#63

616 77 5
                                    

Heute habe ich meinen Großvater im Krankenhaus besucht. Wir wissen nicht, ob er noch lange hat. Das zerstörte mich.

Ich wünschte ich könnte ihm mein Leben geben. Ich brauche es nicht, er könnte noch viel damit anfangen. So denke ich dauerhaft; irgendwo auf dieser Welt hungert gerade ein Kind zu Tode. Und ich liege hier im Bett und versuche weiter zu leben.

Manche Menschen wollen leben aber können es nicht. Sie müssen sterben. Und ich will nicht leben, ich halte es nicht aus, aber ich schaffe es nicht zu sterben. Das macht doch alles kein Sinn.

Ich wünschte ich könnte für ein anderes Leben sterben. Was bringe ich dieser Welt überhaupt? Andere könnten so viele Dinge erreichen. Ich bin schon lange gebrochen, was soll ich noch erzielen in diesem Leben.

Wir alle sind wertlos, doch mit Hoffnung fühlen sich die meisten stark und wertvoll. Was schön ist. Es bringt die Welt weiter. Und auf Hinsicht zu diesen, versuche ich einen Sinn meiner Existenz zu finden. Doch diesen Sinn gibt es nicht. Das wusste ich schon immer.

Ja, ich helfe Menschen. Ich höre ihnen zu. Das ist das Einzige, was ich für diese Welt tun kann. Dennoch fühle ich mich wertlos. Ich fühle mich, als ob ich alles nur noch schlimmer mache. So werde ich immer denken, egal was andere sagen.

Mein größter Wunsch ist es also, alles hinter mir zu lassen und vergessen zu werden. Meine Leiden sind unbegründet. Ich verdiene es nicht irgendwas zu fühlen. Das klingt vielleicht umrealistisch, doch ich glaube es. Schon mein Leben lang.

______________________________________

*

Depressions-TagebuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt