35 - Crucio

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In der Nacht träumte ich seit längerem wieder und am Morgen ging es mir schlecht. Mir war übel und ich hatte Kopfschmerzen und mein ganzes Kissen war nass... nicht weil ich geweint hätte... was nicht unbedingt besser war...
Ich zog mich leise an und ging arbeiten, da Draco noch schlief und ich ihn nicht wecken wollte.

Scheinbar sah man mir meine schlechte Laune an, jedenfalls liessen sie mich praktisch alle heute in Ruhe. Am Nachmittag suchte ich Shacklebold und bat um eine andere Abteilung. Geisterbehörde. Er sagte ja.
„Wissen sie, warum ich ihre Wechsel weiterhin befürworte?" fragte er, als ich schon am Gehen war.
Ich drehte mich zu ihm und sah ihn erstaunt an. „Nicht wirklich." gab ich dann zu.
„Zum einen verschaffen sie sich so einen guten Überblick über das Ministerium und zum anderen höre ich immer wieder, dass die Abteilung, in der sie sind, auf einmal viel effektiver arbeitet." Oh... auf einmal hatte ich eine Idee, woher mein Spitzname kam, obwohl ich nicht wirklich verstand, wieso.
„Danke." sagte ich erst einmal. Damit lag man praktisch nie falsch.
„Ich meinte damit nicht nur ihre Arbeit, die sie dort machen. Ich schätze ihre Arbeit, dass will ich damit nicht sagen, es ist nur so, dass auch nach ihrem Wechsel in eine andere Abteilung die Leistung besser ist." sagte er und lächelte leicht dabei. Ich verstand es noch viel weniger als davor. Wieso...?
„Das... wusste ich nicht." meinte ich in der Hoffnung, dass er es besser erklärte oder wenigstens etwas sagen würde, was mir einen Hinweis geben könnte. Statt dessen verabschiedete er mich, ohne noch etwas Wesentliches zu sagen. Ich ging zurück, machte meine Arbeit fertig, schrieb in der Pause Draco einen Brief, packte am Abend meine wenigen Sachen und trug sie ein paar Türen weiter.

*

Vom Ministerium ging in meinem Zimmer vorbei, es war ein Brief da. Ich öffnete ihn schnell und war erleichtert. Krum hatte mir geantwortet:

Liebe Hermine

Ich hoffe bei dir ist alles in Ordnung? Bist du wieder gesund? Wenn du etwas brauchst, wenn ich dir irgendwie helfen kann, melde dich. Es würde mich freuen.

Wegen deiner Entschuldigung; es war ja nicht deine Schuld, von daher bist du in keiner Verpflichtung. Wenn du allerdings darauf bestehen solltest, würde ich deiner Einladung mit Freude Folge leisten.

Ergebenst

Victor Krum

Ich freute mich, holte meine Feder und Pergament aus meiner Tasche. Zuerst wollte ich Victor absagen, mit der Erinnerung an den gestrigen Abend kam die Wut wieder hoch und ich fing an zu schreiben:

Lieber Victor

Danke, mir geht es wieder gut. Ich bin gut gepflegt worden und nun wieder ganz wiederhergestellt.

Dann nehme ich dich beim Wort und lade dich hiermit für den Samstag zum Abendessen ein. Treffen wir uns vor dem tropfenden Kessel? So um Sieben?

Freundlichst

Hermine

Ich schickte die Eule mit dem Brief los und apparierte dann zurück in unser Zimmer. Vor der Tür murmelte ich ‚Elderridge'. Draco hatte seine Tür mit einem einfachen Torzauber gesichert. Ich hatte nicht ganz verstanden, warum er das wichtig oder sinnvoll fand. Nun gut.
Draco war nicht da. Dafür lag ein Zettel auf dem Tisch. ‚Machs dir bequem. Bin gleich wieder da.'
Bett oder Sessel? Ich konnte mich nicht entscheiden und als die Tür aufging, sass ich auf dem Fensterbrett und sah der Sonne beim Sinken zu. Er kam er mit zwei Tabletts herein und grinste. „Ich war mir ziemlich sicher, dass du heute noch nichts gegessen hast, oder?"
Jetzt, als er es sagte, fiel es mir auch auf. „Woher weisst du das?"
„Ich habe es mir gedacht. Nach gestern Abend..." Wenn Ron wenigstens ein hundertstel davon gehabt hätte... dann holte mich die Bedeutung dessen ein, was er gerade gesagt hatte. Ich schlug mir die Hand vor's Gesicht. „Nein, oder...?"
„Leider schon. Weasley war nicht gerade leise..." sagte er ernst, mit Bedauern.
„Es tut mir leid..." fing ich, brach aber ab, weil ich nicht wusste, was ich weiter sagen sollte.
"Setzt dich und iss erst mal." Er liess die Tabletts wie immer auf dem Bett landen und setzte sich dann daneben. Es roch gut und ich hatte wirklich Hunger. Ich schaute an mir herunter, fuhr mir über den Bauch und seufzte. Ich hatte schon wieder zugelegt. Man sah es mir auch schon im Gesicht an.
„Was hast du?" fragte er, als er meinen Seufzer gehört hatte.
„Ich esse zuviel." seufzte ich. „Vermutlich der ganze Stress." sagte ich und tätschelte meinen Bauch.
Er legte das Besteck weg und sah mich mit einem seltsamen Blick an. „Wie lange geht es dir schon so schlecht?"
„Was meinst du? Die Koboldgrippe?"
„Hast du nicht gesagt, dass dir immer schlecht war?" wollte er wissen.
„Hm. Ja..." ich verstand nicht, auf was er hinaus wollte. Aber es klang nicht gut.
„Seit wann?" fragte er weiter und die Frage klang irgendwie seltsam. Wie ein Heiler, der versucht heraus zu finden, was der Patient hatte. Aber ich war doch gesund. Oder?
„Es ist schon wieder besser." wandte ich vorsichtig ein. Er sah mich mit einem komplizierten Blick an, so als hätte er einen Verdacht, und der Verdacht war... mindestens schlimm, wenn nicht katastrophal. Er zückte seinen Zauberstab. „Darf ich?" fragte er. Ich nickte und musste mich an unser Zusammentreffen in St.Mungo erinnern, wo ich sofort nach meinem Zauberstab gegriffen hatte, als ich ihn das Gleiche machen gesehen hatte. Ich hatte jetzt nicht einmal gezuckt, ja nicht einmal daran gedacht, dass ich sollte. Es ist viel Vertrauen gewachsen in der kurzen Zeit, fand ich.
Er richtete den Zauberstab auf mich „Infantemostende". Aus seiner Spitze kam ein Dunst, eine Art Nebel, der sich dann teilte. Die eine Hälfte formte sich zu einem Ball, die andere zu einer Fläche. Er starrte recht lange ausdruckslos auf den Nebel. Lange genug, mich nervös zu machen. Das schienen keine guten Nachrichten zu sein. Zudem kannte ich den Zauber nicht, den er gerade verwendet hatte. Dann machte er eine schnelle Bewegung mit dem Zauberstab und der Nebel verflüchtigte sich. Er sah mich mit einem seltsamen Blick an.
„Was ist? Bin ich krank?" Meine Frage schien ihn zu verwirren. Als unsere Blicke sich trafen, waren seine Augen kalt und reserviert. Meine Nervosität stieg. „Ich es etwas Schlimmes? Du machst mir Angst."
Er zuckte etwas zusammen und sein Blick verlor etwas seiner Kälte, wurde dafür misstrauisch.
„Du hast mir gesagt, dass du noch nie mit jemandem geschlafen hast..." fragte er auf einmal. Wollte er an unsere letztes Gespräch anknüpfen? Aber wieso jetzt... nein... hatte es etwas mit meiner Krankheit zu tun? Ich brach den Gedanken ab und sah ihn an. Erst fragen, dann die Panik. „Ja. Und?"
„Wieso hast du mich angelogen?" fragte er emotionslos.
„Was? Nein... ich habe dich nicht angelogen." Die Panik kam, nur aus einem anderen Grund. Wenn er dachte, ich hätte ihn belogen...
„Ich hatte dir vertraut." sagte er nun und er klang zutiefst verletzt. Nein! Nein, bitte nicht! Nicht das! Und nicht so!
„Wirklich... ich... ich habe nicht gelogen... ich..." Ich wusste noch nicht einmal, um was es genau ging... aber ich hatte ein ziemlich mieses Gefühl, dass sich schon mal im Nacken eingerichtet hatte.
„Miss Granger, darf ich sie bitten, zu gehen." Mit einem Mal war er innerlich unendlich weit weg. Er klang so wie bei unserer ersten Begegnung im St.Mungo.
„Draco....?!" Ich verstand nicht, was er auf einmal hatte.
„Geh bitte!" wiederholte er seine Aufforderung und stand dabei vom Bett auf.
„Draco... was ist los? Ich verstehe nicht..." ich war den Tränen nahe. Das kam so plötzlich.
„Ich möchte dich nicht mehr sehen, wenn ich wieder kommen." sagte er abrupt, stand auf und ging, bevor ich wirklich reagieren konnte. Ich starrte ihm unverständlich hinterher. Die Situation erschien mir surreal. Sie war so plötzlich gekommen, von 100 auf 0. Wie in einem Nebel lief ich nach Hause, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, an zaubern gar nicht zu denken.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now