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Ema

Das Klingeln meines Weckers überklingt mal wieder meine Gedanken und lässt mich aufstöhnen. An Schlaf konnte ich in der letzten Zeit nicht denken. Die Albträume lassen es einfach nicht zu und die Schuldgefühle sind meist Schuld daran. Doch dieses Mal waren meine Gedanken nicht nur von Annie geprägt. Der Idiot, der sich Darian schimpft, hat sich rein geschlichen, ohne dass ich es merkte. 

Mir wurde einfach nicht klar, was einer wie er von einer wie mir wollte. Das waren verschiedene Welten, während ich gerne meine Zeit alleine verbrachte, um meine Bücher zu verschlingen, ist er wahrscheinlich draussen mit Freunden und unternimmt sonst was. Ich konnte seinen Nutzen aus dieser ganzen Sache nicht erkennen, vielleicht war es ja bloss eine blöde Wette, dann wäre ich ihn hoffentlich bald los. In den letzten Tagen, war er mir kaum von der Seite gewichen. 

Er war mir auf Schritt und Tritt gefolgt und ich glaube, wenn er ein Mädchen wäre, hätte er mich sogar auf die Toiletten begleitet. In jeder Pause hatte er bei meinem Spind gewartet und mir angeboten meine Bücher zu tragen, was ich jedes Mal freundlich abgelehnt habe. Als er sich am Dienstag, an unseren Tisch gesetzt hat, wurde gefühlt die ganze Cafeteria still. Ich konnte es selbst kaum glauben, wie er da sass, mit diesem Grinsen... argh. 

Zum Teil machte es mich wütend, weil er sich benahm als wäre es das Normalste der Welt, plötzlich an unseren Tisch zu sitzen. Andererseits wollte ich unbedingt herausfinden, worum es hier wirklich geht. Ich meine, ich war schlussendlich nicht das hübscheste Mädchen der Welt, und er sah aus als käme er gerade von einem professionellen Fotoshooting für irgendein Cover einer Modezeitschrift. Es war nicht schwer auf die Schlussfolgerung zu kommen, dass hier etwas gewaltig stinkt.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich schon vor 10 Minuten hätte unten sein sollen, also beeilte ich mich ins Bad zu kommen. Beim Frühstück ignorierte ich Tims Blicke gekonnt, er wusste was los war, traute sich aber nicht mich darauf anzusprechen. "Wie lange brauchst du noch?", fragte er stattdessen und beäugte mich weiterhin kritisch. Ich verdrehte meine Augen und stand auf: "Noch etwa 15 Minuten." Er nickte und ich lief in mein Zimmer. 

Während ich vor meinem Schrank stand, versuchte ich die Wetter-App zu öffnen und ein passendes Outfit zu finden. Die Temperaturen werden in den nächsten Tagen sinken, weswegen ich mich für ein Kleid entschied, um die warme Luft zu geniessen. Es war eines dieser Basic-Kleider, die jeder im Schrank hatte, nur das meines weiss war und dunkelblaue Streifen hatte. Das einzig Blöde an der Sache war, dass es ständig hochrutschte, doch davon sollte ich mich nicht beirren lassen. 

Ich schnappte mir meinen Rucksack und setzte mir die Brille auf die Nase und eilte nach unten, in der Hoffnung meine Mutter würde nicht sehen wie ich in meine All-Stars schlüpfte. Sie mochte es nämlich überhaupt nicht, wenn ich Sneaker zu einem Kleid anhabe.  "Tim, ich warte draussen!", rief ich und zog seinen Namen in die Länge. Sobald ich aus dem Haus war kitzelten die Sonnenstrahlen mein Gesicht und liessen mich wohlig aufseufzen. 

Auch wenn eine schlaflose Nacht hinter mir lag, war ich voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Es war schon Donnerstag und ich werde nach der Schule diesen Nachhilfe-Club besuchen. Ich frage mich, ob viele Schüler da hin gehen. Tims Schritte hinter mir, brachten mich in Bewegung. "Wie willst du nach Hause kommen?",fragte er als wir im Auto sassen. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete: "Keine Ahnung, nimm vielleicht den Bus oder ich laufe" Er nickte und startete den Wagen.

An der Schule angekommen, beeilte ich mich zum Spind zu kommen, weil ich meine Hausaufgaben nicht mitgenommen hatte. Als ich ihn schloss, kam hinter der Tür Darian zum Vorschein, welcher an den Spinden gelehnt war und mich anlächelte. "Du siehst toll aus", sagte er, stiess sich ab und lief mit mir zu meinem Klassenraum. "Danke", murmelte ich leise, ich war es nicht gewohnt, dass das jemand so offen sagt. Ich drehte mein Gesicht weg, damit er nicht sieht, wie ich rot werde. "Darf ich dir den Rucksack abnehmen?", fragte er nach einigen Schritten gleich und ich schüttelte den Kopf. 

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