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Darian

Ich beobachtete Ema, während sie schlief. Sie ist so wunderschön und will das nie einsehen. Ihr vorheriger Ausbruch bereitet mir immer noch Sorgen. Ich musste mich verdammt fest beherrschen nicht diesen Brief zu lesen. Ema will nicht, dass ich es weiss und wenn das so ist muss ich das Akzeptieren. Genau so wie sie mich als Werwolf akzeptiert. Ihre Hand hat sie um meine geklammert und ihr Gesicht drückt sie gegen meine Brust. Es sah schon fast so aus, als hätte sie Angst, ich würde gehen. 

Sie fasziniert mich von Tag zu Tag immer mehr. Ich komme einfach nicht hinter her mit ihren Gedanken. Ihre Persönlichkeit ist irgendwie paradox, denn einerseits ist sie ein extrem offener Mensch, aber sie erzählt nie jemandem etwas über sich. Ich könnte sie für Stunden beobachten und würde nichts herausfinden. Kurz hielt ich die Luft an, weil sie ihre Stirn runzelte. Vorsichtig strich ich ihr eine der dunkelblonden Wellen nach hinten. So gerne würde ich mit meiner Hand über ihr Gesicht streichen, aber Ema hat einen extrem leichten Schlaf. 

Sie würde bei dem kleinsten Geräusch von mir aufwachen. Ich sah mir sie an und wollte mir jedes Detail merken. Die Art, wie ihr ihre Haare ins Gesicht fallen, weil ihre Stirn relativ klein ist. Die vollen Augenbrauen, welche überhaupt nicht die gleiche Farbe haben, wie ihre Haare, welche so viel heller waren. Die kleine Narbe auf ihrer Nase oder die oberhalb ihrer rechten Augenbraue, welche sie im Kindergarten von einem Sturz von der Treppe hatte. Die oft roten Wangen, weil sie aus irgendeinem Grund immer kalt hat. 

Die schmalen Lippen, welche sie ständig mit dem nach Beeren riechenden Lippenbalsam beschmierte. Irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen. Sie liegt hier neben mir und schläft, während sie sich an mich klammert, obwohl sie sonst gar nicht jemand ist, der gerne kuschelt. Sie ist meine Freundin, wir sind zusammen und sie hat gesagt, dass sie mich liebt. Wenn ich jetzt so an den Anfang zurück denke, muss ich zugeben, dass sich die ganze Mühe gelohnt hat. 

Ich kann heute nicht mehr ohne sie und ich will nicht. Auch wenn sie eine sehr verschlossene Person ist, ist sie sehr beliebt. Zwar verbringt sie am liebsten Zeit mit ihren engsten Freunden, aber ständig fragt sie jemand, ob sie Mal etwas unternehmen will. Ich werde nie verstehen, wie sie so vielen Leuten absagen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Es wird wahrscheinlich noch so vieles mehr geben, welches ich an ihr nicht verstehen werde. Ich freue mich schon auf unsere gemeinsame Zukunft. 

Manchmal frage ich mich, wie viele Kinder wir haben werden, aber dann denke ich daran, dass ich sie nicht einmal markiert habe. Heute war ein verdammt anstrengender Tag. Ich dachte wirklich sie wird mich verlassen. Sie hatte schliesslich recht. Es ist gefährlich, doch weiss sie nicht, dass sie genau so gefährlich für mich ist. Wahrscheinlich denkt sie ich übertreibe nur, wenn ich sage, dass ich nicht mehr ohne sie kann. Ich fand das schon immer erschreckend. Wie die Leute aus dem Rudel verrückt werden oder sich das Leben nehmen. 

Irgendjemand hat deswegen eine Anstallt errichten lassen für Werwölfe, die ihre Mates verloren haben. Es gibt nur sehr selten Fälle, die es ohne ihren Seelenverwandten schaffen und ich weiss schon jetzt, dass ich keiner davon sein werde. Mein Blick huschte wieder zu Ema. Sie würde mich doch nicht verlassen? Ich war schon damals total durchgedreht, als sie herausfand, dass ich ein Werwolf bin und mich nicht mehr sehen wollte. Ich liess mich völlig gehen. 

An Essen konnte ich nicht denken und die Versuche alles mit Alkohol zu vergessen haben auch nicht geholfen. Ich war ständig irritiert und habe einen Haufen an Zeugs kaputt gemacht. Irgendwie war ich wieder ein pubertierender Werwolf vor der Verwandlung, nur hat es dieses Mal weh getan. Der Schmerz war unerträglich und ich dachte wirklich ans aufgeben. Meine Eltern wussten natürlich nicht was mit mir los war. Sie mussten so etwas ja nie erleben, da beide Werwölfe sind und sofort unzertrennlich gewesen waren. 

Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ema hat ihre Stirn kraus gezogen und brummte kurz, dann drückte sie sich für einen kurzen Moment näher an mich, bevor sie die Augen leicht öffnete und dann wieder schloss. "Wieso bist du noch wach?", murrte sie viel zu laut und ich dachte schon, sie wäre wieder eingeschlafen. Ema ist allgemein eine sehr laute Person, weswegen sie so etwas wie Flüsterton nicht kennt. "Konnte nicht einschlafen.", antwortete ich leise, worauf sie seufzte.

Einige Sekunden später liegt sie schon halb auf mich drauf und hat ihr Gesicht in meiner Halsgrube vergraben. Mich stört es natürlich nicht, nur ist Ema nicht eine Person, die plötzlich Kuscheleinlagen braucht. Etwas entspannter als vorher legte ich meine Hände auf ihren Rücken ab. Ihr scheint es besser zu gehen. "Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Ich kann meine Probleme auch alleine lösen.", meinte sie dann und fing an meinen Kopf zu kraulen. Mal wieder faszinierte sie mich. Ich musste nicht ein Wort sagen und sie wusste was los war.

Auch wenn ich bis vorhin nicht das Gefühl hatte, müde zu sein, driftete ich langsam aber sicher in einen tiefen Schlaf. Jede kreisende Bewegung von Emas langen Fingernägeln auf meiner Kopfhaut war wie ein Urlaub am Strand. Ich kann es nicht beschreiben, ich liebe sie einfach.


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halli hallo

Meine Motivation ist zurückgekehrt, da meine Zukunft so gut wie gesichert ist :P

Dieses Kapitel ist extrem kurz und fast nur die hälfte eines normalen Kapitels, aber ich wollte euch auch einen Einblick in Darians Perspektive ermöglichen. 

Ausserdem würde ich gerne eines  dieser Fragen und Antworten Kapitel machen.

Also fühlt euch frei mir hier in den Kommentaren oder auch Privat Fragen an die Autorin oder an die Charaktere zu hinterlassen. ;)


xoxo eure fanx


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