p a g e e i g h t

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i liked when he was reading to me.

especially if i had laid my head in his lap.
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pov. jeongguk

somewhere in southern france, 1986


Man wusste nie, wann genau man Taehyung traf. Er traf nie Entscheidungen, die ein Wiedersehen beinhalteten. Es schien so, als würde ihm alles leicht von der Hand gehen, auch die Art, wie er mit Sachen Verlässlichkeit und Pünktlichkeit umging.

Was bedeutete also ein 'Ich hole sie mir später ab'? Bedeutete 'später' beim Abendessen? Wenn ja, so hatte er sein Wort nicht eingehalten.

Während des Essens schien es mir so, als ob er mich keines Blickes würdigte, sich so verhielt, als ob die letzten Stunden nie geschehen wären. Während ich ihm vorgelesen hatte, hatte er gar gierig an meinen Lippen gehangen, und nun scherte er sich nicht einmal mehr um mich.

Ich war versetzt worden. So fühlte es sich zumindest an. Ob er es wirklich tat, wagte ich kaum zu beurteilen, viel zu kräftig pochte der Schmerz in meiner linken Brust, als dass ich seine Taten richtig zuordnen konnte.

Mein Körper lag reglos auf meinem Bett, ich atmete ruhig ein und aus. Ich hasste es, wenn man Versprochenes nicht einhielt. Eigentlich hatte ich Taehyung nicht für eine Art Mensch gehalten, die andere versetzte.

Aber vielleicht kam er ja noch. Wer konnte schon wissen, wie er später definierte. Später heute Abend, später den nächsten Morgen, später in einer Woche, später in einem Jahr, hauptsache irgendwann wird es mal erledigt.

Ich starrte an die Wand. Ich hasste es zu warten. Ich konnte aber auch schlecht zu ihm gehen und ihn darum bitten, zu mir zu kommen und seine Manuskripte zu holen, weil er es ja versprochen hatte.

Sie lagen auf meinem Sessel in der Ecke des Zimmers, ich hatte sie nach dem Essen dorthin gepfeffert, lustlos und gleichzeitig mit solch einer Wut im Bauch, dass ich mich zusammennehmen musste, sie nicht zu zerreißen.

Warum brachten mich seine Wörter nur so durcheinander? Es war ein einfacher Satz gewesen, kein Versprechen, keine Erinnerung, gar nichts. Er hatte mir lediglich mitgeteilt, dass er vorhatte, seine Hefte irgendwann wieder abzuholen, da ich sie ja unbedingt behalten hatte wollen.

Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Der Klang war dumpf, scheinbar gut zu überhören, doch er fuhr mir durch Glieder und Knochenmark wie ein eisiger Winter.

Ich zuckte zusammen und nahm mir schnell eines der Bücher auf meinem Nachttisch, blätterte eine willkürliche Seite auf, winkelte ein Bein an und legte mich bequem auf meine Matratze.

"Mh?", gab ich möglichst uninteressiert von mir und wartete, dass er die Tür aufschob.

Als er die Türklinke herunterdrückte und die Tür zur Seite zog, biss ich mir unwillkürlich auf die Lippen, bevor ich sie kurz mit meiner Zunge befeuchtete. Manchmal hasste ich mich dafür, dass ich meine Unterlippe immer blutig und wund kaute. Genauso schrecklich wie die Angewohnheit sah dementsprechend auch ihr Äußeres aus.

"Darf ich reinkommen?", fragte er, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ich nickte, wandte meinen Blick jedoch nicht von meinem Buch ab. Er stand etwas unschlüssig im Raum, spielte nervös mit seinen Fingern und sah sich unbemerkt um.

Sein Blick blieb bei meinen alten Schallplatten hängen, die ich von meinem Onkel geschenkt bekommen hatte. Er war ein begnadeter Sammler gewesen, aber irgendwann hatte ich ebenfalls angefangen, mir selbst verschiedene zuzulegen.

Die oberste war der Soundtrack zu LaLaLand, eine meiner liebsten und meistgehörten Platten. Er ging langsam auf den Plattenspieler zu, sah mich kurz fragend an, ob ich ihm einen weiteren Schritt gewährte, doch ich schaute nur neugierig zurück.

Er zog die runde Platte langsam aus ihrer Papphülle, bevor er sie sanft auf den Spieler legte und erste Musik erklang - Mia und Sebastians theme. Er schloss seine Augen für einen kurzen Moment, atmete tief ein und aus, bevor sein Blick zu mir wanderte.

Ich hätte schwören können, dass sein Blick zuerst zu meinem gespreizten Schritt ging, bevor er das Buch in meinen Händen analysierte. "Die Decamerone von Boccaccio?", fragte er und kam langsam zu meinem Bett.

Ich setzte mich auf und nickte. "Ja. Ich lese sie zum zweiten Mal." - "Ich kenne nicht viele Jugendliche, die ihre Ferien mit so einem Werk verbringen. Ich hab es nicht wirklich gemocht."

Er stand am der Bettkante, seine Knie berührten diese schon fast, dennoch ging er nicht weiter. Wollte er sich nicht setzen? War es ihm unangenehm?

"Vielleicht kann man dich ja noch eines besseren überzeugen.", schmunzelte ich, was ihn leise Lachen ließ. "Hattest du noch nicht genug von heute?", scherzte er, doch ich wollte nicht darauf eingehen, sah ihn stattdessen einfach weiter an.

"Setz' dich.", bat ich. Er nahm auf der Matratze platz, ganz nah neben mir, seine Hand streifte fast meinen Unterschenkel, doch dennoch trennte ihn von mir eine halbe Meile. So dachte ich zumindest.

"Nein, hier.", flüsterte ich und legte meine Hand ganz leicht auf meinen Oberschenkel.

Das war das erste Mal, dass er vor mir errötete. Er schluckte und sah mich verwundert an, nach einigem Zögern bettete er seinen Kopf sachte auf meinem Bein, mich nicht ansehend. Er lag auf der Seite, ein wenig von mir abgewandt, die Hand ganz nah neben seinem Kopf auf meinem Bein, seine Beine an seinen Körper gezogen, wie als würde er unter einer Decke liegen.

Ich war erstaunt, dass er meiner Bitte ohne zu Zögern nachgekommen war, doch genau diese Tat ließ mein Herz bis unermessliche schlagen und meine Stimme zittern, als ich die einundvierzigste Geschichte vorlas.

Die Geschichte, in der Fürst von Salerno den Geliebten seiner Tochter tötet und ihr sein Herz in einer goldenen Schale schickt, sie aber vergiftetes Wasser darüber gießt, trinkt und stirbt.

"Die Dame aber richtete ihr Haupt, als sie genug geweint zu haben glaubte, wieder auf, trocknete ihre Augen und sagte: 'O mein vielgeliebtes Herz, nun sind alle meine Pflichten gegen dich vollendet, und mir bleibt nichts zu tun übrig, als dass ich mit meiner Seele komme, um der deinen Gesellschaft zu leisten.'

Und mit diesen Worten ließ sie sich die Flasche reichen, die das Wasser enthielt, das sie am Tage zuvor bereitet, schüttete es in die Schale, in der das Herz von ihren vielen Tränen gebadet lag, setzte sie vollkommen furchtlos an den Mund und trank sie völlig leer. Dann aber bestieg sie, die Schale in der Hand, ihr Bett, nahm die geziemendste Lage ein, die sie ihrem Körper zu geben wusste, drückte das Herz ihres toten Geliebten an das ihre und erwartete so, ohne ein Wort zu reden, ihren Tod."


[14/2/19]

thanks for reading.

je t'aime | taeggukWo Geschichten leben. Entdecke jetzt