38 - Glorreicher Sieg oder schmähliche Niederlage!

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Als ich gegen Morgen aufwachte, lag an direkt neben Draco, einen Arm über seinen Körper, meinen Kopf an seiner Seite. Er schlief. Mein Bein und meine Seite stachen, das hatte mich vermutlich geweckt. Andererseits war ich nicht mehr müde und so rutschte ich etwas nach oben und sah Dracos Gesicht an.

Ich fühlte mich allein und unverstanden, mit Ron waren all meine Freunde einfach weggebrochen. Das Draco hier war, neben mir, manchmal konnte ich beinahe nicht glauben, dass er all das auf sich nahm für mich. Was für eine vollständig absurde Situation. Wenn es nicht so skurill gewesen wäre, hätte ich vielleicht gelacht, aber dazu war das alles zu dramatisch. Mein ehemaliger Freund wollte mich vermutlich tot sehen, mein anderer Freund brach den Kontakt zu mir praktisch ab, weil er meinem ehemaligen Freund unbesehen glaubt, genauso wie seine (und meine - nun auch ehemalige) Freundin. Der einzige, der auf meiner Seite steht ist - neben meinen Eltern - ein ehemaliger Todesser, mein... wie hatte er es ausgedrückt... bester Feind. Komplett verrückt. Zwischendurch konnte ich es noch immer nicht ganz fassen, dass ich schwanger war und das es jemand auf mich abgesehen haben sollte, weil sie vermutlich dachte, dass ich und Draco...

Ich schaute ihn an und musste dann lächeln. Er hatte vor Wochen einmal gesagt, dass er es sich vorstellen könnte, mich zu heiraten, wenn wir uns unter anderen Verhältnissen kennengelernt hätte. Ich fand das damals komplett daneben, wenn ich ehrlich sein sollte, dann kam mir der Gedanke jetzt gar nicht mehr so abwegig vor. Für einen Moment genoss ich den Gedanke, dann schob ich ihn möglichst weit weg. Ich war zufrieden so, wie es gerade war. Manchmal sogar ein kleines bisschen glücklich. Bisher hatte ich ihn nicht vertrieben und wer weiss, vielleicht bleibt es ja so.

Als es draussen langsam hell wurde, begriff ich, dass ich für mich und meine Kinder allein sorgen würde müssen. Draco... es wäre schön, wenn er mich nicht auch verlassen würde, er war mir eine grosse Stütze... aber ich musste so planen, dass ich es auch allein schaffen würde. Ich grübelte, mein Kopf rotierte, beinahe wie ein Motor im Leerlauf bei Vollgas, produzierte eine Menge Ideen. Als es ans Aufstehen ging, war mir wieder schlecht und ich spuckte mehrmals, bis es besser ging. Zum Glück hatte ich Draco nicht damit geweckt. Ich machte mich möglichst leise fertig und trat durch den Kamin.Als ich im Büro war, hatte ich mieseste Laune, was mich nicht gross verwunderte... Ich hatte mehr Verständnis erwartet, zumindest von Ginny. Und eigentlich auch von Harry. Machte mir Sorgen um meine Kinder, war jetzt müde und fühlte mich ausgehöhlt, weil mein Magen nichts behielt am Morgen.

Als erstes traf es Bragworth, der mir einen Stapel Unterlagen hinlegte mit der Bemerkung, dass das noch zu machen sei. Ich sah eine Auflistung von seltsamen Vorkommnissen, eine ganze Reihe davon betraf das Verschwinden von Fensterscheiben. Was in den anderen Abteilungen in der letzten Zeit reibungslos geklappt hatte, dass niemand mir seine Arbeit aufhalsen wollte, schien hier anders zu sein. War mein Ruf hier nicht angekommen? Oder war er schon wieder verblasst? Was auch immer es war, er hatte sich einen denkbar schlechten Tag dafür ausgesucht. Er war gerade wieder dabei zu gehen, als ich aufsah und mit einer kalten und beherrschten Stimme sagte: „Sehe ich so aus, als ob ich ihre Arbeit machen würde?" Ich war eiskalt. Er zuckte leicht zusammen und blieb in der Tür stehen, als er sich umdrehte, schaute er mich etwas unsicher an, obwohl er es zu verstecken suchte. 'Auris agitare lyncas.' Sei stark, es kann ja wohl nicht sein, dass die Neue gleich oben einsteigt. Ich musste genauso unten durch.
Hatte ich schon gesagt, dass mir Grombourggh immer sympathischer wurde? Ich sah Bragworth kalt an und versuchte meine Stimme so wie Dracos klingen zu lassen, genau so, wie ich es immer gehasst habe: „Ich erlaube mir, ihnen hiermit meine Zweifel an ihrer Arbeitsmoral bekannt zu machen." und deutete dann auf den Stapel Papier, der unordentlich auf meinem Tisch lag. Er sah mich trotzig an. Nur weil sie eine Freundin von Potter ist, muss sie nicht denken, dass sie was besseres wäre. Wir werden ja sehen... "Miss..." setzte er gerade an, als ich ihn unterbrach: "Mister Bragworth, nicht wahr?"
Er hielt inne, nickte, und in dem Moment war ich mir sicher, dass ich mich durchsetzen würde. "Da ich hier bin, um etwas zu leisten, erscheint es mir seltsam, dass sie ihre unnötigen Papiere bei mir abladen, schob den Stapel über die Kante meines Schreibtisches und liess ihn in den Papierkorb neben mir fallen. Ein ganzer Teil der Blätter fiel daneben und auf den Boden.
"Sind sie verrückt? Das sind wichtige Unterlagen des Ministeriums, die..." brauste er auf.
"Dann legen sie sie nicht auf meinen Tisch! Guten Tag, Mister Bragworth!" schnitt ich ihm das Wort ab. Meine Stimme war die ganze Zeit ruhig geblieben und sie klang, zumindest in meinen Ohren, kalt und überheblich. Ich nahm ein Blatt von meinem Schreibtisch und begann zu lesen, beobachtete ihn aber von unten herauf. Er wurde rot im Gesicht und ein paar Mal sah es so aus, als ob er etwas sagen wollte. Letztlich ging er an meinen Papierkorb, holte seine Papiere heraus und wandte sich um.
"Mister Bragworth... in meinem Büro herrscht Ordnung." sagte ich und deutete auf ein paar kleinere Abfälle, die nun neben dem Papierkorb lagen, weil sie aus Versehen mit herausgezogen hatte. Unsere Blicke trafen sich, er erzitterte und ich konnte ihm ansehen, wie er mit sich rang... unsicher, was er machen sollte. Als er sich entschieden hatte, zog er unwillig seinen Zauberstab. Zu dumm für ihn, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Wie hatte es Grombourggh ausgedrückt...? Erschlage das Huhn um den Affen zu erschrecken. Nun dann, Mister Huhn... Ich hatte meinen Zauberstab schneller in der Hand, als er und noch bevor er ihn heben konnte, sagte ich mit klirrender Stimme: "Keine Bewegung!" Er hielt erschrocken inne und ich würde ihm sicher keine Gelegenheit geben, sich wieder zu fangen: "Ich reagiere sehr ungehalten, wenn jemand seinen Zauberstab in meiner Gegenwart zückt... Mister Bragworth!" Er zuckte unter meinen Worten sichtlich zusammen. 'Auris agitare lyncas.' Diese verdammte, eingebildete Hexe! Wer denkt sie eigentlich wer sie ist! Nur weil sie in der Aurorenausbildung war... Trotz seiner wütenden Gedanken senkte er seinen Zauberstab.
"Und jetzt heben sie den Müll, den sie herumgeworfen haben auf und dann verlassen sie mein Büro!" Er steckte mit einer langsamen Bewegung seinen Zauberstab weg, kam dann zurück und warf die herumliegenden Schnipsel wieder in den Papierkorb, drehte sich, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen und ging. In der Tür angekommen, sagte ich halblaut zu ihm "Und richten sie nie wieder ihren Zauberstab auf mich. Ich gebe nur einmal eine Warnung!" Er schluckte und wurde blass, nahm seine Papiere und ging.
Dominanz! Wir hatten das im Aurorentraining immer wieder geübt, denn es war einfacher, jemanden durch Worte zu kontrollieren, als mit Zauber zu überwältigen.

Ich und DracoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt