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Ema

"Ema? Ema!", hörte ich eine mir bekannte Stimme rufen und machte meine Augen auf. Meine Atmung blieb stehen, als ich in die grünen Augen meiner besten Freundin sah. "Annie!", rief ich erfreut nach meiner Starre und fiel ihr um den Hals. "Ich hab dich so vermisst.", flüsterte ich in ihre Halsbeuge und kuschelte mich weiter an sie ran. Plötzlich war sie nicht mehr bei mir und ich sah mich in meinem Zimmer um. Es ist mein altes Zimmer. "Du bist so eine schlechte beste Freundin Ema.", erklang ihre Stimme links von mir.

Sie stand wieder da, aber sie weinte. Ihre Mascara war ganz verschmiert und schwarze Linien zierten ihr Gesicht. "Du besuchst mich nicht!", schrie sie, weswegen ich zusammenzuckte. Verwirrt erhob ich mich von meinem Bett und wollte auf sie zugehen, doch es funktionierte nicht. "Wovon sprichst du?", wollte ich verwirrt wissen. "Es ist alles deine Schuld!", schrie sie erneut und auch mir liefen nun Tränen aus den Augen. "Wieso hast du mir nicht geholfen?", wisperte sie und brach auf den Boden zusammen. 

Mit meiner ganzen Kraft versuchte ich auf den Blondschopf zu zu rennen. Ich war wie gelähmt. Meine Beine wollten sich nicht bewegen und ihr dabei zu zusehen, wie sie zusammenbrach, tat mehr weh als alles andere. "Annie!", rief ich, jedoch nahm sie mich nicht wahr. Sie weinte weiter und wurde immer kleiner, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Erneut rief ich ihren Namen. "Ema?" Rechts von mir erschien eine Tür. Es war die Tür von Annies Badezimmer, den riesigen Kratzer unten links würde ich unter tausenden wiedererkennen.

Langsam öffnete ich die Tür und was sich mir zeigte, war abträglich. Annie lag in der Badewanne, welche gefüllt war von ihrem Blut. Ich versuchte zu atmen, doch mir lief es eiskalt den Rücken runter, als sie ihren Kopf in meine Richtung drehte. "Ema? Wieso hast du das getan?", fragte sie mich. Das war nicht Annie. Das war nicht meine beste Freundin. Das war nicht meine bessere Hälfte. "Komm her und schau an was du angerichtet hast du Bitch!", schrie sie plötzlich und riss mich in die Badewanne.

Erschrocken richtete ich mich auf und sah mich um. "Ist alles okay?", fragte Darian alarmiert über meine plötzliche Bewegung. Ich schaute in jede Ecke dieses Zimmers und dann zu Darian, der mich aufmerksam musterte. "Was ist passiert, hast du schlecht geträumt?", flüsterte er und wischte mir die Tränen von den Wangen. Völlig perplex lehnte ich mich an Darians Schulter und fing an zu weinen. "Hey, hey alles ist gut, ich bin da.", murmelte mein Freund gegen mein Haar und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.

"Sie hat gesagt, es ist meine Schuld", antwortete ich heiser und drückte mich näher an ihn. Seine Hand strich behutsam meinen Rücken rauf und runter, wahrscheinlich um mich zu beruhigen, das klappte leider nicht. "Ich hab ihr Grab noch nie besucht.", schluchzte ich und wollte am liebsten in seiner Schulter verschwinden. Ich schämte mich, ich weiss nicht was ich tun soll. Wie konnte ich nie bemerken, dass Annie wirkliche Hilfe brauchte? Fühlte sie sich damals genau so hilflos und verloren wie ich gerade?

Darian

Sie so zu sehen ist schmerzvoll und verstörend zugleich. Es bringt mich um ihr nicht helfen zu können. Sie zitterte in meinen Armen und ich machte mir wirklich sorgen, ob sie noch Luft bekam, weil sie sich sehr heftig gegen mich drückte. Ich war überrascht, dass sie mir überhaupt geantwortet hat, doch ich wollte ihre momentane Lage nicht zu meinem Vorteil nutzen. "Darian, liebst du mich?", wollte sie unerwartet von mir wissen und löste sich etwas. Mit ihren verweinten Augen schaute sie mich erwartungsvoll an.  

"Natürlich, wieso willst du das wissen?", völlig verwirrt sah ich der vollkommen verstört wirkenden Person zu, wie sie sich in meinem Bett etwas aufrichtet. "Wieso bin ich hier her gezogen Darian?", fragte sie mit zitternder Stimme. Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus und ich war mir sicher, dass ich das was folgte wirklich nicht wollte. "Deine Mutter hat hier in der Nähe ein Job-Angebot bekommen.", antwortete ich ruhig. Sie lächelte leicht und schniefte dann. 

"Das ist falsch.", sagte sie und schnappte nach Luft. Besorgt musterte ich sie, sie muss das nicht jetzt machen. Wir haben doch noch so viel Zeit. "Meine Mutter wollte mich aus dieser Stadt bringen, damit ich nicht mehr an meine beste Freundin Annie denken muss.", sprach sie heiser und wischte sich erneut über ihre Augen. Am liebsten würde ich sie jetzt in die Arme nehmen, doch ich glaube sie hat sich nicht ohne Grund von mir gelöst. "Du hast mir noch nie von ihr erzählt.", meinte ich verwirrt und sah wie meine Freundin weitere Tränen vergoss.

"Weil sie tot ist.", krächzte sie und ich glaubte, dass sie sich immer mehr zusammenkauerte. "Was ist passiert?", überrascht setzte ich mich auf. Ich will gar nicht wissen wie scheisse es ihr damit gegangen war. Vor allem hat sie mit niemandem hier darüber gesprochen. "Sie hat sich umgebracht.", flüsterte sie und sah auf meine Bettdecke. "Baby komm her.", verlangte ich und streckte meine Arme nach ihr aus. Leicht drehte sie sich in meine Richtung, sodass ich sie zu mir ziehen konnte. 

Sie lehnte ihren Kopf an meine Brust und ich hörte sie leise schluchzen. Langsam strich ich über ihren Kopf und wartete darauf, dass sie sich ein bisschen beruhigt. "Wieso hast du nichts davon erzählt?" "Ich dachte, wenn ich es für mich behalte, kann ich schneller damit abschliessen.", brummte sie gegen meine Brust. Mit meiner freien Hand griff ich ihr Gesicht und drehte es zu mir. "Du denkst aber nicht, dass es deine Schuld ist oder?", kritisch sah ich sie an und merkte wie sie weg schaute.

"Ich weiss es nicht. Was wenn ich es hätte verhindern können?", mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute sie wieder zu mir. "Ema es war ihre Entscheidung, du hättest da wenig verändert. Rede dir nicht so einen Bullshit ein.", sagte ich ernst und hoffte, dass sie mit glaubt. Sie biss sich auf die Lippe und wieder schossen einige Tränen aus ihrem Auge. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich wusste, dass mein ernster Blick innerhalb von Sekunden weg war.

"Kannst du dich noch an den Brief erinnern, der mir damals diese Panikattacke verpasst hat?" Ich nickte langsam als Antwort. Der Brief war doch nicht von ihr? "Er war von Annie.", sie atmete tief ein bevor sie weiter sprach, "Ich glaube das war der Auslöser für diese ganze beschissene Lage." Ich kann mich noch daran erinnern, wie es ihr danach immer schlechter ging. "Du hättest mit mir darüber sprechen können.", brachte ich frustriert heraus. Sie schüttelte den Kopf: "Ich bin nicht so." Danach war sie eine ganze Weile ruhig, ich dachte fast schon sie schläft.

"Sie wurde gemobbt an der Uni. Ich habe immer gedacht man wird irgendwann erwachsen und hört auf jemanden zu peinigen. Sie hat mir jedes Mal gesagt, es sei nicht so schlimm und ich weiss nicht, wieso ich ihr geglaubt habe.", erzählte sie leise und spielte mit ihren Händen. "Wie lange kanntest du sie schon?", wollte ich sie auf die schöneren Dinge umlenken. "Schon seit ich denken kann.", lächelte sie leicht, "Annie hat in der selben Strasse gelebt." Ein weiteres Schniefen war zu hören. "Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.", entschuldigte sie sich.

"Willst du schlafen?", fragte ich und bekam ein Nicken von ihr. Ich legte mich mit ihr so gut es ging hin und zog sie näher an mich ran. "Du verlässt mich nicht, richtig?", erklang ihre angeschlagene Stimme. "Niemals!", erwiderte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie zitterte immer noch leicht und ich fragte mich, wovon sie geträumt hatte. Es schockiert mich immer noch, dass sie so etwas wichtiges in sich hinein gefressen hat und sich selber dermassen belastet hat.

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sorry falls es Rechtschreibfehler gibt ich schlafe nämlich gleich ein

muchos lovos :) 

xoxo fany

My AlphaWhere stories live. Discover now