Prolog

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Ema

"Ich möchte doch nur das Beste für dich mein Schatz.", das hatte mir meine Mutter gesagt, als sie verkündete, dass wir umziehen werden. Doch das Beste hatte mich schon verlassen. Mein Name ist Ema Londun und meine beste Freundin hat sich vor fast einem Monat das Leben genommen. Meine Mutter meinte, dass ich einen Neuanfang brauche um über 'dieses Unglück' oder wie auch immer sie es nannte hinweg zu kommen. Jetzt sitze ich im Wagen meiner Mutter, auf dem Weg zu unserem neuem Haus. Auf dem Weg zu meinem Neuanfang.

"Wieso musstest du auch ein Haus aussuchen, dass wo weit weg ist?", fragte ich meine Mutter während ich versuche es mir im Beifahrersitz bequem zu machen. "Weil es toll aussieht und weil mein neuer Job in der Nähe ist und jetzt sei leise, ich liebe diesen Song", antwortete sie und drehte das Radio lauter. Ich hatte nichts gegen lange Autofahrten, im Gegenteil, ich liebte sie, einfach Musik hören, die Umgebung betrachten, sich über etwas Gedanken zu machen, auf das man sonst nicht kommt. Jedoch ist diese mehr als unangenehm, da der Grund für diese Fahrt, für diesen gesamten Umzug, einfach beschissen ist. Annie war genau 2 Jahre 8 Monate und 3 Tage älter als ich. Sie ging aufs College, doch dort wurde sie nicht so behandelt, wie sie es verdient hatte. Das erste Jahr war für sie die reinste Katastrophe, genauso wie für mich. So oft habe ich Anrufe von der weinenden Annie bekommen und probiert sie zu überzeugen, dass alles wieder gut wird. So oft habe ich gedacht, dass es nicht so schlimm sei. So oft wollte ich ihr helfen, doch ich wusste nicht wie. Ich wischte mir die Träne unauffällig aus dem Gesicht, sodass es meine Mutter nicht mitbekam. Irgendwann wurde es Annie anscheinend zu viel, denn man fand sie mit einer aufgeschnittenen Pulsader in der Badewanne. Ich möchte mir nicht annähernd vorstellen wie das für ihre Mutter war, als sie Annie fand.

Ich merkte gar nicht, dass der Wagen anhielt, bis meine Mutter meinen Namen schrie. Ich stieg aus und sah mir das kleine Haus an. Es was echt schön. Die Fassade war in einem hellgrauen Ton gestrichen und der Vorgarten liess es ziemlich freundlich aussehen. An der Tür stand auch schon mein Zwillingsbruder und grinste uns an. Ich lief ihm entgegen und wurde in seine Arme gezogen. Tim war einen Kopf grösser als ich, wir hatten die selben dunkelblonden Haare und auch sonst waren wir uns ziemlich ähnlich, nur dass seine Augen vollkommen grün strahlten während ich in meinen einige braune Flecken finden kann. Der grösste Unterschied ist immer noch, dass er ein Junge war und ich nicht, manchmal bin ich mir da aber auch nicht zu sicher. "Rate Mal wem das grösste Zimmer gehört", rief er mir hinterher, als ich mich in das Haus begab. Ich drehte mich um, nur um ihn wie einen Idioten grinsen zu sehen. "Cool", meinte ich nur und schaute mir die Küche an. Doch mir wurde die Sicht versperrt, als er sich schmollend vor mich stellte und "so macht das keinen Spass", murmelte. Ich lächelte kurz und drehte mich in die Richtung des Wohnzimmers. "Ema verdammt mir gefällt das hier auch nicht, stell dich nicht so an", gab er schlussendlich genervt von sich. Ich schloss kurz meine Augen und atmete einmal ein und danach aus um ihn mit gehobenen Augenbrauen zu betrachten. Kurz lachte ich "Ich soll mich nicht anstellen?", fragte ich in einem zickigen Ton.

"Nein, Ema nicht schon wieder das", rief er und verdrehte die Augen. Ich atmete nochmal durch und lief an ihm vorbei zur Treppe. Nicht dieses Mal Ema, du hast noch genügend Zeit um ihm die Augen raus zu kratzen. Als ich das Zimmer in dem mein Bett und mein Schrank stand gefunden habe, lief ich nach unten um die Kisten zu holen die mir gehören. "Ema ich gehe kurz etwas einkaufen brauchst du etwas? Dein Bruder ist raus, er wollte sich die Nachbarschaft ansehen.", sagte meine Mutter als sie sich neben mich stellte. "Nein eigentlich nicht, viel Spass", meinte ich und lief die Treppe hoch. Als ich alles ausgeräumt habe, war es schon ziemlich spät. Ich lief kurz runter  ins Wohnzimmer, wo meine Mutter gerade einen Film schaute, wünschte ihr eine gute Nacht und legte mich ins Bett. Ich starrte noch eine Weile an die Decke. Heute war Samstag, dass heisst nur noch morgen und dann musste ich hier zur Schule. Ich fragte mich wie die Leute hier wohl sind und ob ich mich schnell einleben werde.

My AlphaWhere stories live. Discover now