Depressions-Tagebuch

#82

Ich habe eine Entscheidung getroffen. Diese will ich unbedingt mit euch teilen.

Ich werde mich nicht mehr ritzen. Nie wieder.

Ich weiß, es kommt plötzlich. Doch wartet, hört euch meine Gründe an! Ich glaube ganz fest daran, dass ihr diese nachvollziehen könnt und vielleicht auch als eure Vision nehmt.

Ich musste in letzter Zeit immer daran denken, als ich mir selbst das Handgelenk angebrochen habe um nicht bei den Bundesjugendspielen mit zu machen. Es war ein langer Prozess. Ich klemmte mir ein Tuch zwischen die Zähne und haute mir jeden Tag mehrmals mit einem Hammer aufs Handgelenk. Immer auf dieselbe Stelle. Bis es blau bis gelb und ganz dick wurde und ich mit meiner Mutter zum Arzt gehen konnte.

Wenn ich jetzt noch dran denke, kommen mir die Tränen. Wieso tat ich das? Aus Angst.

Doch vielleicht sollte ich zum Anfang des Gedankenweges kommen.
Denn ich habe gelernt. Ich habe gelernt, was es mit meinem Körper auf sich hat.
Zerlege die einzelnen Körperteile in der Theorie auf die Kleinstteile, bis nur noch winzige Zellen da sind. Nun baue dies wieder im rückgängigen Prozess auf. Dadurch verstehst du es erst. Wie alles aufgebaut ist, wie alles zusammen hängt.
Unsere Körper sind Wunder der Natur. Wie die Zellschichten eines Blattes. Die Cuticula schützt das Blatt wie eine wärmende Hülle, während innendrin die Chloroplasten dem Blatt die Farbe der Natur schenkt.
Genauso ist es auch bei uns Menschen.

Im Bauch der Mutter wachsen wir, wie viele andere Tiere auch. Alleine dies, das enstehen eines neuen Lebens, ist ein Wunder für sich.
Es enstehen Organe, gefolgt von Gliedmaßen. Schicht für Schicht wird alles aufgebaut, wie nach einem Plan der Natur. Der Körper fängt an zu Arbeiten. Etwas komplett neues und immer wieder faszinierendes ensteht.

Und ich weiß, das hört sich alles für euch gerade sehr nach Biologie Unterricht an. Doch Dieser Unterricht hat gar nichts damit zu tun. Es ist viel faszinierender, als uns dort beigebracht wird. Man muss nur aus dem Fenster schauen, selbst entdecken und lernen.

Fazit; unser Körper ist eine unglaubliche, naturgemachte Maschine. Alles macht Sinn, alles ist miteinander verbunden. Kommunikation zwischen Zellen und Sehnen. Der Knochen ist unser Gestell; was würden wir ohne ihn machen?

Wieso sollte ich also, nachdem ich dies alles durch Rückverfolgung und Wiederaufbau verstanden habe, durch die Selbstverletzung kaputt machen? So zu handeln ist respektlos der Natur gegenüber, die dies alles aufgebaut hat, nach ihrem Plan, der sich durch die gesamte Evolution streckt. Sie ist nicht unser Feind. Es ist auch nicht unser Körper; unser Feind ist unser Kopf. Die Gedanken, die dort rumschweben. Sie veranlassen eine Zerstörung der Natur durch das Nutzen des eigenen Körpers.

Doch wenn dies erst einmal verstanden ist, dann ist klar, dass der Kopf nicht stärker als die Natur und unser Körper sein darf. Er ist es nicht.

Denn Zellen bilden sich immer wieder neu. Doch was einmal aus den Gedanken ist, kommt nie wieder zurück.
Natürlich ist alles von der Natur geschaffen. Auch unser Kopf und die Gedanken. Aber diese sind frei. Unser Körper dennoch nicht; er folgt einem Plan. Und dieser wird sich nie verändern, im Namen der Evolution.

Also ritzt euch nicht. Zerstört nicht eure Haut, die aus so vielen Kleinteilen besteht und euch schützt wie die Cuticula des Blattes. Und wenn ihr es nicht für euch oder die Natur tun wollt, dann macht es für die, denen etwas fehlt. Zum Beipsiel ein Bein oder ein Chromosom. Seit froh, dass bei euch alles dem Plan der Natur gegangen ist. Aus Respekt.

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Ich hoffe es überzeugt einige von euch. Vielleicht regt es sogar zum Weiterdenken an.

Vielen Dank für's Lesen. Ich liebe euch.