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pov. jeongguk:

Aurelie konnte wahnsinnig gut zuhören.

Ich wurde mir dieser Erkenntnis erst bewusst, als ich mir bei ihr mein Herz ausschüttete. Auch wenn sie manche Dinge schon wusste, so unterbrach sie mich dennoch selten, ließ mich stattdessen in Ruhe aussprechen. 

Ich verstand nicht, wie sie es über sich ergehen lassen konnte. Sie hatte mich geliebt. Nein, sie liebte mich immer noch. Wie sehr musste es also schmerzen, solche Worte aus dem Mund des Geliebten zu hören? Dass er einer anderen Person nachtrauerte und niemals über sie hinwegkommen würde. Dass er sie selbst niemals lieben könnte. 

Ich war mir dessen wahrscheinlich nicht vollends bewusst. Und sie sich vielleicht auch nicht. Sie schien es in Ordnung zu finden. Sie schien für mich da sein zu wollen, obwohl ihr so viel Schlechtes vor die Füße geworfen wurde. 

Wahrscheinlich war ich ihr deshalb so dankbar. Sie war wohl die Einzige, die mich immer so annehmen würde, wie ich war und wie ich sein würde. 

"Er sprach mit mir so, als ob ich etwas besonderes war. So als ob ich alles für ihn war. Hab ich ihn deshalb so sehr vergöttert? Wenn er mich denn so geschätzt hat, wie... ich meine warum konnte er einfach so gehen? Ohne ein Lebenszeichen?"

Ich wischte mir mit meinem Handrücken die Tränen von den Wangen, bevor ich einen weiteren Schluck des mittlerweile kalten Kaffees von Aurelie nahm. 

"Hat er dir denn wirklich so viel Unrecht mit dem Abschied getan? Ihr wusstet doch beide, dass dieser Sommer irgendwann enden würde.", entgegnete sie ruhig, während sie tröstend mit ihrer Hand über meinen Rücken strich. 

Ich zuckte kraftlos mit den Schultern, den Kopf schüttelnd. "Ich weiß nicht. Vielleicht verdrehe ich auch alles nur, weil sich der Schmerz zu sehr in meine Brust gebrannt hat."

Meine Lippen verzogen sich zu einem kläglichen Lächeln, bevor ich mich weiter in die Couch sinken ließ. Aurelie seufzte leise, mich stumm betrachtend. 

"Du liebst ihn immer noch, hab ich Recht? Auch wenn es schmerzt.", flüsterte sie, was ich nur nickend bestätigen konnte. Alles, was ich in den letzten Monaten verschwiegen hatte, was sich angestaut hatte, schien sich mit einem Mal loszureißen und mich in den Fluten ertrinken zu lassen. 

"Das schlimmste ist, dass ich nichts mehr von ihm weiß. Wie es ihm mit der Sache geht. Ich kann doch nicht einfach zu ihm nach England fahren, wenn er derweile schon jemand anderen kennengelernt hat.", murmelte ich niedergeschlagen.

"Hat er sich denn wirklich gar nicht mehr gemeldet? Ich kann mir das nicht vorstellen. Er war doch sonst nicht so abweisend."

Ich schob meine Zunge gegen meine Wangeninnenseite, während mir das Bild der Nachrichten auf meinem alten Telefon vorm inneren Auge schwebte. 

"Naja, einmal hatte er eine Nachricht auf meinem alten Telefon hinterlassen... Was aber sowieso nicht funktioniert und außerdem hat er bestimmt schon eine neue Nummer."

Ich verwarf den Gedanken gleich wieder, während sie mich von der Seite aus prüfend ansah. 

"Das sind mir die richtigen Leute, anderen hinterherheulen und dann nicht die Initiative ergreifen, sich zu melden!", tadelte sie mich sarkastisch, bevor sie aufstand und mir ebenfalls aufhalf. 

"Ich weiß, dass du Angst hast. Aber wenn du nichts veränderst, dann wirst du daran kaputtgehen. Wenn er nicht zu dir kommt, dann geh du zu ihm. Das Buch war doch die beste Aufforderung dazu."

Ich seufzte schwer, bevor ich sie lange ansah. "Aber was ist, wenn er mich schon längst vergessen hat oder kurz davor war? Ich will keine alten Wunden aufreißen."

"Il ne t'a pas oublié. Er wird dich nicht vergessen haben. Dafür war das, was ihr miteinander hattet viel zu wertvoll.", entgegnete sie lächelnd. Ich biss mir verzweifelt auf die Unterlippe, da meine Augen bereits glasig wurden und ich nicht schon wieder weinen wollte. Sie strich mir behutsam über den Arm, bevor sie von mir abließ und mich entschlossen musterte. 

"So, und jetzt holst du das Schrottding mal her. Vielleicht ist ja die Nummer noch aktuell."

[9/6/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWhere stories live. Discover now