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Ema

"Ich gehe jetzt Einkaufen brauchst du etwas?", fragte meine Mutter als sie plötzlich meine Tür aufmachte. "Nein!", erwiderte ich viel zu schnell und versuchte mein klopfendes Herz unter Kontrolle zu kriegen, "Ich meine, wenn es mir einfällt schreib ich dir." Kurz musterte sie mich skeptisch, während ich versuchte den Kloss in meinem Hals runter zu schlucken. "Okay, dann gehe ich jetzt.", sagte sie, bevor sie meine Tür schloss und davon ging. Ich hielt die Luft an bis ich die Haustür ins Schloss fallen hörte.

Hinter meinem Bücherregal kam Darian mit einem riesigen Grinsen raus. "Du bist verdammt schlecht im lügen.", stellte er fest. "Ich hab mir beinahe in die Hose gemacht.", erwiderte ich lachend. Er lachte leise und steuerte mein Bett an. Ich legte meine Hand auf meine Brust und spürte mein Herz heftig dagegen klopfen. "Das ist nicht lustig. Wir müssen wirklich mehr aufpassen, sonst erwischt sie uns irgendwann.", meinte ich und setzte mich zu ihn aufs Bett. "Und was jetzt?", fragte ich nachdem wir einige Zeit einfach so da sassen. 

Wir haben heute sehr lange geschlafen und ich bin froh ist meine Mutter Langschläferin. Nachdem wir bestimmt eine Stunde lang gekuschelt haben, weigerte sich Darian zu gehen, also haben wir weiter gekuschelt. Irgendwann habe ich ein altes Spielbrett rausgekramt und wir haben ziemlich lange gespielt, auch wenn es nicht immer einfach war still zu sein. Mittlerweile haben wir gegen zwei Uhr und hätte mein Werwolf kein super gutes Gehör, wären wir dran. Zum Glück konnte er sich aber rechtzeitig verstecken.

Darian schielte zu mir runter und formte seine Lippen zu einem spitzbübischen Lächeln. "Ich wüsste da etwas, was uns für ein paar Stunden unterhalten wird.", raunte er und zwinkerte mir zu. "Essen?", fragte ich gespielt glücklich, worauf Darian seine Augen verdrehte. Plötzlich packte er mich an meiner Hüfte und drückte mich aufs Bett. Überrascht schnappte ich nach Luft und hielt mich an seiner Schulter fest. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich zu ihm hoch, während er sich zu mir runter beugt.

Er hinterliess zuerst auf meiner Wange und dann auf meinem Hals einen Kuss. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich, als er seine Lippen endlich auf meine legte. Zufrieden knurrte er in den Kuss auf. Darian stützte sich mit seinen Händen neben meinem Kopf ab, doch ich zog ihn weiter zu mir runter. Ich atmete tief auf als er von mir abliess und schaute hoch in seine dunkler gewordenen Augen. "Ist alles in Ordnung?", wollte ich nach einigen Minuten wissen, weil mir diese ganze Stille nicht normal vorkommt.

Verwirrt schaute mir Darian entgegen. "Ich weiss nicht, in letzter Zeit bist du so... anhänglich und still.", erklärte ich und schaute abwartend zu ihm hoch. Der Werwolf seufzte auf und rollte sich zur Seite, sodass er nun neben mir lag. Sofort stütze ich mich auf meine Ellen, damit ich ihn sehen konnte. "Es ist wirklich nichts. Wahrscheinlich liegt es am kommenden Vollmond.", meinte er und wich meinem Blick aus. "Und du sagst ich wäre schlecht im lügen.", spottete ich und zog meine Augenbraue hoch. 

Darian schloss kurz seine Augen. "Was steht in diesem Brief?", fragte er dann und sah mir unsicher entgegen. Ein Kloss bildete sich in meinem Hals und wahrscheinlich sah ich so aus, als ob ich gerade einen Geist gesehen hätte. "Du bist so abwesend seit dem und ich will dir wirklich helfen Ema. Du kannst nicht alles in dich reinfressen.", rief er aufgebracht. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich mich von ihm entfernt habe. "Ich glaube es wäre besser wenn du jetzt gehst Darian.", meinte ich und kehrte ihm den Rücken zu. 

"Du kannst nicht einfach dicht machen, wenn ich mit dir über so etwas sprechen will.", klagte er aufgebracht. Wütend drehte ich mich wieder um: "Und wie ich das kann! Du solltest respektieren, dass ich nicht darüber sprechen will, weil ich noch nicht bereit bin dazu. Ich habe mich getäuscht als ich dachte, du verstehst das." Ungläubig schüttelte Darian seinen Kopf. Ein weiteres Mal forderte ich ihn auf zu gehen, was er dann auch tat. Schmerzvoll verzog ich mein Gesicht und kniff meine Augen zu. Ich will nicht weinen!

Die erste Träne verliess mein Auge und ich gab den Kampf auf. Vorsichtig setze ich mich auf den Boden und lehnte mich gegen mein Bett. Keine Sekunde später schluchzte ich schon laut auf und fing an zu weinen. Es bringt nichts mehr. Ich kann nicht immer so tun, als würde ich mit allem klar kommen. Es verging immer mehr Zeit, doch die Tränen vergingen mir nicht. Es ist alles so beschissen. Die ganze Situation mit Annie, dass ich nicht darüber sprechen kann und dass ich überhaupt an diesen Ort ziehen musste.

"Schätzchen, was ist denn los?", fragte meine Mutter geschockt, als sie mich zusammengekauert und heulend in meinem Zimmer vorfand. Als ich ihr verwirrtes Gesicht sah musste ich noch mehr weinen. Ich kann ihr nicht mal eine normale Tochter geben. Sie kniete sich zu mir nieder und erst durch ihren Blick realisierte ich, wie sehr ich kaputt war. Annie ist zwar gegangen, aber sie hat die funktionierende Ema mitgenommen. "Mama ich kann das nicht mehr.", wimmerte ich auf und vergrub mein Gesicht wieder in meine hochgezogenen Knie.

Meine Mutter legte ihre Arme um mich, während sie meinen Rücken auf und ab streichelte. "Es wird schon wieder Baby.", redete sie beruhigend auf mich ein. Ich schüttelte energisch meinen Kopf und versuchte zu atmen, jedoch gelang mir das immer schlechter. "Was ist passiert Ema?", fragte sie mich ein weiteres Mal und nahm mein Gesicht in ihre Hände, damit ich ihr in die Augen schauen musste, was durch den Tränenschleier nicht möglich war. "Ich hasse dieses Leben.", flüsterte ich und hatte das Gefühl ich müsste brechen.

Dieser beschissene Kloss will einfach nicht aus meinem Hals verschwinden und langsam habe ich das Gefühl ich ersticke daran. Meine Mutter merkte, dass ich kurz vor einer Angstattacke war und griff nach meinen Schultern, um mich kurz zu schütteln. "Ema du musst atmen. Tief ein und ganz fest aus.", versuchte meine Mutter mir zu erklären. Alles was ich konnte ist verkrüppelt schniefen und weiter zu heulen. Mittlerweile brannte meine Lunge vom ganzen weinen und ich dachte ich würde gleich sterben.

Leider kam es nicht dazu, denn ich kriegte mit Hilfe meiner Mutter meine Atmung wieder in den Griff und legte mich dann ins Bett. Meine Mutter ist mir seit dem nicht mehr von der Seite gewichen. Viel gesprochen haben wir nicht, einerseits da ich nicht wirklich weiss, ob man irgendetwas besprechen muss, andererseits weil ich nicht sprechen konnte. Ich war nicht in der Lage zu sprechen und es hatte nicht nur mit dem Weinen zu tun. Etwas hatte sich verändert und das gewaltig. 

Die einzigen Worte, die meine Mutter zu mir gesagt hat, während sie neben mir lag und meinen Rücken auf und ab strich, waren: "Du gehst ab Montag zum Psychiater, keine Diskussion." Sie blieb die ganze Nacht bei mir. Als Tim voller Vorfreude auf unseren Filme-Marathon Zuhause angekommen ist und uns kuschelnd in meinem Bett vorgefunden hat, war er mehr als nur verwirrt. Er wurde jedoch sofort aus meinem Zimmer geschickt, den Dialog habe ich nicht wirklich mitbekommen.

Ich denke, ich lag die ganze Nacht wach, ich konnte nicht wirklich zwischen Traum und Realität unterscheiden. Die Leere, die mich langsam aber sicher übernahm, liess mich nichts fühlen und ganz ehrlich es ist besser so. Kurz fragte ich mich, was Darian wohl tat, aber der kommt schon klar. Das tut er immer. Irgendwie tut er mir leid, weil er so etwas wie mich als Mate abbekommen hat, doch ändern kann man daran nichts. Gegen acht Uhr ist meine Mutter aufgestanden und hat mich alleine gelassen.

Als ich gegen Nachmittag mein Zimmer immer noch nicht verlassen habe, kam sie rein mit Essen. Das hätte sie lieber sein lassen, denn der Geruch des Gerichts trieb meinen Mageninhalt aus mir. So schnell wie möglich befand ich mich oberhalb von der Kloschüssel und fühlte mich danach tatsächlich besser. Zwar hielt es nicht lange an, doch für kurze Zeit fühlte ich mich befreit vom drückenden Gefühl in meiner Magengegend. Ich trieb meine Mutter damit nur noch mehr in den Wahnsinn, doch ich konnte nicht mehr.

~~~

This is a depressive one I know...

Mein Laptop hatte den Geist aufgegeben, weswegen dieses Kapitel ein bisschen später kommt als erwartet.

i love you

xoxo fany


My AlphaWhere stories live. Discover now