p a g e o n e

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it began

and ended

with his eyes.

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summer 1986, somewhere in southern France

pov. jeongguk



"Cherchez la femme!" Die Sorglosigkeit, das Lachen, die Stimme. Das erste was mir in den Sinn kam, wenn ich an diesen Sommer zurückdachte, waren diese Worte.

Cherchez la femme - wie oft hatten wir mit diesen Worten herumgealbert. Sie laut über den Hof geschrien, die mit Bäumen bepflanzte Auffahrt hinuntergebrüllt und sie schließlich im kühlen Wasser des schillernden Sees ertränkt.

Ich hatte nie zu vor jemanden die Worte in solch einem skurrilen Zusammenhang verwenden gehört, aber ich hatte es geliebt. Die Art, wie er die Wörter in den Mund nahm und sie leicht über die Zunge brachte, es war etwas, das ich vorher bei keinem anderen Menschen beobachten hatte können. Ich hatte alles an ihm so sehr geliebt.

Seine vom schwimmen etwas aufgekräuselten Haare, die buschigen Augenbrauen. Die leichte Röte, die auf seinen sonnengeküssten Wangen lag, sein helles Auflachen, die weichen Finger, die sich nur zu gern auf meine Schulter legten, sein Blick, seine Attitüde, seine Selbst.

Es war fast unmöglich, sich ein Bildnis von ihm ins Gedächtnis zu rufen. Er war in so unterschiedlichen Situationen so wandelbar gewesen, dass ich nicht vermochte, ihn in wenigen Worten beschreiben zu können.

Ich hatte viele Bilder vor meinem bildlichen Auge, wenn ich ihn mir ins Gedächtnis rief.

Eines der häufigsten Szenarios war wohl, wenn er schweigend auf der hellgelben Decke am Ufer des Sees lag. Der Stoff war an den Ecken ein wenig vergilbt, an anderen Stellen mit der Tinte seines oft auslaufenden Schreibfüllers befleckt.

Die Blätter warfen dunkelgelbe Schatten auf seine sonnengeküsste Haut, während die Sonne das dunkle Braun seiner Augen in einen Topasstein verwandelte und die letzten Perlen von Wasser, die auf seinem Körper geblieben waren, trocknete.

Während er auf der Decke döste, las oder schrieb er an einigen seiner Dichtungen, ein anderes Mal stellte er sich schlafend, um sich die gackernden Weiber, die sich wie ein Schwarm von zerzausten Vögeln um ihn scharten, vom Leib zu halten.

Cherchez la femme! Sucht die Frauen heim, die ihn so begehren! Findet sie, sperrt sie weg, auch wenn sie trotz allem nicht die Schuldigen an diesem Dilemma waren. Denn er gehörte mir. Er sollte sich nicht um andere Mädchen scheren, ich wünschte mir so sehr, dass er ihre Kurven, Brüste und langen Haare ignorierte und stattdessen mich ansah.

Nimm mich, mit allem was ich habe, so wie es dir beliebt. Mach mich dein Eigen, vergiss all die Geliebten vor oder nach mir, vergiss all das, was du je von der Liebe gehört hast und nimm mich so, als ob es kein damals, kein jetzt und kein morgen geben würde.

Wie oft hatte ich an meinem offenen Fenster gesessen, hinunter zum See gestarrt und mir diese Dinge gewünscht! Mich an seiner Schönheit ergötzt, mich später zu ihm gelegt, schweigend die Zweisamkeit genossen.

Ein anderes Bild von ihm war jenes, in dem er still ruhig mit mir zusammen auf dem samtroten Sofa in seinem Studienzimmer lag, während ich ihm vorlas. Wir wechselten uns ab, wenn der andere ermüdete. Am Anfang hatte ich nur seine Notizen begutachtet und an ihnen Kritik geäußert, meistens aber gesagt, was mir an ihnen gefiele.

Später las ich ihm vor, von Baudelaire oder Boccaccio, manchmal auch ein wenig Englisch, da er es doch besser verstand und ihn mein Akzent belustigte. Seine Hände lagen an meiner Brust, manchmal sah er mich an, ein anderes Mal hatte er die Augen geschlossen, manchmal schlief er auch tatsächlich ein.

Wenn ich es früh genug bemerkte, hörte ich kurz auf mit lesen und betrachtete ihn für eine kurze Ewigkeit. Die kleinen Leberflecke unter seinem Auge, auf seiner Nase und unterhalb seiner Lippe. Ich erinnerte mich daran, wie gern ich sie doch geküsst hätte.

Jener Sommer war für mich unvergesslich geworden. Wer vergaß denn auch schon seine erste junge Liebe? Obgleich ich sie hassen, verfluchen oder sie mir zurückwünschen sollte, ich konnte diesen Sommer nicht vergessen.

Den Sommer voller warmer Sonnentage, Schwimmen im See, faulenzen unter den Pappelbäumen, Radtouren in die Stadt, spätes Frühstück auf dem Balkon. Ein Sommer von Boccaccios Decamerone, Baudelaire und ganz vielen über den Hof gerufenen 'Cherchez la femme!'

Es war der Sommer, den ich mit Taehyung geliebt hatte.


[28/01/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWhere stories live. Discover now