p a g e t h r e e

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the sound of cicadas in my ears

made me fall in love with this place even more. 

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somewhere in southern france, 1986

pov. jeongguk

Aufgrund des Vorfalles zwischen uns beiden mied ich ihn für einige Tage. Mein Zimmer im Haus schien mir der beste Platz, um mich mit meiner selbst zu befassen. Ich nutzte die frühen Morgenstunden, um für einige Prüfungen nach dem Sommer zu lernen, las 'histoire de la révolution francaise' von Louis Blanc, studierte einige Sachromane zur Aufzucht von Rosenpflanzen. Zum Mittag ging ich im See schwimmen, da Taehyung zu der Zeit meistens aß.

Am Nachmittag fuhr ich meistens nach M. und vergnügte mich mit einigen Schulkameraden auf der Piazza, wir sprachen von vielen Dingen, gingen ins Kino, diverse Kleinläden, in Giovannis Eiscafé. Dies war wohl die einzige Zeit am Tag, an der ich nicht an Taehyung dachte. 

Am Abend verschachtelte ich mich wieder auf mein Zimmer, übte Klavier, zeichnete oder malte auf Leinwand, ließ die Zeit verstreichen. Meist lag ich wach und dachte über die verkorkste Situation nach, in der ich mich befand. 

Ich war so kindisch gewesen. Hatte ich mir etwas dabei gedacht, als ich ihn immer gemieden hatte? Wohl eher nicht. Ich war der Annahme gewesen, dass er mich interessant finden würde, wenn ich dieses Reiß-aus-Spielchen weiter fortführte, doch um ehrlich zu sein, schien es ihm egal, was ich tat. Damals kränkte es mich, so unwichtig zu sein, heute konnte ich es ihm nicht verübeln. 

Es ärgerte mich so sehr, dass er mich nicht als erstes ansprach, aber ich hatte auch selbst nicht die Geduld dazu, auf einen ersten Schritt von ihm zu warten. Wahrscheinlich hatte ich deshalb eines nachts beschlossen, ihn am nächsten Tag wieder beim Schwimmen zu beobachten. 

Er ging meistens am späten Nachmittag baden. Ich sagte Aurelie für den Nachmittag ab, mein Vater wolle mit mir die reifen Kirschen ernten. Ich war erstaunt von mir selbst, wie leicht ich diese Worte über meine Lippen brachte. Es störte mich noch nicht einmal mehr, ihr so ins Gesicht zu lügen. 

Stattdessen saß ich wie vor einigen Tagen auch wieder auf der Schaukel in den verzweigten Ästen des Baumes. Er bemerkte mich diesmal noch früher, wahrscheinlich meinem roten Shirt geschuldet, sah zu mir auf und lächelte leicht. 

Ich ließ meine Beine baumeln und tat alles dafür, mir nichts von meiner Euphorie anmerken zu lassen, sah stattdessen auf den See hinaus, während er zum Stamm des Baumes herantrat. 

Meine Fußzehen fingen bei dem Gedanken an seine Anwesenheit an zu kribbeln. Ich hatte seine Aufmerksamkeit erregt, mein Ziel erreicht, was würde folgen? Ein kecker Spruch? Was sollte ich darauf antworten? Schien es nicht ein wenig zu offensichtlich, wenn ich hier in den Baumwipfeln auf ihn wartete? Oh, bitte, lass ihn meinen Anblick vergessen und auf der Stelle wieder umkehren!

Natürlich wandte er sich nicht von mir ab. Meine Wangen wurden rot, als er seinen Kopf in den Nacken legte und zu mir aufsah. Seine Hand lag locker auf der spröden Baumrinde und ich hoffte innständig für ihn, dass er nicht mit seinen nackten Füßen in eine der neben dem Baumstumpf wachsenden Brennnesselpflanzen treten würde. 

"excuse moi, ist da oben noch Platz für einen weiteren Voyeur?", rief er zu mir hinauf, was mich grinsen ließ. Er hatte sich tatsächlich an unser erstes Aufeinandertreffen erinnert. 

"Die Schaukel ist bereits ein wenig spröde.", konterte ich schwach, was ihn leise lachen ließ. Ich wollte ihn auf Abstand halten, wenn er mir näher gekommen wäre, hätte ich nicht gewusst, ob meine Zunge mich überhaupt noch sprechen lassen hätte. 

Trotz meiner Stoßgebete, die ich in den Himmel sandte, interessierte er sich wenig für meine Worte. Stattdessen hatte er bereits einen Fuß an den Stamm gestemmt und war bereit, sich an einem der Äste hochzuziehen. 

"Wer nichts riskiert hat schon verloren.", setzte er mir entgegen, doch bevor er einen Schritt weiter tun konnte, kletterte ich rasch von dem Baum hinunter. Ich wollte nicht, dass er an diesen Ort kam. Dieser Platz war mein, hier konnte ich meiner Selbst lauschen. Wenn er ihn nur mit einer Zehenspitze betreten hätte, so wären meine Gedanken fortan nur bei ihm gewesen. 

"Wir sollten eventuell erst einmal den Mont Blanc besteigen, bevor wir uns an den Mount Everest wagen, mh?", schlug ich vor, als der Boden meine Zehen küsste. 

Er lächelte mich an wie ein Lehrer seinen Schüler, nachdem er ihm die richtige Lösung des Rätsels gegeben hatte. 

"Und was sollen wir stattdessen erklimmen?", fragte er scheinbar planlos.

"Wie wär es mit den Treppen zur Küche?" - "Warum das?" - "Ich hab gehört, Madame Dubois hat ein mousse au chocolat mit frischen Kirschen und Likör zubereitet." 

Sein Blick sagte mir, dass er meine Taktik durchschaut hatte, ein süffisantes Grinsen legte sich auf seine Lippen, bevor er scheinbar unwissend mit den Schultern zuckte und meinte:

"Da sag ich nicht nein." 


[2/2/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWhere stories live. Discover now