39 - Wendepunkt

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Es wurde recht spät und als wir uns, voll gepackt mit Informationen und Ideen, verabschiedeten, ging Draco noch auf die Toilette. Ich verstand nicht ganz, warum er gerade als wir gehen wollten, noch gehen musste. Es war ja nicht so, das wir einen langen Weg vor uns gehabt hätten. Hinters Haus, in die Seitengasse apparieren und dann die Treppe nach oben.
Kam war er weg, war Mom da und sah mich aufgeregt an. „Was läuft da zwischen euch?"
„Wie? Was soll... nichts... wir wohnen zusammen und... nichts weiter." Das mit Hogwarts muss ich ihr nicht noch erzählen. Mom sah mich indigniert an: „Kind... erzähl mir nichts! Er lässt dich keine Sekunde aus den Augen. Das machen Männer nur, wenn sie heiss verliebt sind." ihre Stimme hatte einen aufgeregten Unterton, wie ein Groupie, dass von ihrem Idol erzählt. Von dem Überfall würde ich ihr sicherlich nichts erzählen. Sollte sie lieber denken, was sie wollte. Aber ich fand den Gedanken, dass sie Draco für meinen Freund hielt, irgendwie... noch nett. Moms Blick sagte deutlich, dass sie ohne eine befriedigende Antwort sicher nicht aufgeben würde. Nun denn... "Wir kennen uns aus Hogwarts... gleicher Jahrgang, nur andere Häusser. In der Schule konnten wir uns nicht leiden, aber jetzt... wir haben eine Menge gleicher Interessen... und er macht sich glaube ich etwas Sorgen um mich." Versuchte ich Mom Dracos Verhalten plausibel zu machen, ohne dass sie sich danach zu viele Sorgen machen würde.
Sie musterte mich mit ihrem inquisitorischen Mütterblick und sagte dann: „Hast du mir nicht etwas sagen, Kind?" und wenn ich mich nicht täuschte, schielte sie auf meine Bauch dabei.

Bevor ich sie anlügen musste, oder eine gute Ausrede herzaubern, kam Draco zurück und ich so kam um eine Antwort herum. Für den Moment zumindest. Wir verabschiedeten uns, gingen ein Stück ums Haus herum, um zu apparieren, als Draco meinte „Es ist vermutlich einer der letzten nicht ganz kalten Tage, wollen wir noch ein Stück laufen?"
„Was gibt es?" fragte ich sofort, noch durch die Neugier meiner Mutter in Hab-acht-Haltung und er sah mich erstaunt an.
„Nichts. Deine Eltern sind nett." Wieso kam er jetzt ausgerechnet auf meine Eltern.
„Es sind Muggel." konnte ich es nicht unterlassen zu sticheln.
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, oder?" sagte er ernst. Als wäre ich und nicht er der ehemalige Todesser.
„Ich glaube Mom mag dich auch. Sie hatten so einen ‚Oh, das wäre ein Schwiegersohn' Blick gehabt." lachte ich. Er grinste „Das könnte passen. Dein Vater hätte mich am liebsten sofort wieder vor die Tür gesetzt."
„Nimm es ihm nicht übel. Seit ich sieben bin haben sie mich nur in den Ferien gesehen und obwohl sie irgendwie schon stolz sind, eine Hexe in der Familie zu haben... ich habe noch nie jemand mit nach Hause gebracht. Noch dazu einen Mann."
Draco sah mich überrascht an: „Potter, Weasley, die kleine Weasley? Nie?"
„Kein einziges Mal." Wir laufen schweigend weiter. Das Gespräch hatte einen Punkt erreicht, an dem ich nicht weiter denken wollte. Es erschien mir... unpassend.
Nach einigen Schritten lachte er leise und als ich ihn fragend ansah, meinte er. "Das klingt beinahe ironisch, nicht: Die Hexe, die zwei Muggeleltern hat, bringt keinen ihrer Freunde, die entweder selbst einen Teil Muggeleltern haben oder aber keine Vorurteile gegen Muggel haben, je mit zu sich nach Hause, aber einen ehemaligen Todesser, die dafür bekannt sind, dass sie auf Muggel herabschauen."
So wie er es formulierte... klang es wirklich seltsam. Ich brauchte etwas, darüber nachzudenken und so liefen wir eine Weile schweigend, bis meine Gedanken, da sie nicht wirklich weiter kamen, anfingen abzuschweifen: „Mom hat vermutlich was bemerkt, jedenfalls hat sie mich gefragt, ob ich ihr was zu erzählen hätte und dabei auf meinen Bauch geschaut."
„Du hast auch mindestens fünf Mal deine Hand auf deinen Bauch gelegt, während wir bei ihnen waren." kommentierte Draco trocken.
„WAS? Ohhh nein..."
„Was hast du?" fragte er, erstaunt über meine Reaktion.
„Mom reisst mir den Kopf ab, wenn ich ihr das sage. Sie hat mir das immer wieder eingetrichtert, dass man aufpassen soll und so... und ich weiss nicht mal, was passiert ist."
„Hm." brummte Draco und dann lachte er leise. „Ich war zuerst überrascht, als du mich mit 'Draco' vorgestellt hast." sagte er dann.
„Was hätte ich machen sollen? Wenn wir uns eine Wohnung teilen und uns mit dem Nachnamen anreden, hätte Mom sonst was vermutet."
„Es hat mir gefallen." sagte er beinahe beiläufig, während wir weiter liefen. Es war noch nicht richtig kalt, aber auch nicht mehr warm.
„Das sie sonst was angenommen haben?" fragte ich.
„Ich meine: Draco... bei der ersten Vorstellung... ich weiss nicht, wie es unter Muggeln ist, aber wenn ich dich meinen Eltern als Hermine vorstellen würde, würden sie nach dem Hochzeitstermin fragen." sagte er und lachte leise dabei.
„Hm." Es war schon komisch, als ich ihn das erste Mal Hermine habe sagen hören. „Ja, wirklich komisch." Ich ging dem Gedanken nach.
„An was denkst du?" fragte er nach einem Moment Stille.
„Wie du meinen Namen gesagt hast und wie das wäre, wenn wir das in der Zaubererwelt auch machen würden."
„Was wäre dann?" fragte er und mir kam es so vor, als wäre es auf einmal angespannt. Hatte er Angst?
„Alle würden uns für Freunde halten oder würden sogar denken, dass wir ein Paar wären." versuchte ich mir die Situation vorzustellen.
„Wäre das so schlimm?" fragte er zurück und seine Stimme klang zwar ruhig, aber er konnte die Anspannung darin nicht ganz verstecken.
„Eh?" Was hatte er? Irgend etwas war komisch gerade, aber ich konnte es nicht wirklich benennen.
Er bleib stehen, drehte seinen Kopf zu mir, sah mich direkt an und sinnierte: „Ich meine, was ist das Richtige? Ist es besser dich vor anderen Granger zu nennen, auch wenn es für uns nicht passt... das klingt irgendwie... nicht ricjhtig, oder?"
„Woher willst du wissen, ob es das Richtige ist?" hakte ich nach, eigentlich interessierte mich die Frage nicht wirklich, viel mehr beschäftigte mich sein komisches Verhalten, etwas schien ihn zu belasten. Wir liefen weiter.
„Gefühl." Nur ein Wort..., Hm! Nicht gerade ergiebig. Ich dachte über seine Antwort nach und gleichzeitig, was es sein könnte, dass ihn belastete. Meinte er für Freunde halten oder für ein Paar halten...?
„Wäre es nicht unpassend, wenn sie uns für ein Paar hielten? In ein paar Wochen werden alle sehen, das ich..." kam mir meine Zustand in den Sinn und automatisch legte sich meine Hand auf meinen Bauch. Als ich es merkte, zuckte ich zusammen und nahm die Hand schnell wieder weg. Ich hörte ihn leise lachen, vermutlich hatte er die kleine Episode bemerkt.
„Was wäre denn dann passender?" fragte er zurück. Ja, was... ich hatte keine Antwort.
„Wenn mein Bauch noch grösser wird, werden es alle bemerken und wenn du neben mir bist, werden alle denken, dass du der Vater bist." versuchte ich mir die Situation vor zu stellen.
„Ja, vermutlich." meinte er. Das machte Sinn... Bald würde es anders aussehen, wenn wir nebeneinander laufen und uns so vertraut ansprechen würden.
„Und?" unterbrach er meine Gedanken, drehte sich zu mir und sah mich an.
„Und was?" Ich verstand diesmal nicht, was er meinte.
„Und? Wäre es schlimm?" fragte er und fixierte mich mit seinem Blick.
„Was meinst du genau" fragte ich skeptisch, ich verstand immer noch nicht...
Er zog seine Stirn kraus und musterte mich irritiert.
"Was? Was ist?" wollte ich wissen. Ich konnte sein Gesicht im Moment überhaupt nicht einordnen.
"Du bist heute..." er lachte kurz und sagte, bevor ich etwas sagen konnte: "Meist verstehen wir uns mit wenigen Worten oder auch nur Blicken... aber wenn es um so was geht, hast du eine richtig lange Leitung."
Wer hört schon gerne, dass er dumm war... "Was ist es dann genau, was ich nicht verstehe?" Es klang wie ein quengeliges Kind und genauso sollte es auch klingen.
„Was wäre, wenn sie uns für ein Paar hielten?" fragte er direkt und sah mir wieder in die Augen. „Du hättest nicht mehr die Blicke 'eine Hexe mit Kindern ohne Mann' auszuhalten. Wäre das nicht deutlich einfacher?" erklärte er weiter.
„Hm." brummte ich und ich versuchte mir zu überlegen, wie das wäre.
„Aber die Parkinson wäre vermutlich noch wütender auf mich. Und evtl. auch auf dich. Wer weiss, was sie vorhat..." meinte ich dann. Entgegen meiner Erwartung sagte er nichts mehr. Etwas schien ihn zu stören, er schien unzufrieden mit irgend etwas zu sein.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now