Kapitel 49

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, starre ich die ersten fünf Minuten meines Tages an meine weiße Zimmerdecke. Immer wieder gehe ich den vorherigen Abend durch. Tief einatmend schließe ich die Augen. Ich mache viel zu viel Drama um nichts. Mein Freund ist in einem Internat und wurde nicht entführt. Seine Mutter sagt sie holt ihn zurück. Alles ist gut. Wenn ich nur mit ihm reden könnte. 

Ich stoße die angestaute Luft aus meinen Lungen und schwinge mich aus meinem Bett. Als meine Füße auf dem kalten Boden landen, erinnere ich mich, wie kalt es draußen ist. In der letzten Woche war es seltsam warm. Die Klassenreise ist gefühlt, schon so lange her. Da hatten wir eine Kältephase. Ungewöhnlich für unsere Region. 

Meine Gedanken schweifen von einem unnötigen Thema zum nächsten. Letztendlich stehe ich auf, um runter in die Küche zu laufen. Es ist Sonntag. Am Sonntag habe ich nicht viel zu tun. Mein Blick trifft das Thermometer. 3 Grad. 

Mir fällt ein wie kalt es den Kindern in der Fabrik sein muss und greife nach meinem Handy um zu googeln, welche Geschäfte heute offen haben. Als ich einen Laden finde, der eigentlich alles anbietet, ziehe ich mich um und steige ins Auto. Abgesehen davon, dass ich Ablenkung brauche, will ich diesen Menschen dort helfen. Meine Eltern haben ja so oder so, genug Geld. 

Wenig später schiebe ich meinen Einkaufswagen durch den, kaum besuchten Laden. Ich werfe alle warmen Wolldecken in den Wagen die ich in dem Regal finde, leider sind es nicht viele. In einer Ecke sehe ich Jacken und Handschuhe und grüble nach welche Größen ich nehmen sollte. Für die vier jüngeren Jungs kaufe ich vier dunkelblaue Jacken und für Lizzie eine gelbe. Für die drei großen Jungs kaufe ich noch drei schwarze. Ich hoffe zwar, dass sie Jacken haben, aber man weiß nie. Noch ein paar Handschuhe, Mützen, Schals und Pullover später, stehe ich an der Kasse. Ich weiß nicht was die kleine Gruppe sonst noch braucht. Das beste wäre natürlich so etwas wie ein Heizstrahler, aber sie haben da keinen Strom. 

Als ich dann vor der Fabrik stehe und etwas fröstelnd aus dem Auto steige, kommt mir Tyrone schon entgegen. "Schon wieder hier?" lächelt er. "Ja, ehm störe ich?" frage ich. Denn ich habe keine Ahnung ob, sie mich hier wollen. "Du störst nie." grinsend umarmt er mich. 

"Ich hab was mitgebracht." sage ich lächelnd und laufe zum Kofferraum. "Oh Eve, das musst du nicht. Ich fühle mich schlecht, wenn du so viel Geld-" ich unterbreche ihn schnell. "Tyrone, wenn ich nicht das Geld hätte, wie könnte ich es dann machen. Meine Eltern haben genug Geld und ich will es sinnvoll ausgeben." ich lächle ihn ehrlich an. "Wow. Danke."

"Also. Ich musste an euch denken, weile so kalt ist. Also..." ich öffne den Kofferraum und Tyrone starrt rein. "Dich hat echt der Himmel geschickt." sagt er nur und zaubert mir damit ein Lächeln ins Gesicht. Wir tragen die Sachen rein und Joe kommt uns entgegen. "Woah, das ist genau was wir brauchen, danke!" er schließt mich in die Arme und ich lache. "Ich helfe gern." erkläre ich und verteile die Jacken an alle. Finn streift sie über und macht sie zu. "Die ist toll!"

Als ich alle in Jacken, Handschuhen, Schals und Mützen eingepackt habe sehe ich mich zufrieden um. Die Decken sind auf die Betten verteilt. zusätzlich zu den Schlafsäcken.  

"Ehm, Hunter?" spreche ich den braunhaarigen Jungen an. "Ja?" fragend sieht er mich an. "Gehen die fünf eigentlich zur Schule?"  ich deute auf die Kids. "Nein, leider nicht." spricht er das aus, was ich mir schon gedacht habe, doch ich wollte es wissen. "Wir müssten sie offiziell anmelden und dann würden wir aufgedeckt werden." erklärt er. 

"Ja, verstehe." sage ich traurig. "Aber wir bringen ihnen alles bei was wir wissen und geben ihnen sogar Hausaufgaben." stolz grinst er mich an. Ich muss lächelnd. "Das ist toll" sage ich. "Falls ich Hilfe braucht sagt Bescheid ok? Ich helfe gern. Und bin auch gerne hier." biete ich an. "Wir haben dich gerne hier." lächelt er mich an. 

Lizzie kommt auf mich zugelaufen, mit ihrer hellblauen Mütze auf und bringt mich zu ihrem Bett. "Sieh mal ich bin schon da, wo Harry im verbotenen Wald ist." sie öffnet das Harry Potter Buch. "Und gefällt es dir?" frage ich sie. "Ich liebe es. Oh ich wäre so gern ein Zauberer!" schwärmt sie. "Oh glaub mir. Ich auch." seufze ich und Lizzie kichert. "Kommst du jetzt öfter her?" fragt sie mich und schaut mich mit leuchtenden Augen an. "So oft ich kann." antworte ich ihr und als sie mich freudequieckend umarmt, wird mein Herz so unglaublich warm. Ich verspüre eine Art von Glück, das ich zuvor nie kannte. 


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