5 - Ein Lichtblick

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In den nächsten Treffen war Nummer 14 zwar da, sagte aber nie mehr etwas. Klein und still sass er oder sie auf dem Stuhl. Miss Allencomb hat nur grsagt, dass es die Krise sei und die meisten anderen haben genickt. Die, die eine Krise selbst schon durchgemacht hatten, wussten wie es ist. Die eingeknickte Gestalt tat mir leid. Wenn sie gerade in ihrer Krise war, dann steckt sie einem schwarzen Loch, in das kein Licht hineinfällt und aus dem man keinen Ausweg sah. Und je begabter die Person, desto dunkler das Schwarz und tiefer das Loch. Und desto länger und schwieriger war es, wieder heraus zu kommen.

Obwohl ich wusste, dass es nicht meine Schuld war, dass es auch irgendjemand anderes hätte sein können, bei dem er oder sie in eine Krise fällt, war es doch während dem ich erzählt hatte, passiert. Früher hätte ich unzählige Gründe gefunden, warum es mich nichts angeht. Selbst Schuld, wenn man so schwach ist, nicht meine Schuld, Pech gehabt oder ich hätte es einfach ignoriert. Oder gar nicht wahrgenommen. Aber das ging nicht mehr und ich wollte es auch nicht mehr. Es war eine neue Welt, in der ich – endlich - angekommen war. Und ich wollte – konnte – nicht mehr zurück. Ich sah mehr, roch mehr, hörte mehr... kurz meine Welt war voller, bunter, lebendiger. Nicht das es das nur einfacher machte, vieles machte es auch schwieriger, so wie gerade jetzt. Wenn ich es nicht wahrnehmen würde, müsste ich mich überhaupt nicht damit auseinander setzen. Trotzdem wollte ich nicht zurück. Miss Allencomb hatte mir geraten, meinem Gefühl zu vertrauen. Es machte das Leben reicher, wenn auch nicht immer leichter. Und ich war fest entschlossen dazu. Nach dem heutigen Treffen ging ich in mein Zimmer und schloss die Tür, um aus dem Umhang heraus zu kommen. Man merkte nach einiger Zeit nicht einmal mehr, dass man in trug. Ich setzte mich ans Fenster und sah hinaus. Der verhangene Himmel machte es schwer zu sagen, wo die Sonne gerade stand. Als es an der Tür klopft, fiel es mir leicht, mich los zu reissen, da der Ausblick nicht wirklich sehenswert war. Ich hoffte, dass sich das Wetter bald wieder besserte. Der Schnee auf den Dächern in der untergehenden Sonne war eindrücklich gewesen, eines der Highlights der letzten Tage. Ich lege ich den Umhang an und öffnete. Es war Miss Allencomb.

„Wie geht es ihnen, Nummer 17?" fragte sie direkt heraus. Sie machte keine Umwege, spann keine Intrigen. Anfangs hatte ich in allem was sie sagte, den doppelten Boden gesucht bis ich irgendwann verstanden hatte, dass es keinen gab. Sie war ehrlich. Zuerst hatte ich sie darüber belächelt. Wie sollte man so in der Welt überleben können? Zumindest nicht in einer Welt voller Zauberer, vielleicht war es ja bei den Muggel anders. Erst spät hatte ich verstanden, dass es nicht Dummheit war, warum sie so war, wie sie war. Sie hatte es gut überlegt, sie war mutig und sie tat das, was sie als richtig empfand. Damals.. ich musste bei dem Gedanken beinahe lachen... es ist kaum zwei Monate her... hatte ich mich beinahe ein bisschen in sie verliebt. Aber sie war zu alt und ausserdem verheiratet. Aber es war nicht wirklich Verliebtheit gewesen. Eher Hochachtung, ein Vorbild. Sie war eine wichtige Person geworden. Mein Vorbild in gewissem Sinne, durch sie habe ich meinen Kompass gefunden. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihr mein neues Leben schuldete.

„Ich glaube... gut." sagte ich zögernd.

„Sie glauben?"

„Es geht mir gut. Besser als davor. Es war gut, habe ich mich durchgerungen, etwas mehr im Kreis zu erzählen. Es tut mir nur leid für Nummer 14."

„Sie haben es gut gemacht. Es ist nicht ihre Schuld, dass mit Nummer 14." versicherte sie mir,

„Ich weiss es, trotzdem fühle ich mich ein Stück verantwortlich." Ich lächelte unsicher. Sie war ehrlich, musste ich mir vor Augen führen, also hatte ich es vermutlich wirklich nicht ganz schlecht gemacht und das Bedauern gehörte dazu. Es war für mich ein Zeichen, dass ich mich verändert hatte.

„Wissen sie schon, wie es weiter gehen soll?" fragte sie nach einen Moment.

„Noch nicht. Nicht wirklich."

Ich und DracoWhere stories live. Discover now