47 - Einladungen

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Im Laufe der nächsten zwei Wochen kamen drei weitere Briefe von McGonagall, was mich langsam ärgerte. Ich würde auch dieses Jahr keine ihrer Gruppen übernehmen, was sie eigentlich verstehen sollte. Wie sähe es aus, wenn die Stellvertretende Zaubereiministerin so etwas machen würde... Andererseits... ich würde es immer noch gerne probieren... sehen, ob meine Ideen eine Chance haben würden und manchmal beschäftigte mich noch der Gedanke, wie es wohl gewesen wäre.
Aber ich hatte die Hartnäckigkeit von McGonagall unterschätzt. Zwei Tage später tauchte sie in meinem Büro auf, während ich gerade dabei war, die Sitzung für den Kulturaustauschsausschuss vorzubereiten. Es war gerade nicht einfach in dem Ausschuss und wir hatten schon zwei Sitzungen, die eher Rück- als Fortschritte gebracht hatten, weshalb ich eher ungnädig auf sie reagierte.
McGonagall schien meine Betriebsamkeit nicht zu stören oder sie ignorierte sie geflissentlich und begann ohne auf meine Aufforderung zu warten:
„Miss Granger, da sie scheinbar zu beschäftigt sind, ihre Post zu beantworten und die Sache etwas dringend ist, da das neue Schuljahr vorbereitet werden muss, bin ich hier, um ihnen Zeit zu sparen. Haben sie sich das Angebot durch den Kopf gehen lassen?" fragte sie direkt. Eigentlich schätzte ich ihre direkte Art, immerhin ersparte einem das eine Menge Zeit, die man sonst mit förmlichen Höflichkeiten verbrachte.
„Miss McGonagall, ich habe hier eine Stelle und und bin auch zuhause engagiert... ich sehe leider keine Möglichkeit, ihr Angebot wahrzunehmen." antwortete ich ihr, während ich den Stapel Blätter nebenbei sortierte. Er war erstaunlich, wie man lernen konnte, Dinge zu neben anderen Sachen zu besprechen. Ich hatte das auch schon gemacht, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging. Entsprechend vage war zwar das Ergebnis, wenn man es aber mit dem Aufwand verglich, war das durchaus brauchbar.
„So, ist das so?" sagte sie spitz. Ich sah kurz auf und bemerkte ihre nach oben gezogene Augenbraue. Aber ich war nicht mehr ihre Schülerin, die sie damit einschüchtern konnte.
„Ja, Miss McGonagall. Das ist so. Da wir das so ohne weiteren Aufwand klären konnten, möchte ich mich bei ihnen bedanken, dass sie mir die Arbeit erspart haben und es wäre schade, die Zeit mit unnützem Abwarten weiter zu verschwenden." komplimentierte ich sie aus meinem Büro und ordnete die verschiedenen Papierstapel für die Besprechung nachher.
„Hm. Gut. Leben sie wohl." sagte sie mit einem seltsamen Unterton und ging.

*

Es war drei Tage später, als die erste seltsame Sache passierte. Am Abend, als ich gerade das Essen machte, klingelte es und als ich aufmachte stand Narzissa Malfoy vor der Tür. Sie sah mich unsicher an und wir beide wussten nicht, was sagen. Es war ihr sichtlich unangenehm, aber sie überwand sich und sagte sehr höflich: „Miss Granger, ich weiss, nach all dem was vorgefallen ist, ist meine Bitte vermutlich seltsam, aber bitte, dürfte ich ihre Kinder sehen?"
Ich muss einen seltsamen Gesichtsausdruck gehabt haben, denn Miss Malfoys Gesicht wechselte von unsicher zu sichtlich peinlich.
„Ich... also..." stotterte ich herum, immer noch überrumpelt, während es in meinem Kopf ratterte. Wieso war sie da? Und warum wollte sie meine Kinder sehen? Ging es wirklich um Stella und Sireil oder war das nur der Vorwand? Wenn ja, um was könnte es ihr wirklich gehen? Ich sah mich schnell in der Umgebung um, aber sie schien wirklich alleine gekommen zu sein. Wenn nein, warum wollte sie meine Kinder sehen?
Sie sah mein Zögern und sagte :„Bitte... es ist... es wäre mir wichtig." 'Auris agitare lyncas.' Ich hoffe nur, dass sie mich nicht in zu schlechter Erinnerung hat. Wenn es stimmt...

Bevor ich mich entscheiden konnte, was ich daraus machen sollte, fragte plötzlich eine Stimme hinter mir: „Mommy, wer ist das?" und jemand umfasst mein Bein. Stella. Ich zuckte überrascht zusammen, ich war in Gedanken abgelenkt gewesen und machte mir gleich einen Vorwurf. Wenn Narzissa wirklich etwas im Schilde führte, durfte ich mich nicht überraschen lassen.
„Das ist..." Ich zögerte einen Moment, um mich zu entscheiden, wie ich sie vorstellen sollte, den Moment nutzte sie um sich selbst vorzustellen.
„Ich bin die Mutter von einem Freund deiner Mutter aus der Schule." sagte sie langsam und sah neben mich zu Stella. Ich hatte meinen Zauberstab aus dem Ärmel schon halb in meine Hand rutschen lassen, nur für alle Fälle. Seit dem ich Shacklebolds Stellvertreterin geworden war, waren schon mehrmals Dinge passiert und eine Zeitlang hatte ich sogar Auroren als Schutz um mich gehabt.
„Aus Hogwarts?" fragte Stella und Miss Malfoy nickte.
„Wer kommt aus Hogwarts?" kam Sireil dazu, der uns vermutlich hatte reden hören.
Miss Malfoy lächelte hinter mich und dann erstarrte ihr Gesicht. Nicht nur erstarren, es entgleiste förmlich. Überraschung, Unglaube, Freude, Traurigkeit, Wut und nach ein paar andere Sachen wechselten sich darin ab oder zeigten sich beinahe gleichzeitig. Sie nahm ihre Hand vor den Mund und ihre Augen wurden glänzend, während sie mit der anderen Hand in ihre Tasche griff. Automatisch liess ich meinen Zauberstab durch meinen Hand gleiten und hatte richtete ihn auf Miss Malfoy.
Sie erstarrte, als sie es sah und zog dann ganz langsam ihre leere Hand aus der Tasche heraus. "Entschuldige..." sagte sie erschrocken und sah mich an, ohne sich zu bewegen. Mach keinen Fehler, Narzissa. Sie ist angespannt... wäre ich vermutlich auch, wenn es anders herum wäre...
"Was wollten sie in der Tasche?" fragte ich, ohne den Zauberstab herunter zu nehmen. Shacklebold hatte darauf bestanden, dass ich von erfahrenen Auroren instruiert und auch trainiert wurde, falls wieder so etwas vor käme. Zusammen mit den zwei Jahren davor war ich vermutlich nicht so viel schlechter als ein frischgebackener Auror. Ich fühlte mich damit einigermassen sicher.
"Ich habe ein Bild dabei, dass ich ihnen zeigen wollte." sagte sie langsam und hielt mir ihre Tasche hin. Ich hoffe nur, sie glaubt mir oder gibt mir wenigstens eine Chance, zu reden. So wie sie sich verhielt, schien sie Erfahrung mit Auroren gemacht zu haben. Ich schaute kurz in die Tasche, keine Zauberstab. Ich nickte, behielt sie weiterhin im Auge und versuchte aus ihr schlau zu werden. Was sie dachte war nicht eindeutig. Aber das war meistens so, wenn Menschen angespannt waren. Dann wurde ihr Denken enger und der Zauber brachte weniger klare Ergebnisse. Hm...
Sie bewegte sich bewusst langsam, griff in die Tasche und holte ein Bild heraus und zeigte es mir. Ich schaute zuerst nicht auf das Bild, sondern konzentrierte mich auf Miss Malfoy und die Umgebung, hielt aber meinen Kopf so, als würde ich das Bild anschauen. Wenn sie mich ablenken wollte, dann war das der gefährlichste Moment. Aber nichts passierte. Sie bewegte sich nicht und auch sonst niemand. Ich sah dann auf das Bild. Es war ein Bild von Sireil - auf dem Arm von Miss Malfoy. Einer jüngeren Miss Malfoy.
Ich starrte das Bild an und als ich mich gefangen hatte, zuckte ich zusammen, sah mich um. Ich hatte mich ablenkenlassen! Aber... Nichts. Huh... für einen kurzen Moment durchströmte ich Erleichterung. Wenn sie etwas geplant hätte, dann hätte sie mich gerade kalt erwischt. Das Bild... wie konnte es sein?
Mein erster Impuls war, die Türe so schnell wie möglich zu schliessen und alle Schutzzauber, mit denen ich das Haus vollgestopft hatte, zu aktivieren. Ron verhielt sich immer noch sehr seltsam und ich hörte im Ministerium immer wieder die einen oder anderen Gerüchte über ihn. Nicht das ich alles glaubte, aber selbst wenn nur die Hälfte davon wahr war, wäre das Grund genug gewesen, alle Bücher über Schutzzauber zu lesen und die im Haus zu platzieren, wenn ich das nicht schon gemacht hätte. Luna hatte gesagt, ich würde überreagieren - sie hatte es nur netter ausgedrückt - aber ich hatte es trotzdem gemacht. Seither nannte sie unser Haus manchmal Klein-Gringots. Aber das war masslos übertreiben. Ein erfahrener Auror brauchte keine zehn Minuten, um herein zu kommen...
Ich sah Miss Malfoy an und entschied mich dagegen. Konnte es nicht, weil meine Gedanken rasten und mit einem Mal die verschiedensten Dinge an ihren Platz fielen. Die hellblonden Haare... wenn das Bild echt war, und daran zweifelte ich nicht wirklich – Warum sollte sie sich die Mühe machen, ein Bild zu fälschen... und dann ihre Reaktion, als sie Sireil gesehen hatte. Nein, das war echt. Aber die Dinge schienen trotzdem nicht zu passen. Ich entschied mich, ihre eine Chance zu geben, zu reden.
„Bitte." sagte ich, machte ihr Platz "Kommen sie doch herein. Ich habe den Eindruck, dass es länger dauern wird." und deutete in Richtung Küche. Ich schloss hinter ihr die Tür, nachdem ich mich nochmals umgeschaut und versichert hatte, dass es wirklich keine Falle war.
Bei der Küche blieb ich in der Tür stehen, machte eine Handbewegung, deutete auf einen Stuhl und sie setzte sich langsam. Dann erst setzte ich mich und legte meinen Zauberstab neben mein Bein, um ich schnell griffbereit zu haben.
Eine ganz Zeit sassen wir einfach da und sahen uns an; niemand von uns sagte etwas. Selbst Stella und Sireil standen still neben mir. Vermutlich spürten sie die Spannung in der Luft.
Glücklicherweise hatten die zwei Hunger. Sie sagten es und während ich sie an den Tisch setzte und ihnen etwas zurecht machte, liess die angespannte Atmosphäre nach. Ich beobachtete Miss Malfoy immer wieder, aber sie sass einfach da und sah meine beiden Kinder an. Vor allem Sireil. Sie sah erschüttert aus.
Als meine beiden dann assen, wollten sie von Miss Malfoy wissen, wer denn der Schulkamerad war und warum sie hier war. Miss Malfoy beantwortete ihre Fragen auf eine Weise, die nicht viel verriet, warum sie wirklich hier war, aber es passte für die Kinder. Während sie sich unterhielten, hatte ich Zeit gründlicher nachzudenken. Wieso sollte sie hier her kommen und mir ein Bild von von meinem Sohn zeigen, den sie auf dem Arm hatte? Das ergab keinen wirklichen Sinn. Was, wenn es gar nicht Sireil war? Huuu... das würde einiges erklären, dafür aber auch einige neue Fragen aufwerfen, die eher... heikel wären. Aber WENN es so wäre... zumindest wenn Miss Malfoy es so sähe... dann verstand ich auf einmal, warum sie hier war mit einem Bild...
„Das auf dem Bild, dass ist... ihr Sohn?" fragte ich leise zwischen rein. Ich traute mir gerade nicht zu, seinen Namen auszusprechen, dass Ganze war noch zu überraschend und es wäre nicht der richtige Moment gewesen, hier in Tränen auszubrechen.
Miss Malfoy nickte. Mehr redeten wir nicht. Es war auch so schon genug für einige schlaflose Nächte.
Als Stella und Sireil nach dem Essen Miss Malfoy ohne Scheu an der Hand nahmen und sie aufforderten mitzukommen, damit sie ihr ihre Zimmer zeigen konnten, nickte ich auf Miss Malfoys fragendem Blick. Ich folgte ihnen, war aber nur halb bei der Sache. Innerlich rasten meine Gedanken in dem Versuch, die Implikationen vom ihrem Nicken zu erfassen. Das bedeutete, dass ich und Draco... mindestens einmal... aber das musste eine ganze Zeit vorher gewesen sein. Denn als ich bei ihm wohnte, war ich schon schwanger. Aber wie? Und beinahe noch wichtiger: Warum erinnerte ich mich überhaupt nicht daran? Wusste Draco es? Oder hatte er... er hatte sofort gemeint, dass es mit Amnesia... war es das? Oder hatte er es gewusst, weil er als Heiler...? Das würde den einen Teil sein Verhalten erklären? Andererseits... dann hätte er nicht so betroffen reagiert, als er mit dem In...sonstwas Zauber festgestellt hatte, dass ich Zwillinge bekomme. Es passte einfach nicht zusammen, egal wie ich es drehte und wendete. Und dann Narzissa... wieso kam sie jetzt bei mir vorbei mit einem Bild von Draco, auf dem er Sireil so sehr glich, dass man sie praktisch nicht auseinander halten konnte, wenn Narzissa nicht deutlich jünger auf dem Bild gewesen wäre. Und beinahe genauso wichtig: Woher wusste sie , wie Sireil aussah. Es war nicht anders möglich, als dass sie ihn gesehen hatte. Aber wieso und wo? Ich hatte alles getan, um meine zwei Sterne geheim zu halten. Shacklebold hatte sich wirklich dafür ins Zeug gelegt und ganze Arbeit geleistet. Bisher war weder im Tagespropheten noch in der Hexenwoche noch sonst wo ein Satz oder eine Bemerkung über die beiden aufgetaucht, geschweige denn ein Bild. Woher also? Hm... wir würden reden müssen. An dem Punkt angekommen wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen vor mir zu: Narzissa sass auf dem Boden des Kinderzimmers, Stella auf ihrem rechten, Sireil auf ihrem linken Bein, Narzissa ein Stofftier in der Hand und Stella erklärte ihr gerade was Meister Gromm, das war der Name ihres Stofftiers, das Luna ihr geschenkt hatte - es stellte einen schwärmenden Jyskul dar – zumindest das, was Luna sich unter einen schwärmenden Jyskul vermutlich vorstellte. Aber Stella liebt das weissgraue Ding, das wie eine Mischung aus Hase und Vogel aussah und nun war es an Narzissa, es zu bewundern, was sie ausgiebig tat. Ich stand daneben und beobachtete die drei.
Sie macht es gut mit den Zweien, sie schien eine gute Grossmutter zu sein. Denn das war es wohl, auf was es hinaus lief. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einen solchen Zufall geben konnte, dass mein Sohn mit drei praktisch genauso aussah wie ihr Sohn, der noch dazu mein Ex-Freund... Ex-Verlobter war - mit drei. Grossmutter... an den potentiellen Grossvater versuchte ich in dem Moment nicht zu denken. Genauso wenig wie an den Vater. Ich benutzte den Auris, während sie mit beiden spielte und war gerührt. Die meiste Zeit dachte sie eigentlich nur solche Sachen wie: Meine Güte sind die niedlich. Wie Draco. Ich hatte nie eine Tochter...

Ich und DracoWhere stories live. Discover now