54 - Schicksalhafte Begegnungen

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Als ich Lucius gegenüberstand, zögerte ich immer noch, den Silencio aufzuheben. Er lag immer noch am Boden der Besenkammer. Ich versicherte mich nochmals, dass der Fesselzauber unbeschädigt war, dann hob ich den Silencio auf und wappnete mich innerlich gegen Lucius giftige Zunge. Ich wusste immer noch nicht, ob die Geschichte, die er mir erzählt hatte, stimmte oder ob er sich nur geschickt aus der Falle manövrieren wollte.
„Darf ich sie sehen?" fragte er, kaum konnte er wieder etwas sagen. Ich verstand nicht, was er meinte.
„Was? Wen wollen sie sehen?"
„Meine Enkel, denke ich." sagte er ruhig. Das war nicht das, womit ich gerechnet hatte. Ich war sofort noch angespannter als eh schon, da ich nicht verstand, was er bezwecken wollte.
„Hat Narzissa es ihnen gesagt?" wandte ich mich dem am wenigsten komplizierten Teil dessen, was er gesagt hatte, zu.
„Eigentlich waren sie es, dies es mir gesagt haben. Sie haben Oma Narzissa gesagt, daher gehe ich davon aus, dass es auch meine Enkel sind, oder?" Er redete ruhig, aber ohne den Unterton, den er vorhin in der Stimme hatte. Zu gerne würde ich den Auriszauber verwenden, ich wüsste gerne, was er wirklich dachte.
Wir schauten uns direkt in die Augen. Ich versuchte etwas zu erkennen, was mir sagte, ob er log oder ob es wirklich eine Verkettung von Missverständnissen war. Auris agitare lyncas.
"Miss Granger" sagte Mister Malfoy nach einem Moment des Starrens. „Mir ist sehr wohl bewusst, wie wenig Grund sie haben mir zu trauen. Und wie wenig ich so ein Vertrauen auch verdient habe. Trotzdem möchte ich dieses Vertrauen." Er sprach ruhig, ernst, keine Spur seiner sonstigen Überheblichkeit und Arroganz. Ich werde alles tun, um ihr Vertrauen zu bekommen. Alles was nötig ist, für Narzissa.
Zu meinem Erstaunen gab es kein Echo, er hatte nicht auch den Auris verwendet. Hm... Er hatte sicher nicht darauf vergessen. Also wieso? Wollte er mich in Sicherheit wiegen? Ich wusste, dass er sehr geschickt in Okklumentik war. Wir schauten uns wieder an. Vielleicht war es die Tatsache, dass er ihr Grossvater war oder das Narzissa mir beinahe so etwas wie eine mütterliche Freundin geworden war, jedenfalls merkte ich wie ich es doch tatsächlich in Erwägung zog, als er meine Gedanken unterbrach. Schnell riss ich mich von dem Gedanken los. So einfach würde er mich nicht einlullen.
„Ich würde ihnen anbieten, falls sie des Legilimenszaubers mächtig sind, ihnen Zutritt in meinen Kopf zu erlauben, alternativ dazu ein unbrechbares Versprechen." Meinte er das ernst? Ich hoffe nur, das ihr das reicht. Ansonsten weiss ich auch nicht, was machen. Vermutlich konnte er den Gedanken an meinen Gesicht ablesen, denn er sagte „Ich möchte ihnen beweisen, dass sie mir vertrauen können, Miss Granger." Er hatte mich mit dem, was er gerade gesagt hatte, völlig unvorbereitet erwischt. Ich hatte alles in Erwägung gezogen, nur nicht, dass er es ernst meinen könnte. Meinte er es ernst?
„Aber warum?" fragte ich irritiert. Sein Verhalten passte so gar nicht zu dem Lucius Malfoy, den ich all die Jahre kennengelernt hatte.
„Ich hatte es ihnen versucht am Nachmittag zu erklären. Ich liebe meine Frau und ich könnte nicht ohne sie leben." Er meinte was er sagte. Okaaay?!
Ich zögerte und nach einem Moment meinte er. „Was brauchen sie, um mir zu glauben? Ein unbrechbares Versprechen und einen Einblick in meine Erinnerungen? Oder sagen sie, was ich machen soll. Ich bin willens, auf alle vernünftigen Bedingungen einzugehen." Bitte, nur eine Chance. Ich werde sie nicht vergeuden!
„Sie würden mir wirklich ein unbrechbares Versprechen geben und mir Zugang zu ihren Erinnerungen geben? Bevor sie antworten: Ja, ich beherrschte den Legilimenszauber." hängt ich noch an.
„Davon bin ich ausgegangen." sagte er mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. Es klang beinahe so, als ob so etwas wie Bewunderung und gar etwas Stolz darn mitschwingen würde. Ich verstand ihn immer weniger. Was woltle? Und was dachte er wirklich? „Und... ich bin bereit, wenn sie es sind." sagte er mit einem knappen Nicken. Und es schien ihm wirklich ernst zu sein.
Ich wollte wieder zögern, gab mir aber einen Ruck. „Gut. Sie versprechen mir, dass sie ihre Enkel und deren Mutter nicht schädigen. Falls es sich herausstellt, dass sie nicht ihr Grossvater sind, haben sie nichts verloren. Und dann möchte ich die Erinnerungen sehen, die sie mir heute Nachmittag geschildert haben. Wenn sie mich nicht angelogen haben, bin ich bereit, sie ihren Enkelkindern vorzustellen."
„Gerne." sagte er fast drängend und bog seine Hand nach vorn, so weit der Fesselzauber es zuliess. Er verlangte nicht, dass ich ihn aus dem Fesselzauber entliess - was ich eigentlich erwartet hatte. Zumindest versuchte er keinen so billigen Trick. Das konnte man beinahe als Kompliment ansehen.

Ich und DracoWhere stories live. Discover now