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Darian

Verzweifelt drückte ich die Klinke immer wieder runter, stiess ab und an gegen die Tür und versuchte nicht ganz durchzudrehen. Scheisse! Es ist nicht so, dass ich Klaustrophobie habe, sondern viel mehr die Angst die Kontrolle zu verlieren und mich zu verwandeln. Ema würde durchdrehen und wahrscheinlich nie mehr mit mir sprechen, geschweige denn mich ansehen. Vielleicht würde sie sogar die Schule wechseln. Während mir all diese grausamen Gedanken durch den Kopf schweiften, versuchte ich weiter die Tür zu öffnen.

Black, in meinem Kopf, schien langsam auch zu begreifen, in welcher Situation wir uns befanden. Wenn er sich bedroht oder unwohl fühlt, dann wird das Ankämpfen gegen ihn immer schwerer. Ich könnte natürlich die Tür eintreten, aber das wäre für einen Menschen nicht sehr normal und auf Emas Verdacht kann ich verzichten. Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und plötzlich lag ihre Hand auf meinem Unterarm. War es seit Anfang an so heiss hier drinnen? Ich hörte auf die Klinge zu malträtieren, aber liess sie auf keinen Fall los, fast schon krankhaft klammerte ich mich daran.

Ein Blick auf meine rechte Seite, verriet mir, dass der besorgte Blick meiner Mate auf mir lag. Wenn sie nur wüsste wie viel Genugtuung sie mir damit übertrug. "Ist alles-", sie brach ab, um einen kurzen Blick auf meine verkrampfte Hand zu werfen, "hast du Platzangst?", fragte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Ich zuckte mit den Schultern, "Möglicherweise", antwortete ich, aber es klang eher wie eine Frage. Allein dafür könnte ich meinen Kopf gegen die Wand schlagen. Ihre weiche kleine Hand, welche bis jetzt immer noch auf meinem Arm lag, strich langsam runter zu meiner.

Ich schloss meine Augen und versuchte ruhig zu atmen, denn aus Gründen, die mir nicht bewusst sind, fing mein Arm, auf eine angenehme Art und Weise, an zu brennen. Gleichzeitig fühlte er sich so Taub an als sie meine Hand von der Klinke löste. "Meinst du, du hältst es aus bis jemand kommt?", musterte sie mich Aufmerksam und nahm ihre Hand von meiner, als ich die Augen öffnete. Zu gerne würde ich wieder danach greifen, doch mit meiner Mate ist nicht zu spassen. Ich nickte: "Wenn wir nicht zu lange hier bleiben." Sie flüsterte ein 'okay', drehte sich um, und suchte in ihrer Tasche nach etwas. "Fuck, verdammte Scheisse!", fing sie an und ich starrte teilweise fragend und teilweise verwundert an.

Das sie nicht wortkarg war, ist mir seit der Bibliothek bewusst, aber dass sie auch noch so Fluchte, hätte ich nicht erwartet. Sie drehte sich wieder zurück und schon schnauzte sie mich an: "Noch nie 'nen Menschen gesehen?" Ich hob bloss abwehrend die Hände und sah sie fragend an. "Ich hab mein Handy in meinem Spind", seufzte meine Mate und fuhr sich über die Stirn. Mein Lachen liess sie aus ihren Gedanken fahren: "Das wird dir auch nicht viel bringen. Diese Schule ist wortwörtlich ein Funkloch! Hast du das noch nicht gemerkt?" 

Leicht verlegen fuhren ihre Schultern hoch, "Ich benutze es gar nicht so oft", murmelte sie. Ich musste lächeln, denn auch wenn sie es unbewusst getan hat, hat sie mir etwas über sich verraten. Ob sie lieber raus geht oder war sie eher ein Bücherwurm? Das sie in die Bibliothek gegangen war und diese Brille trug, muss nicht gleich heissen, dass sie Bücher liebte. Sie starrte an mir vorbei zur Türe und fragte: "Meinst du jemand würde uns hören, wenn wir uns bemerkbar machen?" Ich verzog meinen Mund und schüttelte den Kopf. 

"Während der Mittagspause ist kaum jemand in den Gängen und wenn doch, wird alles abgedämpft, sodass uns bestimmt niemand hören wird.", schnaubte ich und gleitete die Tür runter zum Boden. Natürlich, könnte ich jemanden per Mind-Link rufen, doch sogar Black fand gefallen daran, mit unserer Mate, auf engen Raum, alleine zu sein. "Dann sitzen wir hier fest.", flüstere sie und setzte sich mir gegenüber auf den Boden. Ich nickte, und erst jetzt fiel mir auf, dass ich sie nie, so lange in meiner Nähe hatte.

"Was grinst du so blöd?", gab sie beleidigt von sich und warf die Arme in die Luft, "Ich dachte du hättest Schiss." "Deine Anwesenheit macht es mir einfacher die Ruhe zu bewahren.", antwortete ich mit der Wahrheit und wartete auf ihre Reaktion. Meine Mate brauchte einen Moment, um zu verstehen was ich gesagt habe, doch gleich darauf weiteten sich ihre Augen und ihre Wangen erglühten. Mein Grinsen wurde, wenn das überhaupt möglich ist, noch breiter. Ihr Anblick und ihre Nähe stimmten mich besser, als ich es mir je hätte erträumen können. Ich musste ein Lachen unterdrücken, und als sie dies bemerkte, warf sie einen Gegenstand nach mir, der mich verfehlte.

Den Lachanfall konnte ich mir nicht mehr verkneifen als ich ihr wütendes Gesicht sah und ihre wilden Gestiken, derweil sie mir die verschiedensten Anschuldigungen an den Kopf warf. "Du Idiot!", rief sie, doch das zucken in ihrem Mundwinkel nahm ich trotzdem wahr, "Das ist alles deine Schuld!" Sie rutschte zu mir rüber, um mir einen Schlag zu verpassen. Doch ich hielt sie an ihren Handgelenken fest, was sie dazu veranlagte noch näher zu kommen, um mich umzuwerfen. Ich musste schlucken, irgendwie schaltete alles bei mir ab, wenn sie in der Nähe war. Sobald sie gemerkt hatte, wie nahe sie mir eigentlich war, hörte sie auf der Stelle auf zu zappeln. 

Sie löste sich von mir mit einem Räuspern, schob ihre Brille hoch und rutschte weg. Eine unangenehme Stille trat ein und jedes Mal wenn ich zu ihr sah, wendete sie ihren Blick ab. Ich wollte nichts falsches sagen, aber ich wollte sie unbedingt besser kennen lernen. Gerade als ich etwas sagen wollte, erklang ihre sanfte Stimme: "Wieso hast du damals mich gefragt? Ich meine, dir war wohl bewusst, dass ich neu bin, oder nicht?" Ema hatte ihre Beine angewinkelt und stützte ihren Kopf auf den Knien ab. "Ich wollte dich kennen lernen, weil du eine gewisse Ausstrahlung hast, die andere nicht haben.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. 

"Du kennst nicht einmal meinen Nachnamen und wolltest mit mir auf ein Date?", wenig amüsiert schnaubte sie auf. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme. "Dates sind dazu da, um jemanden kennen zu lernen. Wie willst du den sonst Interesse an jemanden zeigen?", ich schaute sie herausfordernd an und lehnte mich vor, ihre Antwort ergab in meinem Kopf keinen Sinn. "Wenn du schon jetzt an mir interessiert bist oder was auch immer, dann kann ich dir sagen, dass das nicht lange halten würde. Du siehst nur das Oberflächliche und wärst wahrscheinlich früh genug darauf gekommen, dass ich eine nervtötende Zicke bin! Wenn ich jemanden nicht vertraue, dann werde ich mit dieser Person auch nicht auf Dates gehen.", artikulierte sie wütend. 

Da staute sich eine Menge Wut an in meiner Mate, ich würde nur zu gerne Wissen, woher diese kam. Sie schien Angst zu haben, verletzt zu werden. Die Antwort auf ein Date ist also ihr Vertrauen. "Und wie gewinnt man dein Vertrauen?", erkundigte ich mich und musterte sie Aufmerksam. Ihre Nägel krallten sich in den Stoff ihrer Hose und sie schien mit sich zu ringen, dieses Thema war wohl nicht eines, über das sie gerne sprach. 

"Ich- Ich weiss nicht, ", setzte nervös sie an und gerade als ich dachte, dass ich heute keine Antwort auf diese Frage bekommen werde, fuhr sie fort, "ich schätze es passiert von selbst mit der Zeit, wenn ich mich bei einer Person wohl fühle. Wenn diese Person mich nicht anlügt, denn ich hasse nichts mehr als Lügen! Wenn diese Person mir das Gefühl gibt, genau so geschätzt zu werden, wie ich sie schätzte. Aber wie schon gesagt, es braucht Zeit und viel mehr als jemanden schöne Augen machen, um das Vertrauen einer Person zu gewinnen. ", präzisierte sie und starrte mir bespitzelnd in die Augen.

Die Schulglocke erklang, anscheinend waren wir schon eine Stunde hier drinnen gefangen. "Okay", bestätigte ich, dass ich ihr zugehört habe, doch sie schien verwirrt. "Okay?", fragte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und ich nickte. "Ich werde mir dein Vertrauen verdienen und dann wirst du mit mir ausgehen", antwortete ich entschlossen und Grinste sie an. Sie zog belustigt die Augenbrauen hoch und versuchte ihr Lächeln zu unterdrücken. 

Von draussen hörte ich Schritte, die Näher kamen und mir wurde bewusst, dass unsere Zweisamkeit gleich unterbrochen wird. Mein Blick glitt vom erschrockenen Hausmeister in der Tür, zu Ema, die sich schnellstmöglich aufrappelte und an ihm vorbei verschwand. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen würde, sind wir uns in dieser Stunde näher gekommen und sie hat mir auch die nötigen Informationen über sich geliefert. Ich stand auf, bedankte mich beim, immer noch verdutzt da stehenden Hausmeister und lief zur nächsten Stunde.


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I don't like it :)

Wie findet ihr das Kapitel? Hinterlässt mir eure Meinung!

XOXO fany

My AlphaWhere stories live. Discover now