu seinem Auto. 

Ich verdrehe die Augen und schließe die Tür. Sofort lehne ich mich dagegen und atme aus. Ich lasse die Angst an mir herunter fließen und versuche die Hitze zu regulieren. Das war gerade, alles andere als gelassen und einfach. Ich hatte so Angst er würde mich durchschauen. Seufzend stehe ich auf und greife nach meinem Handy. Die Treppe fühlt sich plötzlich so lang an. 

Grummelnd trotte ich noch ins Bad um die Platzwunde zu begutachten. Sie ist nicht groß, also wische ich nur das wenige Blut weg und klebe eines dieser, Kreuzförmigen Pflaster darauf um es zuzuhalten. Dann lasse ich mich wieder in mein Bett fallen und sinke in einen tiefen Schlaf.


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Hab hier mal oben nen Song reingepackt, den ich liebe. Passt irgendwie zur Situation, denn Evelyn ist ein Genius

Naja, etwas seltsames Kapitel, aber ok. Wer hat den Einbruch kommen sehen, wegen der Terassentür?? XD. 

~Alice

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