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Ema

"Wenn das eine beschissene Routine wird, verlange ich Entschädigung", meinte Darian als er gerade durch mein Fenster kletterte. Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe und meinte: "Niemand zwingt dich dazu." Er verdrehte einfach die Augen und warf sich, nachdem er das Fenster hinter sich geschlossen hat, auf mein Bett. "Ich sollte anfangen Geld dafür zu verlangen, dass du hier schläfst.", grinste ich und strich mit meiner Hand durch sein Haar. Der Werwolf richtete sich etwas auf und zog sich sein Shirt aus. 

"Wenn du diese Aussicht hast", er zeigte auf seinen muskelbepackten Oberkörper, "dann sind wir quitt." Er hauchte seinen Körper über meinen und stütze sich mit seinen Händen neben meinem Kopf ab. "Wenn meine Mutter wüsste, dass du hier bist, wären wir beide tot.", sagte ich leise, während er sich zu mir runter beugte. "Ich weiss.", flüsterte er vor meinen Lippen, bevor er seine dagegen drückte. Wie von selbst schlossen sich meine Augen und meine Hände fuhren seine Arme entlang.

Darian küsste sich von meinem Mundwinkel zu meinem Hals runter und liess mich nach Luft schnappen. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich als er leicht in meinen Hals biss. Tief atmete er aus: "Ich kann den Tag kaum abwarten, dann sehen alle, dass du zu mir gehörst" Seine Stimme war um einiges tiefer und auch rauer, was mir eine Gänsehaut verschaffte. Plötzlich liess sich der Fettsack auf mich fallen, worauf ich anfing zu zappeln wie ein umgedrehter Käfer.

"Darian ich kriege keine Luft", keuchte ich. Der Herr fand sich jedoch sehr lustig: "Das bestimme immer noch ich." Was ist mit dem Falsch gelaufen? "Ich schwöre dir, wenn ich jemals lebend aus dieser Situation komme, dann wird das mächtige Konsequenzen geben!", brachte ich gerade noch so raus. Er stütze sich wieder auf seinen Armen ab und gab meiner Lunge wieder die Freiheit, die sie benötigt. Nach einer langen Verschnaufpause schaute ich wütend hoch in sein lächelndes Gesicht. 

So fest ich konnte schubste ich ihn von mir runter. "Fass mich an und ich schwöre dir, ich kastriere dich!", drohte ich ihm. Ein leises Lachen erklang neben mir, weswegen ich mich wütend von meinem Bett erhob. Ich kniete mich hin, um die Kiste, die unter meinem Bett steckte, hervor zu ziehen. Darian legte sich auf den Bauch, sodass sein Gesicht meinem sehr nahe war. "Was machst du?", fragte er und tat einen auf unschuldig. "Ich hau dich gleich.", zischte ich und sah zu wie er einen Schmollmund zog.

Mit einem wütenden Blick sah ich ihm entgegen und rutschte weiter weg von ihm. "Hat dir eigentlich schon jemand gesagt wie heiss du bist, wenn du wütend bist?", wollte er wissen, doch dann änderte sich sein amüsiertes Gesicht schlagartig. "Warte, eigentlich hoffe ich, dass dir das noch nie jemand gesagt hat.", korrigierte er seine Aussage von vorhin und starrte für eine kurze Zeit mit zusammengezogenen Augenbrauen den Boden an. Ein weiteres Mal verdrehte ich meine Augen.

"Wirst du jetzt nicht mehr mit mir sprechen?", gluckste er und streckte seinen Arm aus, um mich mit seinem Finger zu piksen. Leicht aggressiv schlug ich seine Hand weg und öffnete endlich die Kiste voller Bücher. "Ew", meinte der irrelevanteste Mensch auf dieser Welt als er den Inhalt meiner Kiste sehen konnte, was mich noch wütender machte, deswegen zeigte ich ihm einfach meinen schönsten Finger. Ich zog mir ein Buch raus, welches ich schon damals in der sechsten Klasse extrem geliebt habe.

Dieses Buch hat mir mein Onkel geschenkt. Es war das erste Buch, welches ich je geschenkt bekommen habe, weswegen es für mich einen extrem hohen Wert hat. Mit einem leichten Lächeln strich ich über das gelbe Cover des Buchs, welches schon auf so vielen Ausflügen mit dabei gewesen ist und auch dementsprechend aussah. Auf dem Cover sieht man einen Jungen mit fünf Hunden. Es geht hauptsächlich darum, dass der Junge von Zuhause abhaupt, weil ihm seine Eltern keinen Hund holen wollen.

Natürlich fand ich das damals so unglaublich cool, dass ich selber fast von Zuhause abgehauen wäre, wenn mich Annie nicht davon abgehalten hätte. Ich habe dieses Buch schon so lange nicht mehr gelesen. Schnell schob ich die anderen Bücher wieder zurück und lehnte mich gegen meinen Nachttisch, welcher neben dem Bett stand. Darian, welcher mich schon die ganze Zeit über beobachtet, wird weiter ignoriert. Ich öffnete den Buchdeckel und ein kleiner Zettel flog mir in den Schoss.

Verwirrt hob ich das Stück Papier auf und sah es mir an. Als ich realisierte woher ich diese Schrift kannte, blieb mein Herz stehen. Unzählige Tränen schossen aus meinen Augen raus, während ich versuchte zu lernen, wie man atmet. "Ema?", kam es unruhig von Darian, doch ich schüttelte bloss meinen Kopf. Das kann nicht sein. Es kann nicht sein, dass sie jetzt wieder auftaucht. Alle Albträume haben doch endlich aufgehört. Wieso passierte sowas? "Ema du musst atmen!", meinte Darian panisch.

Hey Leseratte :)

Wenn du das hier liest, liege ich wahrscheinlich einige Meter unter dem Boden. Ich wollte mich hiermit entschuldigen, dass ich dich alleine in dieser schrecklichen Welt zurücklasse, aber ich kann nicht mehr. Ich kann mich selber nicht mehr ansehen und je länger ich bleibe, desto mehr hasse ich mich und die Menschen um mich rum. Ich kann nicht länger aufwachen und die Leute sehen, die ich einst so sehr liebte und jetzt nur noch verachte. Du sollst wissen, dass ich dich liebe. Egal was du denkst, du warst immer das wichtigste in meinem Leben, doch du kannst und konntest mir nicht helfen. Mach dir keine Vorwürfe, es ist nicht deine Schuld. Du bist wahrscheinlich zu jung, um das alles zu verstehen, aber ich bin mir sicher, dass du jemanden finden wirst, der an deiner Seite bleiben wird, anders wie ich.

Deine Annie

Alles was ich konnte, war diese Zeilen immer wieder zu lesen. Der Kloss in meinem Hals wurde immer grösser und ich hatte das Gefühl, ich würde ersticken. Mein Magen zog sich zusammen und ich dachte ich übergebe mich gleich. Schnell drückte ich meine Hand auf meinen Mund damit man keine Laute hören konnte. Meine Mutter würde mir in dieser Situation wahrscheinlich den Kopf abreissen. Plötzlich wurde mir der Zettel aus der Hand gerissen. Verstört schaute ich in Darians mit Sorgen gefüllte Augen.

Er entfernte meine Hand aus meinem Gesicht und legte seine Hände auf meinen Wangen ab, um meine Tränen zu stoppen, doch das nützte nicht viel, da sich weitere Tränen sich den Weg aus meinen Augen bahnten. "Bitte beruhige dich.", flüsterte er und die Angst war ihm deutlich anzusehen, doch das brachte mich nur noch mehr zum Weinen. Das Atmen fiel mir auch immer schwerer, was Darian nur noch mehr beunruhigte. "Konzentriere dich auf mich. Wir atmen jetzt zusammen ein und aus.", erklärte er mir leise.

Ich schloss kurz die Augen. Meine Lungen brannten durch die Schnappatmung und trotzdem konnte ich nicht aufhören. "Ganz tief einatmen", fing Darian an und zog die Luft ein, "und dann ausatmen!" Er machte es einige Male vor, jedoch konnte ich mich kaum darauf konzentrieren. Erst als er meine Hände drückte und seine Lippen auf meine legte, hörte das ganze auf. Er löste sich von mir und murmelte : "Ein- und ausatmen." Erschöpft und mit höllischen Halsschmerzen lehnte ich mich gegen meinen Nachttisch. 

Der Werwolf kniete immer noch vor mir und verfolgte jede noch so kleine Bewegung von mir. "Willst du darüber sprechen?", fragte er nach einiger Zeit und sofort bildete sich ein Kloss in meinem Hals. Mein Blick war wahrscheinlich eindeutig, weswegen er bloss nach meinen Händen griff und mich zu sich aufs Bett zog. "Es tut mir leid", flüsterte ich heiser und sah weg. Ich wollte nicht vor ihm zusammenbrechen, das hat er nicht verdient. Er drehte mich zu sich und streichelte meine Wange. 

"Ich liebe dich.", meinte er und sah mir tief in die Augen, dass mir kurz schwindelig wurde. Mein Herzschlag hatte sich wieder beruhigt und das Atmen fiel mir wieder leichter. Ich bin keine Person, die vor anderen zusammenbricht und weint oder auch einfach nur die Kontrolle verliert, jedoch war Darian der Erste, der diese Seite an mir sah. "Eigentlich bin ich nicht so...", murmelte ich und drückte seine Hand. "Ich weiss, es ist in Ordnung.", lächelte er mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Ich werde dir das erklären versprochen, jedoch nicht jetzt.", flüsterte ich wieder. "Schon okay wir sollten schlafen, morgen ist Schule.", erwiderte er und schlang seinen Arm um meine Taille. Ich kuschelte mich näher an ihn ran und atmete seinen berauschenden Geruch ein. 

Er würde mich nicht verlassen.


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sorry für die Fehler

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