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Ema

Wir sassen im Stripes und warteten darauf, dass jemand unsere Bestellung aufnimmt. Das Stripes war ein kleines Restaurant, welches im amerikanischen Stil eingerichtet ist und total süss war. Ich war Anfangs oft mit Alissa und Lynn hier, doch ich habe seit einigen Tagen nichts mehr von ihnen gehört. Ich stützte mein Gesicht auf meiner Hand und starrte Darian an, welcher sich immer noch nicht entscheiden konnte, ob er nur ein Menü nehmen sollte oder doch zwei. Gerade als ich ihm raten wollte beides zu nehmen, stellte sich eine Kellnerin zu uns.

"Wisst ihr schon was ihr wollt?", fragte sie und beachtete mich kein Stück. Sie war ein wenig älter als ich und sah wirklich hübsch aus. "Ich nehme gerne einen Golden-Burger und eine Cola.", antwortete ich und sah Darians immer noch unsicheren Blick, weswegen ich lächelnd nickte. "Für mich gerne das Gorgonzola-Steak, einen Chicken-Barbecue-Burger und eine Cola.", bestellte er und überreichte der schwarzhaarigen Schönheit die Karten. Sie lächelte ihn süss an und blieb noch einige Sekunden stehen, bevor sie ging.

Darian hingegen hatte sie kaum bemerkt, weil er viel zu sehr in Gedanken war. "Ich glaube sie wird dir heute noch ihre Nummer geben.", lachte ich und erhielt einen verwirrten Blick von ihm. "Wer denn?", wollte er dann neugierig wissen und liess mich noch mehr lachen. Er hat sie wirklich nicht bemerkt, während sie wie ein Model neben ihm posierte. "Ich hab dein Lachen vermisst.", gab er zu und lächelte. Mein Herz schlug schneller und ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange. Wieso ist er so süss?

"Ich habe dich vermisst.", erwiderte ich leise und sah wie sein Lächeln langsam fiel. Habe ich etwas falsch gemacht? "Was ist passiert als ich gegangen bin?" Ich atmete tief ein und suchte nach den passenden Wörtern. Was soll ich ihm sagen? Dass ich einen Zusammenbruch hatte und geheult habe wie ein Baby? Oder doch, dass ich mit niemanden ein Wort gewechselt habe in dieser Zeit? Ich öffnete meinen Mund, um etwas anzusetzen, doch es kamen keine Wörter raus. Ich fing an meine Finger zu knacksen und schaute verloren zu Darian, welcher mich beobachtete.

"Ist schon okay.", meinte er dann und nahm meine Hände in seine. "Ich-", fing ich an, doch ich wurde von der Kellnerin unterbrochen. "Ich wünsche euch einen guten Appetit.", grinste sie Darian an, während sie unser Essen auf den Tisch stellte. "Du kannst gehen.", knurrte er sie beinahe an, als sie schon wieder einige Momente bei uns stehen blieb, weswegen sich ihre hellen Augen weiteten und sie sich schnell verpisste. Verwundert blickte ich zu ihm, während er immer noch wütend einen Schluck von seinem Getränk nahm. 

"Sie hat dich unterbrochen.", versuchte er sich grummelnd recht zufertigen. Langsam und mit hochgezogenen Augenbrauen richtete ich meine Aufmerksamkeit auf meinen Burger, der übergossen war mit geschmolzenem Käse. Auch Darian wendete sich den zwei Menüs vor ihm. "Ich kann nicht mehr.", meinte ich und sah auf die Resten von meinem Burger. Der Werwolf hingegen war schon fertig und sah mir mit grossen Augen entgegen, sobald ich ihm den Teller zu schob. "Ernsthaft? Nicht einmal das kleine Bisschen?"

"Mir fehlt der Appetit dazu.", zuckte ich mit den Schultern. Seufzend nahm er meinen Teller entgegen und leerte auch diesen, welches ich lächelnd beobachtete. Ah, ich liebe meinen Mülleimer. "Du solltest deiner Mutter bald schreiben.", sagte er mit vollem Mund und kaute weiter, worauf ich mein Gesicht angeekelt verzog. Jedoch ist mir aufgefallen, dass Darian tatsächlich spitzere Eckzähne hatte, als die meisten normalen Menschen. Ich beschwer mich nicht darüber, denn es sieht echt heiss aus, wenn er lacht.

Nachdem er auch meinen Burger gegessen hatte und wir etwa zehn Jahre darüber diskutiert haben, wer zahlen darf, natürlich habe ich gewonnen und gezahlt, verliessen wir endlich das Stripes. Ich hatte extreme Kopfschmerzen und wollte einfach nur schlafen, doch Darian erinnerte mich während der Autofahrt daran, dass ich noch meiner Mutter schreiben sollte. Ich komme morgen wieder Nachhause. Bin bei Darian. schrieb ich ihr und ignorierte die verpassten Anrufe und Nachrichten, die ich von ihr bekommen habe.

"Was hast du in den letzten Tagen gemacht?", flüsterte ich, während ich meine Augen schloss. "Nachgedacht", erklang seine tiefe Stimme, "Meine Mutter hat mich ziemlich genervt. Sie mag dich wahrscheinlich mehr als mich." Ein leichtes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich seine Antwort hörte. "Worüber hast du nachgedacht?", forderte ich ihn weiter zu reden. Da ich meine Augen im Moment nicht offen habe, kann ich ihn nicht sehen, aber ich kann mir seinen jetzigen Gesichtsausdruck bildlich vorstellen.

"Über alles, über uns, über dich und über mein Rudel.", antwortete er ehrlich. "Wir sind da.", sagte er, bevor ich etwas dazu erwidern konnte. Müde öffnete ich meine Augen und stieg aus. Darian öffnete mir die Tür und ich betrat das riesige Haus. "Darian?", hörte ich auch schon die Stimme von Kate aus dem Wohnzimmer, weshalb ich lächeln musste, weil sie immer wieder vergisst, dass ich weiss, dass sie Werwölfe sind. Sie kann mich wahrscheinlich schon riechen, sobald ich den Wald betrete.

"Hi Kate!", rief ich zurück und lief in das Wohnzimmer, um seine Eltern zu begrüssen. "Guten Abend Diego." Der Mann, der meinem Freund verdammt ähnelt nickte nur und schaute an mir vorbei. Kate gab mir eine feste Umarmung, welche ich freudig erwiderte. Sie meinte sie hätte mich sehr vermisst und ich konnte es nur zurück geben. Die Frau, die vor mir stand, war mir in der kurzen Zeit in der ich sie kannte ans Herz gewachsen. "Du hast sie noch nicht markiert.", stellte Darians Vater überrascht fest.

Diegos Lachen erklang und bereitete mir eine unangenehme Gänsehaut: "Ich würde ihn nicht so lange warten lassen, sonst passiert es vielleicht ohne deine Zustimmung." Verstört schaute ich zu ihm rüber. "Diego!", schrie Kate ihn an, "Wag es noch einmal so respektlos gegenüber Ema zu sein und ich schwöre dir du kannst auf dem Sofa schlafen!" Mit geweiteten Augen verfolgte ich der Streit, der nur meine Schuld ist. Kann ich nicht einfach normal sein? Ich spürte wie sich eine Hand um meine legte. 

Hilfesuchend sah ich in Darians blaue Augen, doch er schüttelte bloss den Kopf und zog mich mit sich in sein Zimmer. "Es tut mir leid, mein Dad... er", doch ich unterbrach sein Gestotter. "Er mag es nicht, dass ich ein Mensch bin.", vervollständigte ich seinen unausgesprochenen Satz. "Jein", meinte er und verzog sein Gesicht. "Ich glaube er mag den Fakt nicht, dass du ein Mal den Platz von Mom als Luna einnehmen sollst, aber meine Mutter hat mich schon davor gewarnt.", erklärte er und setzte sich aufs Bett. 

Ich lief langsam auf ihn zu und stellte mich zwischen seine Beine. "Du darfst ihm keinen Glauben schenken. Ich würde nie etwas tun, was du nicht wollen würdest.", kam es leise von ihm, als er vorsichtig seine Hände auf meine Oberschenkel legte. "Ich weiss.", versicherte ich ihm und lehnte meinen Kopf gegen seinen. "Ich liebe dich.", durchbrach seine angenehme Stimme wieder die Stille. Ich entfernte meinen Kopf von ihm, um ihn anzusehen. Seine Augen leuchteten mir entgegen und all seine Emotionen waren für mich zu sehen. 

Langsam legte ich meine Lippen auf seine und schloss meine Augen. Er fuhr mit seinen Händen meine Seiten entlang zu meinem Gesicht und zog mich noch näher zu sich. "Du hast keine Ahnung wie sehr ich dich brauche.", murmelte er gegen meine Lippen und küsste mich erneut. Es erstaunt mich jedes Mal, wie viel er mit mir anrichten kann mit nur einem Satz. Als wir uns voneinander lösten zog er sich sein Shirt aus und lief zum Schrank, um mir ein sauberes rauszusuchen. 

Ich bedankte mich und verzog mich ins Badezimmer, wo schon eine Zahnbürste von mir verstaut war. Als ich in den Spiegel blickte musste ich mir der Wahrheit stellen. Nicht einmal Darian konnte dieses Gefühl in mir verdrängen und es war zum kotzen.


~~~

Ich darf jetzt fünf Wochen nicht zur Schule gehen. COVID-19 geht mir auf die Nerven. Wahrscheinlich werden meine Maturitätsprüfungen verschoben.

Was ist eure Meinung dazu?

Was denkt ihr passiert als nächstes mit Ema?

xoxo fany



My AlphaWhere stories live. Discover now