p a g e t w o

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i clearly remember his reflection

shown in the depth of the lake

when we first met.

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somewhere in southern france, 1968

pov. jeongguk

Ich erinnerte mich noch an den Tag, an dem wir uns das erste Mal sahen, als wäre es gestern gewesen. Die Sonne stand hoch, die Zikaden zirpten in den Bäumen, es war kurz vor dem Mittag, als ein metallblauer Kleinwagen die Auffahrt heraufschnurrte. Der Viertakter schluckte wohl ziemlich viel Öl, was das etwas röchelnde Geräusch erklärte.

Aus dem Auto stiegen drei junge Männer, alle in knielangen Shorts und Sandalen gekleidet. Sie kamen aus England, wurde uns gesagt, waren als Austauschschüler in Frankreich, um in der nächstgrößten Stadt zu studieren.

Der wohl Älteste, Marco, hatte einen samtschokoladigen Hautton, schien wohl aus einer eher südlichen Region zu stammen. Schwarze Locken zierten seinen kleinen Kopf, ein dafür umso größer wirkender Mund, mit rosa Zahnfleisch und einem breiten Lächeln nahm sein ganzes Gesicht in Beschlag.

Er war mir nicht von Anfang an sympatisch gewesen, ein sehr temperamentvoller und zum Teil auch aufreizender Mensch, der sich gut zur Schau zu stellen wusste, doch mit der Zeit hatte ich seine belebende Art zu schätzen gelernt.

Der kleinste von allen, Pièrre, war ein schüchternes Lamm. Er schien um die zwanzig zu sein, dennoch war von Männlichkeit an ihm recht wenig zu sehen. Glatt anliegende, blonde Haare, unschuldige, große blaue Augen, schlaksig wie eh und je, das einzig halbwegs männliche schien das zarte Milchbärtchen über seine Oberlippe zu sein.

Obwohl er so schüchtern war, hatte er ein Talent fürs Reden, und wenn er einmal aufgetaut war, konnte man mit ihm die tiefsinnigsten Gespräche führen. Ich hörte ihm gern beim Reden zu, er schenkte mir allerdings auch öfter sein Gehör, wenn mich etwas bedrückte.

Allgemein fand ich sehr schnell Anschluss bei den beiden, bei Taehyung hingegen sollte mir der frühe Erfolg unvergönnt bleiben.

Er war der jüngste von allen, neunzehn Jahre zählte sein warmes Herz. Sein Akzent, wenn er sich auf französisch vorstellte, schien die Mädchen wie ein edles Parfum vor Intensität umzuwerfen. Ich konnte dem nun wirklich nicht widersprechen - er war schlichtweg umwerfend.

Seine Art, sich auszudrücken, seine Körperhaltung, sein Stil, alles an ihm schien so makellos, dass ihn ein jeder mögen musste.

Am Tag seiner Ankunft trug er ein blau weiß gestreiftes Hemd, welches er nach oben hin nur zur Hälfte zugeknöpft hatte. An seinem Hals baumelte ein kleines Kettchen mit einem Kreuz als Anhänger. Seine knielangen Shorts legten die Unterschenkel frei, die so aussahen wie die Innenseite eines Armes, hell und weich, sodass man den Drang hatte, sie nur mit seinen Fingerkuppen zu berühren.

Obgleich ihn jeder mochte, war er zurückhaltend, was Gesellschaft anging. Er war sehr freundlich, doch meist nur der Höflichkeit wegen. Sobald man genug über ihn wusste und er sich vorgestellt hatte, sah er das Gespräch als beendet und verschanzte sich auf das Zimmer der Villa, das man ihm zugeteilt hatte.

Am ersten Tag sah ich ihn gar nicht mehr. Nicht beim Mittag. Nicht beim Abendessen. Wahrscheinlich hatte er sich an seine Studienarbeiten gesetzt oder seinen Schlaf der langen Reise wegen nachgeholt.

Das erste Mal, dass er mich wirklich wahrzunehmen schien, war ein warmer Nachmittag am See. Es war kurz nach zwei, viele Leute aus der Ferienvilla waren in der Stadt gewesen, zum Gottesdienst, um danach noch ein wenig durch die Stadt zu schlendern, die wenigsten blieben im Garten.

Mein Platz war fast immer die Schaukel im Baum, von der man auf das Treiben im Wasser blicken konnte. Das Blätterlaub verdeckte meine Gestalt meist so gut, dass man mich erst auf den zweiten Blick zu bemerken schien.

Als er aus dem See watete und kurz in meine Richtung sah, blieb sein Blick an mir hängen. Das Wasser perlte von seinen Schultern, die Haare hatte er sich nach hinten geschoben, damit ihm die nassen Strähnen nicht ins Gesicht hingen.

Die nackte Brust zu mir gewandt, schaute er mich also an, und ich verfluchte mich dafür, aber ich konnte nur auf seine grüne Badehose starren, aus der langsam das Wasser plätscherte und sie somit immer mehr an Fülle verlor, sich stattdessen immer enger an seinen Körper schmiegte und jede Falte das zu erkennen gab, was das Stück Stoff eigentlich zu verbergen mochte.

Als er meinen starren Blick bemerkte, schaute er kurz an sich herunter, bevor sich ein süffisantes Lächeln auf seinen Lippen spiegelte.

Ich wurde puterrot, schaute schnellstmöglich zu einem anderen Ort, nur nicht in sein Gesicht, nur nicht in sein Gesicht, argh, Abruti! Du Dummkopf, was hast du dir dabei gedacht?

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir gar nichts dabei gedacht, dachte nur im Nachhinein, dass ich ihm nie wieder unter die Augen treten könne, dass er mich wohl immer als den Voyeur, den notgeilen Spanner aus Frankreich in Erinnerung behalten würde und nie wieder ein Wort mit mir wechseln wöllte.

Doch dieser eine Blick, dieses Lächeln von ihm hatte wahrscheinlich das Eis zwischen uns gebrochen. Er wusste, womit er mich aufziehen konnte, und ich wusste, dass ich mir dies nicht so einfach gefallen lassen würde.



[28/01/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWhere stories live. Discover now