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pov. jeongguk

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Ich hätte gelogen, wenn ich behauptet hätte, dass ich sofort mit dem Lesen des Buches begonnen hätte.

Stattdessen lag es einige Tage unberührt auf meinem Schreibtisch, so dass ich es immer wieder sah und mich an sein Werk erinnerte, aber auch so versteckt, dass meine Eltern es nicht sofort sahen.

Der Gedanke daran, dass meine Eltern von dem Buch wussten, gefiel mir nicht. Es war nicht so, dass sie mich damit aufziehen würden, ich hatte die Prosa schon immer geliebt und sie waren auch recht stolz darauf, aber ich wollte ihnen nichts näheres zu dem Büchlein erzählen.

Ich wollte niemandem etwas über dieses Buch erzählen. Ich hatte keine Kraft, all das Vergangene noch einmal aufzuwühlen und mich für mein Verhalten zu rechtfertigen, denn ich wusste sehr wohl, dass meine Worte ihn verletzt haben mussten. Andere würden es sowieso nicht verstehen, wozu ihnen also davon erzählen?

Genauso wenig wie ich die Kraft dazu hatte, anderen Menschen diese Geschichte beizubringen, so getraute ich es mir selbst nicht, all diese Qualen neu zu durchleben.

Ich wusste von Anfang an, dass seine Worte mir nur Leiden verschaffen würden, aber trotzdem konnte ich den Gedanken an ihn nicht bändigen.

Wir hatten schon damals mit dem Feuer gespielt. Ich hatte es geliebt, seine Wärme auszukosten, wäre womöglich sogar in seinen Flammen gestorben, wenn er die Fackel nicht rechtzeitig erlischt hätte. Es musste wohl ein wenig brennen, das hatte das Spiel mit den Flammen nun mal so an sich.

Ich würde diese Partie vielleicht noch ein weiteres mal spielen wollen, egal wie hoch mein Einsatz dafür sein würde. Meine Zweifel lagen mehr in dem Gedanken, ob ich dieses Spiel überhaupt gewinnen könnte.

Könnte ich aufhören, wenn das glühende Rot begann, mich innerlich aufzufressen?

Die meisten Nächte lag ich schlaflos im Bett. Keine fünf Minuten vergingen, ohne dass ich den Lichtschalter umkippte und der kleine Lichtkegel für einen kurzen Moment den Raum erhellte, sodass ich prüfen konnte, ob das Buch immer noch an seinem Platz lag.

Natürlich lag es noch dort. Warum hatte ich solche Verlustängste, dass es mir jemand entreißen und entnehmen könnte? War ich ihm so sehr verfallen, nach all den Nächten, in denen ich gedacht hatte, ich hätte ihn vergessen?

Ich hasste ihn dafür, dass er mich zu einem so emotionalen Wrack gemacht hatte. Ich würde ihn verfluchen, wenn er einfach so hatte weiterleben können, ohne einen einzigen Gedanken an mich zu verschwenden.

Mein Körper wälzte sich wieder auf die andere Seite, die Hand tastete nach dem Lichtschalter, der Lichtkegel erlosch. Dunkelheit umhüllte mich, von draußen hörte man die Zikaden zirpen und das Rauschen der Blätter des Pappelbaumes, der vor meinem Fenster stand.

Ich atmete ruhig ein und aus. Diese Ungewissheit brachte mich noch um.

Kein Stoßgebet an den Himmel konnte mir diese quälende Frage beantworten, die ich mir jeden Tag stellte. Keine einzige Blume mit ihren Blättern könnte mir die Entscheidung vom Lesen oder Nichtlesen abnehmen, kein Mensch könnte je die Unruhe in mir verstehen, die unbedeutende Angst, allein zu sein.

Ich war allein. Zu wem vermochte ich denn zu gehen, um ihm meine Leiden darlegen? Womöglich hätte ein jeder, den ich gefunden und gefragt hätte, gesagt, dass ich diesen Jungen vergessen sollte. Mann und Mann, das könne nicht funktionieren. Es wäre ja vorauszusehen, dass diese Beziehung in die Brüche gehe. Temperament und Temperament verstünde sich nicht. So eine Liebe glich einer Sünde.

Sie glich einer Sünde - oh ja, diese Liebe glich wahrhaftig einer Sünde, die süßeste, die ich je probiert und gekostet hatte, mit all ihrer Vollkommenheit, ich hatte mich noch nie so frei und leichtfüßig gefühlt, und ich wünschte ein jedem, dass er in seinem Leben die Möglichkeit bekam, solch eine Beziehung zwischen zwei Menschen zu erleben.

Ich schlug die Decke zurück, setzte mich auf, schwang die Beine zum Rand meines Bettes. Die kühlen Dielen unter meinen nackten Zehen ließ eine Gänsehaut über meinen Körper wandern. Mit tapsigen Schritten schlich ich zum Schreibtisch, das Holz knirschte ein wenig unter meinem Gewicht, als ich das dünne Heftchen schließlich in meinen Händen hielt, atmete ich zitternd aus.

Der Einband war immer noch genauso weich, wie ich ihn in Erinnerung hatte, ich drehte das Stück Papier zwischen meinen Händen hin und her, lächelte leicht, als ich den Text auf der Rückseite im schwachen Licht der Straßenlaterne von draußen las:

"Manche Menschen wird man nie vergessen, obgleich sie Pfeile in des Lebendigen Brust rammten. Die Franzosen waren mir von allen die liebsten."

Es war wohl über mich. Er hatte es für mich geschrieben, vielleicht auch für sich, um mich zu vergessen, doch mein Entschluss stand bereits fest.

Ich würde es lesen. Ich würde alle Seiten lesen, sie verschlingen, so wie ich dich damals verschlungen hatte, Taehyung, obgleich ich diese Sünde wieder begehen würde, du wärst immer noch die bittersüßeste und schönste von allen.



[27/01/19]
thanks for reading.

je t'aime | taeggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt