p a g e f o u r

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let me taste it

the mousse au chocolat 

which immediatly melts away

spooned in your sweet mouth.

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somewhere in southern france, 1986 

pov. jeongguk


Ich erinnerte mich noch genau daran, wie er an der Küchenanrichte gelehnt, den Löffel mit der süßen Sünde abgeleckt hatte. Seine Gesten hielten meinen Blick gefangen, es schien fast ein wenig provozierend, als ob er nach Aufmerksamkeit betteln würde, so wie er sich vor mir abgab. 

Seine heiße Zunge auf dem kühlen Metall, welche die mousse au chocolat in seinem Mund zum schmelzen brachte, der genießerische Blick, den er mir zuwarf, der Duft des Kirschlikörs in der Luft, all diese Dinge ließen mich an Szenarios denken, die ich vorher mit Scham gemieden hatte. 

Wie es sich wohl anfühlen würde, seine Schokoladenlippen jetzt zu küssen? Das Aroma des Likörs einmal selbst zu kosten, mit meiner Zunge zu seiner zu tasten, um vielleicht noch den letzten Rest der verbliebenen mousse zu probieren, während seine Hände zärtlich über meinen Körper wanderten? Er würde das Schälchen beiseite stellen, mich auf die Anrichte heben und wir würden uns küssen, voneinander kosten, noch einmal um Nachschlag bitten, wenn uns beiden die Luft ausging. Meine Zunge in seinem Mund, seine Hand an meinem Hosenbund...

"Enchanté!", grüßte Taehyung Madame Dubois, die mit einem Körbchen voll Äpfel die Küche betrat. Ihre Schürze war mit Fettflecken übersäht, sie hatte die Ärmel ihres Kleides nach oben gekrempelt, die Haare waren zu einem Dutt zusammengebunden. 

Die Dame mittleren Alters kannte mich schon seit meiner Geburt und war wie eine zweite Mutter für mich. Wahrscheinlich verstand sie mich sogar besser als meine eigentliche, denn ihr entging wohl nicht die Röte, die ich zu verbergen versuchte, als sie uns zusammen in der Küche stehen sah. 

Wir hatten nichts schlimmes getan. Warum fühlte es sich also an, als sei ich gerade bei meinem ersten Mal erwischt worden? Madame Dubois stellte den Korb mit Äpfeln auf dem Tisch ab und lächelte uns zu. 

"Und? Wie mundet die mousse?", fragte sie an Taehyung gerichtet, welcher nach ihren Worten gleich noch einen Löffel nahm. 

"Oh, vorzüglich, Madame, auf den Punkt gebacken, ich muss ihnen wirklich ein Kompliment aussprechen!", erwiderte er mit charmantem Ton. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und lehnte sich leicht zu ihm, bevor sie ihm sanft über das Haar strich. 

"Das freut mich, nimm dir ruhig noch eine Schale. Ich bin noch einmal im Garten, wir sehen uns später, garçons!" 

So schnell, wie sie die Küche betreten hatte, so schnell war sie auch schon wieder verschwunden. Ich blickte ihr nicht lange nach, schaute stattdessen auf Taehyung, der seine Schale in die Spüle stellte, um danach ebenfalls zu mir zu sehen. 

"Willst du dir nicht noch eine nehmen?", fragte ich. "Nein, ich kenne mich. Wenn ich eine zweite esse, dann esse ich eine dritte, eine vierte-" - "Oh, verstehe, verstehe." 

Wir sahen uns eine Weile lang schweigend an. Wäre es ein anderer gewesen, hätte ich nach ein paar Sekunden weg geschaut, doch etwas in mir zwang mich, ihm meine vollste Aufmerksamkeit zu schenken. Er seufzte leicht, nachdem er sein Gesicht nach unten gewandt hatte. 

"Und was machst du den ganzen Sommer hier?", fragte er mich. Ich lächelte. Zeigte er Interesse? Oder wollte er mich mit seinem formellen Gespräch aufs Eis führen?

"Rate.", neckte ich ihn ein wenig. "Warten, bis der Sommer zu Ende geht?", lachte er, was mich ebenfalls schmunzeln ließ. Ich mochte seinen Humor. 

"Auch. Aber vor allem für's Baccalauréat lernen." - "So? Was sind deine Hauptfächer?" - "Französisch und Musik." - "Ah ja wirklich? Spielst du auch? Ein Instrument meine ich?" - "Klavier, seit sechs Jahren." - "Oh, ein zweiter Debussy also?"

Ich mochte, dass er so offen über alles mögliche sprechen konnte. Er schien nichts nicht zu wissen, trotzdem schwatzte er nicht unnötiges Zeug und verstand es, seine Worte gekonnt in Szene zu setzten oder mit belustigenten Sprüchen zu verzieren. 

"Und du? Studierst in M.?", fragte ich ihn, um von mir abzulenken. Er lachte. "Mehr oder weniger, ja. Ein Auslandssemester über den Sommer, ich bereite mich genauso wie du auf meine Prüfungen vor." - "Darf man fragen, was du studierst?" - "Literatur im fünften Semester." - "Oh, wow. Du ließt also viel?" - "Schreiben und Dichten liegt mir mehr."

Ich hätte ihn unglaublich gerne nach seinen Manuskripten gefragt, aber ich wollte nicht zu aufdringlich werden. Er schien sich mir nicht wirklich öffnen zu wollen, was ich durchaus verstehen konnte. Es war erst sein vierter Tag hier, das erste Mal, das wir miteinander sprachen, warum also gleich die Karten auf den Tisch legen, wenn man die Partie genießerisch zu Ende spielen konnte?

Ich wollte ihn mit meinem einzigartigem Blatt überraschen, ihn davon überzeugen, dass ich nicht nur ein Bube, sondern ein Ass oder König war. Ich würde meine Karten langsam ausspielen, mir sein Interesse mit jedem Zug mehr einverleiben, bis er mir schließlich verfallen war. 

Ich griff nach einem Apfel aus Madame Dubois' Korb, den ich leicht in meiner Hand hin und her drehte, bevor ich wieder zu ihm aufsah. 

"Wollen wir schwimmen gehen?" 


[2/2/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWhere stories live. Discover now