24 - Nachwuchs

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Was der Hilfsgärtner gesagt hatte, verwirrte mich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Woher kannte sich ein Hilfsgärtner so genau in der Bibliothek aus, dass er sagen konnte, in welchen Büchern etwas über Kurgeln stand? Vor allem, weil es eher wenig über Kurgeln im Allgemeinen gab. Und als Hilfsgärtner in der Bibliothek... mit lesenden Hauselfen... das war mehr als seltsam. Aber vielleicht hatte es mit seiner Arbeit zu tun? Ich beschloss, bei Gelegenheit McGonagall zu fragen.

Daheim angekommen schaute ich zum Bett. Ich war immer noch nicht wirklich dazugekommen, die Wohnung einzurichten, von daher war das Bett immer noch das einzige richtige Möbel im Zimmer. Zum Glück waren meine Eltern noch nicht auf die Idee gekommen, meine Wohnung sehen zu wollen. Ich zog mich um, diesmal wählte ich vor allem die Muggelkleidung, die ich mir letztens gekauft hatte, wollte aber auf den Hut nicht verzichten. Er gefiel mir zu gut. Es passte einigermassen zusammen. Trotzdem war ich nicht wirklich zufrieden. Es war ein seltsames Gefühl, als würde etwas fehlen. Ich drehte mich mehrmal vor dem Spiegel, kontrollierte nochmal alles. Es war gut so, nichts fehlte. Aber das Gefühl wollte nicht verschwinden. Etwas verunsichert ob des Gefühl apparierte ich dann doch, etwas angespannt wegen des häufigen Schwindels in letzter Zeit, in die Gartenhütte meiner Eltern. Es ging gut. Kein Schwindelgefühl. Es war also wirklich nur die Koboldsgrippe gewesen. Ich fühlte mich auch gut. Die Fenster im Haus waren erleuchtet und ich klingelte. Nur ein Besuch, nahm ich mir vor. Nur ein kurzer Besuch.
Als Mutter die Tür aufmachte, staunte sie, freute sich und zog mich rein. Sie war fast fertig mir kochen und fragte mich, ob ich mitessen wollte. Ich wollte.
Es schmeckte herrlich und ich konnte mich kaum beherrschen. Ich merkte, wie hungrig ich war. Nach dem Essen bleiben wir sitzen und dann erzählte ich, dass ich in einer neuen Abteilung: Behörde für Tierwesen war, viel arbeite und das ich in Hogwarts mit Schülern üben würde. Ich erzählte und erzählte und Mom hörte zu. Einige Male musste ich weit ausholen, weil sie mit vielem, was in der Zaubererwelt üblich war, nicht vertraut war. Nach dem Essen verschwand Dad mit einer Zahnarztzeitschrift nach oben und ich folgte Mom in die Küche, aufräumen. Wir redeten über alles möglich. Es wurde spät am Abend, bevor ich zurück apparierte. Es war ein guter Abend gewesen und glücklicherweise hatte Mom auch nicht nach Ron gefragt. Ich hätte nicht gewusst, was ich genau hätte sagen sollen. Wir sind dran klang nach frag mich nicht, was ich ihr so aber nicht sagen wollte. Andererseits wusste ich aber auch nicht, was ich ihr sonst hätte sagen sollen. Ich wusste es ja selbst nicht. Es war ziemlich verwirrend, die Sache mit Ron.

Obwohl es schon spät war und ich eigentlich auch müde, konnte ich nicht einschlafen. Nun gut, nutzen wir die Zeit eben. Und so stand ich auf, zog mich an und apparierte nach Hogwarts. Da ich ein Lehrer war – zumindest irgendwie – spielte die Uhrzeit keine wirkliche Rolle. Was aber eine Rolle spielte: Ich hatte die ganze Bibliothek für mich. Erst als die Fenster langsam anfingen, sich wieder heller gegen die Wände abzuzeichnen merkte ich, wie lange ich eigentlich gelesen hatte. Ich apparierte ich zurück und kaum war ich daheim, holte mich die Müdigkeit ein. Aber jetzt noch schlafen... nein, das machte keinen Sinn. Also nahm ich eine Prise Flohpulver und ging durch den Kamin ins Ministerium. Ich würde heute Abend dann früh ins Bett gehen dafür.

Im Ministerium angekommen, hallten meine Schritte durch die leere Empfangshalle. Ich musste mir keinen Weg durch die Leute mehr bahnen, denn ich war alleine hier. So früh kam praktisch niemand. Ich war zufrieden. Aber nicht ganz. Eine vage Unzufriedenheit blieb.

Die Arbeit selbst gingen etwas zäher voran, vor allem, weil meine Konzentration heute nicht die Beste war. Es reichte für meine Aufgaben, hatte darüber hinaus aber keine Kraft übrig für anstrengende Leute und deren Geschichten, also machte ich kaum Pausen, lehnte die Einladungen, noch etwas trinken zu gehen, höflich ab, ignorierte die Seitenblicke und ging am Abend direkt nach Hause. Obwohl ich die letzte Nacht nicht geschlafen hatte, war ich nicht wirklich müde. Es zog mich mit unverminderter Heftigkeit wieder in die Bibliothek. Allein der Gedanke, ins Bett zu gehen, machte mich beinahe verrückt. Eine Bibliothek ganz allein für mich wartete... ich ging los, rannte beinahe und appaprierte an der erst besten Stelle. Aber als ich dann in der Bibliothek stand wusste ich nicht, was lesen. Ich lief ziemlich lange ziellos durch die Gänge... Allgemeine Zauberkunde, Geographie, Kräuterkunde, magische Tiere... ich wusste nicht, auf was ich Lust hatte, bis ich mir auffiel, dass ich immer und immer wieder dort stehen blieb, wo die Hauselfen gelesen hatten. War es das? Ich begann in verschiedene Bücher hineinzuschauen, aber keines fesselte mich wirklich. Ziemlich genervt schlug ich das Buch über Wüsten und deren Bewohner zu, stellte es zurück und beschloss, es für heute gut sein zu lassen. Zuhause fiel ich ins Bett und war weg. Ich hatte traumlos und fest geschlafen, entsprechend schwierig war das Aufstehen. Ich brauchte lange, bis ich stabil und sicher laufen konnte, machte mich dann fertig fürs Ministerium und kam prompt zu spät.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now