Kapitel 48

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Der Früchtetee verbrennt mir die Zunge und den Rachen als ich ihn trinke. Mir gegenüber sitzt Jakes Mutter die viel ruhiger ist, als ich es bin. Verständnislos sehe ich ihr dabei zu, wie sie ihre Hände zusammenfaltet und in ihre Tasse sieht. 

"Warum sitzen wir hier?" frage ich sie, meine Stimme klingt forscher, als ich es beabsichtigt habe. "Evelyn, ich weiß du bist wütend. Jake ist dir wichtig." ihre ruhige Stimme macht mich wütender, ich balle meine Fäuste in meinem Schoß und presse meine Lippen aufeinander. "Wichtig? Ich liebe ihn. Er ist ihr Sohn, haben sie gar kein Problem damit, dass ihr Mann ihn einfach wegschickt?" frage ich sie und sehe sie dieses Mal direkt an.

"Natürlich habe ich ein Problem damit. Aber Jakes Verhalten in den letzten Wochen war nunmal inakzeptabel. Mein Mann händelt Dinge so." ihre Erklärung ist mickrig und fast erbärmlich. "Ist das also wie man aufmüpfige Teenager händelt??"

Sie atmet scharf ein. "Es tut mir leid wie das ausgegangen ist." ich lache. Hämisch. Ungläubig. Wütend.

"Wissen sie, wenn man sein Kind, wegen so einer winzigen Sache in ein Internat schickt wirkt sich das sehr auf die spätere Beziehung zu diesem Kind aus. Ich kenne jemanden, dessen Eltern genauso ignorant und stumpf waren. Er ist jetzt 25, aus dem Internat raus, in das er geschickt wurde wegen eines Streits. Er spricht nicht mehr mit seinen Eltern, er sieht sie nicht mehr, er ist ans andere Ende des Landes gezogen. Ich nehme an, sie wollen die gleiche Beziehung zu ihrem Sohn, sonst würden sie sich nicht so benehmen." 

Am liebsten würde ich in ihren Tee spucken. Ich weiß nicht mal, warum ich so wütend bin. Natürlich wegen Jake, doch ich verstehe nicht wie ich so unglaublich wütend sein kann. So wütend war ich noch nie. Schnell wische ich diese Gedanken beiseite. "Natürlich will ich das nicht. Ich werde mit meinem Mann sprechen, Jake wird dort schnell wieder raus sein. Bitte sei nicht wütend. Mein Mann hat nicht zu entscheiden wo mein Sohn ist." sagt sie mit fester Stimme.

Überrascht von ihrem plötzlichen Umschwung ziehe ich die Augenbrauen hoch. "Also ganz viel Drama um nichts." seufze ich. "Naja. Mein Mann hat meinen Sohn geschlagen, ich werde das nicht hinnehmen." bestimmt greift sie nach ihrer Tasse. "Gut. Ich..werde jetzt gehen, wenn das für sie in Ordnung ist." sage ich und sehe sie an. "Klar. Ich rufe dich an, sobald ich meinen Mann zurechtgewiesen habe." leicht lächelnd nicht sie mir zu. 

Sobald meine eigene Haustür ins Schloss fällt schließe ich die Augen. Das alles wirkt noch recht surreal. Ich beschließe schlafen zu gehen, denn ich kann gerade so oder so nichts tun. 

Ich liege bestimmt noch Stunden wach und denke nur darüber nach wo Jake ist und wie es ihm geht. Frustriert drehe ich mich hin und her, bis ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf sinke. 

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